Freitag, Oktober 30, 2009

Schabbat Schalom

B"H

Tel Aviv sah vor wenigen Minuten noch geflutet aus, doch wunderbarerweise verschwanden Tonnen von Regenwasser in den wenigen vorhandenen Gullis.
Israelische Autofahrer wissen kaum mit herabschüttenden Wassermassen umzugehen und als es vor ein paar Minuten noch aus allen Eimern schüttete, erlag teilweise der Verkehr. Aus dieser Erfahrung heraus mache ich mich heute noch eher auf den Weg nach Jerusalem. Vor dem früh beginnenden Schabbat (gegen 16.30 Uhr) ist Hektik angesagt, denn alles soll irgendwie noch schnell erledigt werden, bevor der Busverkehr eingestellt wird und die Geschäfte schliessen.

Israels Sommer besteht aus Monaten der Hitze und der Regen bleibt aus. Seit Jahren regnete es auch während der Winterperiode nicht mehr ausreichend und letztenendes wollte Israel sogar Wasser aus der Türkei importieren. Um den See Genezareth (Kinneret) wieder einigermassen zu füllen, müsste es den Winter über theoretisch jeden Tag schütten, so schlimm schaut die Lage aus.

In wenigen Stunden kehre ich nach Jerusalem zurück und eventuell muss ich meine Schabbatpläne umstellen. Es soll weiter regnen und das bedeutet, dass ich nicht gerade weite Strecken laufen kann. Am Schabbat dürfen wir, laut Halacha, mit keinem aufgespannten Schirm herumlaufen, da diese "Arbeit" unter eines der 39 Verbote am Schabbat fällt: nämlich in die Kategorie "Bauen". Spanne ich einen Schirm auf, baue ich sozusagen ein Dach.

Meine Freunde in Deutschland fanden das beste Verbot das Nictsabtreten der Schuhe am Schabbat, da dies in die Kategorie "Pflügen" fällt.
Die "Lamed Tet Melachot - 39 Arten des Arbeitsverbotes" entnehmen wir dem Aufbau des Mischkan (Tabernakels) in der Wüste. Alles, was mit dessen Aufbau verbunden war, ist am Schabbat verboten und ich werde die 39 Arten der Arbeit in der kommenden Woche einmal aufzählen und etwas erklären. Den Schirm nicht aufspannen, etc. sind sozusagen die rabbinisch - halachischen Untergruppen der 39 Hauptarten. Wobei im Ausland ebenso das Tragen eines Schirmes an sich verboten ist. In Israel dürfen wir diesen Tragen, doch nicht aufspannen. Tragen deswegen, weil um jüdische Orte ein ERUV gespannt ist. Laut der Thora dürfen wir am Schabbat nur innerhalb einer bestimmten vorgeschriebenen Domäne tragen, doch wenn diese Domäne zu unserer Wohnung gehört, ist das Tragen erlaubt. Und ein ERUV (ein Draht) wird deshalb von Rabbiner um einen ort gespannt, damit alles unserem Wohnzimmer gleicht und das erlaubte Gebiet eingegrenzt wird. Ebenso bestehen Eruvim in jüd. - relig. Teilen New Yorks. Aber auch zu dem Thema später noch mehr.

Was man am Schabbat also tun kann ist, sich ein Regencape (Ostfriesennerz) überzuwerfen.
Aber es geht über ein wenig melancholische Stimmung, in der man ein gutes Buch lesen kann.


"Schabbat Schalom" an alle Leser !

Donnerstag, Oktober 29, 2009

Parashat Lech Lecha - פרשת לך לך

Die Thoralesung "Lech Lecha - Geh zu Dir selbst"



B"H


Die Thoralesung für diesen Schabbat


"Lech Lecha - Geh hinaus": G - tt beauftragte Avraham (zu der Zeit hieß er noch Amram, der der Buchstabe der Buchstabe Heh wurde dem Namen erst etwas später hinzugefügt).
Avraham sollte Heimat und Familie verlassen und sich in das Land Kanaan aufmachen, wo G - tt ihn und seine Nachfahren zu einer großen Nation machen wollte. Die einfache Interpretation lautet, dass Avraham sich möglichst weit weg von seiner bisherigen Umgebung entfernen sollte.


