Montag, Oktober 11, 2010

Von Canaan nach Ägypten

B"H

In der Thora Parashat "Lech Lecha", welche wir an diesem Schabbat in den Synagogen lesen, tut sich eine ungemein interessante Frage auf:

Wenn Avraham so sehr auf G - tt vertraute als dieser ihm befahl, in das Land zu gehen, was Er ihm zeigen werde, zögerte Avraham nicht. Als nach seiner Ankunft in Canaan jedoch eine Hungersnot ausbrach, zog Avraham weiter nach Ägypten, um nicht dem Hungertod ausgesetzt zu sein. Warum vertraute hier Avraham nicht auf G - tt, dass G - tt ihn mit ausreichender Nahrung versorgte, wenn Er ihn schon nach Canaan gebracht hatte ? Würde G - tt ihn etwa einfach so an Hunger sterben lassen ?

Der Ramban (Nachmanides) meint, dass Avraham sündigte, indem er nach Ägypten zog. Avraham hätte auch hier G - ttvertrauen zeigen sollen.

Raschi dagegen kommentiert, dass Avrahams Reise nach Ägypten eine bestimmte Aufgabe erfüllte. G - tt testete Avraham, ob er Ihm auch weiterhin vertraue. Zuerst bringt G - tt ihn nach Canaan und dann erfolgt eine Hungersnot. Avraham aber lehnte sich nicht auf.

Raschi kommentiert weiter, dass es falsch gewesen wäre in Canaan zu bleiben und einfach nur so auf G - ttes Hilfe gewartet zu haben.

Auf den ersten Blick kann die Schlussfolgerung geschlossen werden, dass ein jeder, der sich in Not befindet, sich einfach nur hinzusetzen und Vertrauen in G - tt zu zeigen hat. Die Thora jedoch verlangt, dass ein Mensch handelt und nicht nur auf G - tt wartet, sodass dieser etwas unternimmt. Die aktive Handlung einer Person stellt das individuelle G - ttvertrauen nicht in Frage, denn weiss er doch, dass G - tt ihm helfen wird. Allerdings sollte zuerst die eigene Handlung erfolgen. Was wir nicht dürfen ist dazusitzen und auf ein Wunder vom Himmel zu hoffen.

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