Mittwoch, Januar 05, 2011

"Dem eigenen Pharao begegnen" oder "Wie ein Blog erfolgreich wird"

B”H

Gestern nahm ich an einem interessanten Schiur (relig. Vortrag) teil. Und das, obwohl mich einige Leute warnten, nicht zu oft zu Chabad zu gehen, denn man fürchtet, ich könnte zu Chabad hinüberkippen. Eine völlig unberechtigte Vorstellung und dass ich Chabad werde, wird nicht passieren ! :-)

Der Schiur nahm einen interessanten Verlauf, denn der Referent (Chabadnik, aber kein Rabbiner) zieht seinen Unterricht von nun an gemäss einer neuen Methode auf. Vor einer Woche noch las er lediglich aus dem Chabad – Standardwerk TANYA vor, ohne darauf zu achten, dass die Hälfte der Anwesenden ihm absolut nicht folgen konnte. Wer kann das auch, wenn da jemand von seiner eigenen Religion, sprich dem Judentum, wenig bis gar keine Ahnung hat ? Und dann kommt jemand von Chabad, schlägt den TANYA auf und redet von drei unterschiedlichen Seelenleveln oder einem g - ttlichen Licht. Anstatt derlei tiefe und komplizierte Konzepte vorab zu erklären, wird einfach aus einem Buch vorgelesen und alles heruntergerasselt. Und so kame es dann auch zu Beschwerden und der Referent schwenkte seinen Lernplan bzw. die Lernmethode um. Ausgerechtet gestern war ich dann auch noch die einzige Anwesende, da andere sich nicht vom Internet trennen konnten.

Der Referent began mich zu fragen, was ich empfinden täte, wenn ich Moshe wäre und da plötzlich von G – tt zu Pharao geschickt werde, um von ihm die Freiheit der in Ägypten versklavten Juden einzufordern. Wäre das nicht eine angst einflössende Aufgabe ?

Meine Antwort darauf lautete NEIN, denn erstens trug G – tt Moshe auf, zu Pharao zu gehen und war damit austomatisch auf Moshes Seite. Zweitens lessen wir in diesen Wochen in den Thora Parashot von den 10 Plagen und wenn Moshe zu Beginn der dieswöchigen Parashat BO zu Pharao geht, sind die 10 Plagen schon in vollem Gange. Wieso also sollte Moshe da angst vor Pharao zeigen, wenn der Machthaber momentan mit den Plagen und mit G – tt konfrontiert wird ?




Der Referent erklärte, dass PHARAO hier genauso ein Konzept bedeuten könnte und das uns G – tt in der Thoralesung BO etwas besonderes lehren will. Moshe fühlte sich alles andere als wohl, zu Pharao gehen zu müssen und hätte sich sicherlich etwas Besseres vorstellen können. Genauso ergehe e suns im Leben: “Komm zu Pharao – Komm zu jenen Situationen, die Dir in Deinem Leben unangenehm sind, aber mit denen sich jeder von uns trotzdem herumschlagen muss”.

Situationen, vor denen wir angst haben und in die wir uns lieber nicht begeben wollen. PHARAO steht also im tieferen Sinne für die DUNKLE SEITE.
Jeder von uns hat eine dunkle Seite in seinem Leben, der er aus dem Wege gehen will. Probleme vielleicht, einen bestimmten Menschenschlag, gewissen Mitmenschen, etc. Wenn wir jedoch damit in Berührung kommen, sollten wir wissen, wie wir damit umgehen.

Der Referent machte auf eine Psychologiestudie aufmerksam, welche zu dem Ergebnis kam, dass es Leute gibt, die in sich gezogen leben. Bedeutet, sie bestehen auf ihre Meinung und leben, ohne sich darum zu kümmern oder beeinflussen zu lassen, was ihre Umgebung von ihnen halt. Dann aber gibt es Menschen, die stets gemäss ihrer Umgebung handeln, sich beeinflussen lassen und sich somit einen Vorteil erhoffen. Und sei es nur “Everybody’s Darling” zu sein. Ich gab dem Referenten hierzu ein paar Beispiele aus der Blogosphere:

Es existieren unzählige Websites, die anderen Website Inhabern bzw. Bloggern lehren wollen, wie man denn alles richtig mache und einen Blog erfolgreich führt. Am besten sei es immer, die Leserschaft Recht haben zu lassen. Nur ja nicht zuviel eigene Meinung schreiben, sondern liberal und in der goldenen Mitte bleiben. Immerhin beabsichtigen viele Blogger etwas zu verkaufen und bei klaren, manchmal missliebigen Aussagen, gehe ja sonst die Kundschaft verloren.

Was ich soweit feststellte ist, dass nur jene Leute Geld machen, welche auch die Ratschläge geben, denn sie verkaufen ihre Online – Kurse oder eBooks. Wer sich als Blogger damit einfangen last, dem wird zwar alles vom Himmel herunter versprochen, doch die wenigsten kommen tatsächlich ins Business.

Ich bin nichts von all dem und schreibe meine persönlichen Meinungen. Ob es der leserschaft nun passt oder nicht. Das erstaunliche Ergebnis aber ist, dass gerade diejenigen Blogger, die sich anpassen und so schön liberal bleiben, den meisten Erfolg vorweisen. Warum ? Ich habe keine Ahnung. Vielleicht, weil die Welt nicht mehr unbedingt darauf aus ist, unliebsame Meinungen zu hören, sondern lieber auf Friede, Freude, Eierkuchen abfährt.

Und was hat das jetzt alles mit Moshe und Pharao zu tun ?

Es geht nicht um die Frage, ob Moshe angst hatte zu Pharao zu gehen oder nicht, sondern darum, wie Moshe die Situation letztendlich managte. Auch wir müsen im Leben lernen, mit schwierigen Situationen umzugehen und uns ihnen zu stellen. Und dabei kommt es in erheblichem Maße darauf an, ob wir uns nach unseren inneren Werten richten und danach gehen, wer wir wirklich sind. Oder ob wir uns von unserer Umwelt beeinflussen lassen und so eine Maske aufsetzen, um eine Situation gemäss den Erwartungen von außen zu meistern.

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