Dieser erste Satz der Thoraparasha "Lech Lecha" erinnert mich stets daran, wie auch ich auszog, um Aliyah nach Israel zu machen. Nicht nur, dass ich meine gewohnte deutsche Umgebung verliess; gleichzeitig verliess ich genauso ein Stück meiner selbst, um etwas Neues aufzubauen. Ein neues Leben zu beginnen, wobei bei mir die Religion der Aliyahgrund Nummer Eins war und geblieben ist.


Avraham fragte nicht lange zu zog in die Ferne; in ein Land, das G - tt ihm zeigen wollte. Auch wir, die da Aliyah machen, benötigen eine gehörige Portion an G - ttvertrauen. Doch G - tt lehrt uns nicht nur den Auszug in das Land Israel. Ebenso bedeutet Lech Lecha, dass jeder zu sich selbst finde. Herausfinden, wer man eigentlich ist und wo die eigenen persönlichen Prioritäten liegen: Mit welcher Moral oder welchen Prinzipien beabsichtige ich mein Leben zu meistern ?


Nicht jeder kann gerade einmal so Aliyah nach Israel machen und deswegen sollten wir uns auf einen weiteren Punkt konzentrieren, den Avraham uns übermittelt: Er kam aus dem Land "Ur Kasdim", welches mit dem heutigen Süden von Irak identifiziert wird. Inmitten all der dortigen Bewohner, die Nimrod als G - tt anbeteten, schaffte es Avraham zum einzigen wahren G - tt zu finden und den Götzendienst aufzugeben. Sollte dies nicht ein Anreiz für alle in der Diaspora lebenden Juden sein, sich ebenso ihres Glaubens zu besinnen ?


Die beiden Talmud Traktate Nazir 23b und Horayot 10b gehen näher auf das Verhalten Lots (dem Neffen Avrahams) ein. In Sefer Bereschit (1. Buch Moses) 13:10 heißt: "Und Lot erhob seine Augen und sah das gesamte (fruchtbare) Jordantal".
Vor der Zerstörung von Sodom und Gomorrha, versteht sich.


Die Thora lehrt uns , dass die Hirten Lots sowie Avrahams im Dauerclinch lagen und Avraham vorschlug, sich zu trennen, damit die Ausmasse des Streites nicht noch schlimmere Züge annahmen. Daraufhin sah Lot sich um, sah das fruchtbare Jordantal und wollte sich dort niederlassen, obwohl es dort wahrlich zuging wie halt in "Sodom & Gomorrha". All die vergehen und Bestialitäten der dortigen Bewohner schreckten ihn nicht ab, sich ausgerechnet dort niederzulassen. Lot dachte einzig und allein an seinen finanziellen Vorteil und ein tolles Leben. Was er tat war, nur auf die Oberflächlichkeiten zu schauen: Man sieht etwas Schönes und will es haben. Ob es gut für uns ist oder nicht, interessiert in dem Moment weniger. Wir sehen und entscheiden gemäss unserer Augen. Ob das in der Partnersuche ist oder woanders. Schönheit muss sein, selbst wenn sich, z.B. ein Ehepartner, hinterher als Katastrophe erweist.


Genau wie Lot, der in das sündhafte Sodom rannte; einer Stadt, in welcher arme Durchreisende ihrer allerletzten Habe beraubt und dann umgebracht worden sind. Viele meinen, Sodom und Gomorrha seien wegen der dort stattfindenden sexuellen Perversionen von G - tt zerstört worden, doch das stimmt nicht. Der Talmud Traktat Sanhedrin geht da eher auf Mord und Diebstahl ein. Fremde wurden gequält, denn die Bewohner Sodoms wollten alles, nur keine armen lästigen Durchreisenden in der Stadt. Bedürftige hatten dort nichts verloren und man tat alles, um sie fernzuhalten bzw. auszuschalten.


Die o.g. Talmudtraktate sehen in Lot jemanden, der nach den Augen entscheidet und auch dementsprechend handelt. Er sieht, will haben und denkt nicht an das Danach. Indem Lot das sündhafte Sodom als Wohnort aussuchte, zeigte er seinen wahren Charakter (Horayot 10b sowie der Talmudkommentator Maharsha). Die Kommentatoren Raschi und Ramban stimmen dem zu. Anstatt nur nach allem Schönen und Oberflächlichem zu schauen, hätte Lot von Avraham lernen sollen. Außer all dem Äußeren eines Menschen gibt es auch noch einen inneren Kern, der da Seele genannt wird. Und danach sollte man beim Auswahl eines Partners oder von Freunden gehen. Den Menschen kennen lernen und seine Seele erkunden, denn das ist wichtiger als einer Schönheitskönigin ohne Inhalte hinterherzulaufen.


Aus den Reaktionen Avrahams (Zieh hinaus bzw. entferne Dich von negativen Einflüssen) und Lots (Er hob die Augen und "folgte ihnen") lernen wir, wie wichtig es ist, im Leben eigene Massstäbe und eine Moral zu setzen. Bevor wir uns nur nach den Augen und unserem Herzen entscheiden, sollten wir vorher den Verstand einschalten und uns über eventuelle Konsequenzen im Klaren sein.


Es kann ja jeder einmal selbst überlegen, wie oft er in Alltagssituationen nur nach seinen Augen geht und etwas haben will, ohne nachzudenken.


Schabbat Schalom an alle Leser !



Schabbatatmosphäre


Verkauf von "Challot - Schabbatbroten" in Mea Shearim

Yahrzeit von Rachel Imenu


B"H

In der jüdischen Welt gedenken wir heute dem Todestag (Yahrzeit) unserer Vormutter Rachel, der Frau Yaakovs. Tausende Juden versammeln sich heute zum Gebet am Grab von Rachel (Kever Rachel) vor den Toren der Stadt Bethlehem.

Teile der israelisch - säkuleren Gesellschaft diskutieren, warum relig. Schulen fast ausschliesslich an die Yahrzeit der Rachel erinnern und nicht an die ebenso heute stattfindende Yahrzeit des im November 1995 ermordeten Premierministers Yitzchak Rabin. Dazu kann ich nur sagen, dass man eine Rachel nicht mit einem israelischen Politiker vergleichen kann. Einem Politiker, der durch seine Abkommen Israel im Nachhinein Schaden zufügte. Waffengeschenke und Landaufgabe bringen keinen Frieden, sondern nur neuen Terror. Eine Tatsache, die wir heute, Dank Rabin, auszubaden haben.


Gestern abend am Kever Rachel





Sämtliche Photos gibt es hier einzusehen:

Mittwoch, Oktober 28, 2009

"Koschere" Busse verstossen gegen das Gesetz

B"H

Manchmal jagt eine "Anstandsnachricht" gleich die nächste:
Gestern noch berichtete ich über die "unanständigen Werbeplakate" von FOX Fashion und prompt gab das israelische Verkehrsministerium eine Entscheidung in einem anderen Zusammenhang bekannt.

Wie an dieser Stelle schon mehrfach in der Vergangenheit berichtet, verlangen viele Haredim (Ultra - Orthodoxe) in Jerusalem nach Geschlechtern getrennte Busse. Bedeutet: Frauen sitzen hinter, Männer vorne. Ehepaare dürfen zusammensitzen.Die haredische Mehrheit jedoch ist absolut gegen diese getrennte Sitzordnung !
Zur gleichen Zeit aber verlauten Stimmen von relig. Frauen, die ihrerseits eine getrennte Sitzordnung fordern, damit sie nicht von diversen Männer anzüglich angestarrt werden. Weiterhin kommen derlei Forderungen ebenso aus Teilen des nationalreligiösen Lagers und nicht nur ausschliesslich von den Haredim.

Einige Busse in Jerusalem sind getrennt; doch nur diejenigen, die eben ausschliesslich in haredische Wohngebiete fahren. Die Sitztrennung nach Geschlechtern findet in den staatlichen Egged - Bussen freiwillig statt und ist nicht Gesetz. Wer aber einen Bus besteigt, der da nur durch haredische Gebiete fährt, sollte sich der bestehenden freiwilligen Sitztrennung anpassen.


Ein koscherer Bus

Andere Haredim wiederum ziehen den Einsatz von privaten Bussen vor. Erstens, weil Egged sich oft weigert, eine Geschlechtertrennung zu erlauben und zweitens, was noch viel wichtiger ist: Jene Haredim, welche sich gegen den Staat Israel aussprechen, sind somit nicht gezwungen, das staatliche (zionistische) Unternehmen Egged zu benutzen.

Gestern nun gab das Verkehrsministerium bekannt, dass derlei Sitztrennungen in den Bussen ILLEGAL sei ! Jeder Fahrgast könne sitzen, wo er wolle.

Bleibt abzuwarten, welche Busse dies genau betrifft, denn in Mea Shearim fungiert eine private Buslinie zur Kotel (Klagemauer). Kostenlos und bezahlt von haredischen Organisationen.

Dienstag, Oktober 27, 2009

FOX Fashion und die Unzucht


Die Poster "koscher" gemacht (photoshopped) von der haredischen Site HAREDIM

B"H

"Netive'i Ayalon" ist wahrscheinlich DIE meist befahrenste Autobahn in Israel. Die "Ayalon" führt nach und ausTel Aviv und wird täglich von Tausenden von Menschen benutzt. 

Tel Aviv liebt seine gigantische Plakatwerbung und sie sind überall sichtbar: Ob das am Kikar Rabin, der Kreuzung Arlozorov Bahnhof / Ramat Gan oder eben am  Netive'i Ayalon ist. Da prangt am Netive'i Ayalon der Lubawitscher Rebbe Menachem Mendel Schneerson z"l in Riesenformat (mit der Aufschrift er sei der "Meschiach") und nun legte Israels Modeunternehmen FOX noch eins drauf, indem es gigantische Plakate am Highway aufhing. Zu sehen ist, unter anderem, das israelische Topmodel Bar Rafaeli (die EX von Leonardi Di Caprio).



Die Ayalon Autobahn in Tel Aviv


Soweit ist nichts Besonderes am Aufhängen der nervigen Werbeplakate, bis das haredische (ultra - orthodoxe) Online magazin HAREDIM und Teile der haredischen Gesellschaft einen absoluten Aufstand um die FOX - Poster veranstalteten. Die Plakate seien unanständig und müssten sofort entfernt werden !
Der haredische Standpunkt wurde folgendermassen begründet:
Tausende Haredim benutzten ebenso den "Netive'i Ayalon" und wollen nicht von unanständigen Poster (mit einer Frau) gestört werden. Ganz zu schweigen von den haredischen Schulkindern, welche da nicht der sekulären "Pornographie" ausgesetzt werden sollen.

Israels sekuläre Presse reagierte erst gestern als das Modeunternehmen FOX kleinbei gab und die Plakate entfernte. "Ein Fehler, wie mir ein älterer Chassid gestand. FOX hätte sich nicht von einigen haredischen Anstandsfreaks einschüchtern lassen sollen. Was kommt als nächstes ? Muss die Frau um Erlaubnis fragen, wenn sie das Haus verlassen will ?"
Soweit der Chassid.



Die Poster Netive'i Ayalon auf "anständig" (mit Photoshop) getrimmt: "Haredim Website"


Link:



Es besteht gar kein Zweifel daran, dass viele israelische Werbespots oder Plakate ziemlich dämlich gemacht sind und oftmals wirklich an Pornographie grenzen. Dennoch, die besagten Poster auf der Ayalon waren nicht unanständig; dumm vielleicht, aber nicht unanständig.
Wenn die haredische Gesellschaft verlangt ernst genommen zu werden, dann muss sie dies im Gegensatz mit allen anderen Gesellschaften in Israel tun. "Leben und leben lassen ! Die Ayalon gehört uns allen !"

Haredisches Holocaust Museum in Jerusalem

B"H

Der Rebbe der chassidischen Gruppe Kaliv (Jerusalem), Rabbi Menachem Mendel Taub, ist Auschwitzüberlebender. Aus seiner Vergangenheit macht er keinen Hehl; auch nicht daraus, dass Dr. Josef Mengele an ihm herumexperimentierte. Aufgrund der KZ - Experimente und der Verbrennung seines Bartes ist der Kaliver Rebbe der einzige chassidische Rebbe, welcher keinen Bart hat. Ganz einfach aus dem Grund, weil ihm keiner wächst.


Vor wenigen Jahren zog Rebbe Menachem Mendel Taub von Bnei Brak nach Jerusalem um und sein "Kaliv Center" befindet sich nahe der Bar Ilan Street in Jerusalem. Im haredischen (ultra - orthodoxen) Viertel nicht weit von der Sorotzkin Street in Kiryat Mattersdorf (Jerusalem) bzw. Kiryat Belz.


Rebbe Menachem Mendel Taub

Bekannt ist der Kaliver Rebbe aber nicht nur aufgrund seiner Lagervergangenheit, sondern ebenso durch seine Frömmigkeit und gleichzeitig Offenheit. Zuletzt machte er Schlagzeilen als er, wider aller anderen Haredim (Ultra - Orthod.), den Jerusalemer Bürgermeister Nir Barkat empfing. Seitdem Barkat das städtische Parkhaus Karta (am Jaffa Tor) am Schabbat zum Betrieb freigab, kam es zu wilden Demos gegen ihn. Siehe dazu mehr auf meinem chassidischen Blog !


Mit der Holocaust - Aufarbeitung ist der Kaliver Rebbe bis heute beschäftigt, wie seine Website bezeugt. Nun plant er den Bau eines haredischen Holocaust Museums in Jerusalem. Ein Museum zugeschnitten auf den haredischen Besucher, welches mehrheitlich zeigen will, wie die Haredim im Holocaust litten.


Eine sehr gute Idee des Rebben wie ich finde und hoffentlich bekommt er die nötigen Gelder zusammen und der Bau kann in absehbarer Zeit stattfinden !
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Haredim (Ultra - Orthodoxe) im Holocaust:

- Das Laniado Hospital in Netanya

- Die haredische Reaktion auf den Holocaust

Montag, Oktober 26, 2009

Mitzwot, Teil 2

B"H

In Teil 1 der "Mitzwot" schrieb ich Folgendes:



Ein Jude führt eine Mitzwah aus und wie wir wissen, kann diese auf verschiedenen Ebenen ausfallen. Jemand tut etwas, weil er angst vor G - tt hat. Ein Zweiter tut etwas, weil es die Halacha (Gesetz) halt so vorschreibt und ein Dritter erfüllt eine Mitzwah auf Freude und Liebe gegenüber G - ttes heraus.


Innerhalb des Chassidismus finden wir hierzu viel Kritik, denn plötzlich könnte die Mitzwah einzig und allein nur deswegen ausgeführt werden, um G - tt in dem Moment nahe zu sein. Wäre das nicht ein allzu egoistischer Grund ? Ich jage der Mitzwah hinterher, damit ich irgendwo meine spirituelle Belohnung erhalte.
Was, wenn ein Jude eine Mitzwah tatsächlich nur aus eigenen Interessen heraus ausführt ? Entweder will nur er G - tt nahe sein oder er will anhand der Mitzwah vor anderen angeben bzw. Ansehen erlangen.

Hierauf fand ich eine bemerkenswerte Antwort im Talmud Traktat Nazir 23b:

Dort sagte Rabbi Nachman bar Yitzchak:
Nun ist es ganz und gar nicht so, dass Rabbi Nachman in dieser Gemara (rabbinische Diskussionen) denjenigen positiv darstellt, der ein Vergehen begeht. Vergehen bleibt Vergehen und wer dies tut, sollte hinterher aufrichtige Teschuva (Umkehr) machen.
"Ein Vergehen, welches eigentlich dazu diente, G - ttes Willen bzw. etwas relig. Positives auszuführen, ist besser als eine ausgeübte Thoramitzwah, welche allein aus negativen privaten Gründen heraus erfolgte".

Was Rabbi Nachman jedoch in diesem Falle beabsichtigt, sind die unterschiedlichen Motive, mit denen eine Mitzwah oder ein Vergehen begangen werden kann. Erfolgt die Mitzwahausübung aus eigenen egoistischen Gründen heraus, so kann diese eigentlich kaum viel Wert sein. Der Talmudkommentator ROSH dagegen sagte, dass selbst eine selbstmotiviert ausgeführte Mitzwah ihr Gutes haben kann, denn irgendwann ändert sich das Verhalten des Auszuführenden in etwas Positives. Bedeutet: Zuerst führt jemand eine Mitzwah aus negativen Gründen heraus aus. Im Endeffekt aber animieren ihn all die Mitzwot zu einem besseren Verhalten; ergo zu einer positiven Ausführung.

Aber nicht nur der ROSH lehrt dies, sondern die Gemara selbst:
Rabbi Yehudah sagte im Namen von Rav:

"Eine Person sollte stets Torah lernen und Mitzwot ausüben; selbst dann, wenn die Gründe nicht gerade "heilig" bzw. nicht offensichtlich sind. Manchmal kann derlei Verhalten zu einer Änderung der eigenen Haltung führen und einen Menschen Teschuva (Umkehr) begehen lassen."

Was aber bedeutet, dass "ein aus positiven Motiven heraus begangenes Vergehen besser sei als eine mindere Mitzwah" ?



Links im Bild: Yehudah und Tamar
Photo: Hirhurim


Bevor der Talmud Nazir 23b dieses Statement abgibt, lernen wir über Tamar, die eine Inzestbeziehung mit ihrem Schwiegervater Yehudah einging. Der Kommentator ROSH betrachtet Tamar als Gerechte, denn sie wollte die Generationen Yaakovs weiterführen. Aus der Beziehung zu Yehudah ging Peretz hervor und Peretz war einer der Vorfahren von keinem Geringeren als König David. Oder nehmen wir Rivka (Rebekka), die Yaakov half, das Erstgeborenenrecht bzw. den Segen seines Vaters Yitzchak zu erhalten und nicht sein Bruder Esav.

Jüdischer / Regulärer Kalenderanzeiger

B"H


Wer nur über das reguläre Datum verfügt und das hebräische für den jeweiligen Tag sucht oder umgekehrt, kann hier hereinschauen:


Man gebe das jüdische Datum ein und erhalte das reguläre oder umgekehrt !


http://www.chabad.org/calendar/1000year_cdo/aid/6225/jewish/Date-Converter.htm

Kaschrut: Badatz und das Anstellen eines Ofens

B"H

Die Bäckerei in welcher ich ein zweimal pro Woche arbeite, läuft unter dem Koscherzertifikat (Hechsher) des "Badatz (Beit Din Zedek) Belz"; andere nennen es auch "Machzikei HaDa'at".

Gestern abend sprach ich mit einem unserer zwei Maschgichim (Koscherexperten). Beide sind Belzer Chassidim und ich fragte einen von ihnen, wie  "Badatz Belz" oder das "Badatz der  Edah HaCharedit" Restaurants, Cafes, etc. danach kontrollieren, ob nicht ein Nichtjude den Herd angestellt hat.

Besonders in Jerusalem arbeiten zahlreiche Araber in jüdischen Restaurants, Cafes oder Bäckereien. Bei uns arbeiten keine, doch andere Unternehmen stehen diesem Problem gegenüber: Was, wenn der Araber morgens als erster den Betrieb betritt und den Herd anstellen muss, um den Koch - Backprozess einzuleiten ?
Laut der jüdischen Halacha wäre dies unzulässig. Vor allem bei den strengen Koscherzertifikaten der Belzer Chassidim sowie der Edah HaCharedit aus Mea Shearim ist dies absolut undenkbar. Ist ein Nichtjude allein im Raum, muss er stets einen Juden finden, welcher den Ofen anstellt ! Zum Beispiel einen vorbeilaufenden Passanten oder einen Nachbarn.

"Wie also kontrollieren die Belzer und die Edah, dass nicht der Nichtjude morgens den Herd anstellte, sondern ein Jude ? fragte ich den Belzer. Theoretisch könnte doch der Nichtjude hinterher behaupten, ein Jude habe den Ofen angestellt, doch insgeheim war er es."

Antwort unseres Maschgiach:

"Jeder Betrieb mit nichtjüdischen Angestellten, welcher ein Zertifikat von der Edah oder uns (Belz) erhält, muss ein kleines Notizbuch ausliegen haben. Trifft der Nichtjude morgens zuerst im Betrieb ein, so muss er einen Juden suchen gehen, der ihm den Herd anstellt. Der Jude wiederum trägt seinen Namen samt Telefonnummer in das Buch ein und somit wissen wir und der Inhaber, dass alles seine koschere Richtigkeit hatte". 


Link:

Mehr Kashrut in Jerusalem

Wasch die Hände !

B"H


In Jerusalem sind sie mir noch nicht begegnet, in Tel Aviv hingegen hängen sie an vielen Bushaltestellen oder man sieht es in der Kinowerbung vor dem Film:
Poster / Ratschläge, wie man die Schweinegrippe etwas vermeiden kann. Nämlich indem man sich stets, besonders vor dem Essen, die Hände mit Seife wäscht.


Nun gibt es in New York auch für die haredische Gesellschaft (für jene Mitglieder, welche ausschliesslich auf Jiddisch kommunizieren) derlei Anweisungen:



Unter dem jiddischen Titel:

"Wasch die Händ" !

Obere Reihe immer von rechts nach links:

1. Mach es nass
2. Seif
3. Reib
4. Schwank
5. Wisch ab
6. Vermach das Wasser
7. Giess ab
8. Wisch ab
9. Sag "Ascher Yazar"

"Ascher Yazar" ist der Segen, den wir nach dem Toilettengang sagen und in diesem Posterzusammenhang ist es nicht eindeutig, was Nr. 9 bezwecken soll. Nicht nur nach dem Gang auf die Toilette sollen wir uns die Hände waschen.

Sonntag, Oktober 25, 2009

Mitzwot, Teil 1

B"H

Warum gab uns G - tt die Thoramitzwot (Gesetze) ? Um uns ganz einfach Disziplin zu lehren ?

Warum bekam Adam HaRishon (der erste Mensch Adam) eine Mitzwah, nämlich nicht von dem Baum des Wissens (Etz HaDa'at) zu essen ?

Anhand der Erfüllung der Thoramitzwot vollbringen Juden ihren eigenen Tikun (Seelenkorrektur) und genauso einen "Tikun Olam - Eine Korrektur der ganzen Welt". Jede Mitzwah, die wir ausführen, hat einen spirituellen Einfluss auf uns und die gesamte Welt. So lautet jedenfalls der kabbalistische Hintergrund der Erfüllung der Gesetze.

Im Judentum unterscheiden wir zwischen zwei unterschiedlichen Gesetzeskategorien:

a) Das biblische Gesetz (De - Oraita)

sowie

b) Das rabbinische Gesetz (De - Rabbanan).

Ein Jude führt eine Mitzwah aus und wie wir wissen, kann diese auf verschiedenen Ebenen ausfallen. Jemand tut etwas, weil er angst vor G - tt hat. Ein Zweiter tut etwas, weil es die Halacha (Gesetz) halt so vorschreibt und ein Dritter erfüllt eine Mitzwah aus Freude und Liebe gegenüber G - tt heraus.

Was aber geht in demjenigen, der gerade eine Mitzwah erfüllt vor ?
Hierzu nahmen die mittelalterliche Philosophie und Kabbalah zum ersten Male Stellung. Angefangen mit dem Rambam (Maimonides, 1135 - 1204) in seinem "Führer der Unschlüssigen - Guide of the Perplexed". Der berühmte Kabbalist Rabbi Yitzchak Luria (1534 - 1572) aus dem nordisraelischen Safed war der Meinung, dass die Mitzwot eine Vereinigung zwischen G - tt und Seiner eigenen Schechina (Anwesenheit) darstellen. Mit jeder ausgeführten Mitzwah wird die Erde um einen spirituellen Level angehoben wobei dieses ebenso einen messianischen Aspekt beinhaltet. Je mehr Mitzwot wir tun, desto mehr heben wir den Level an und desto eher kommt Meschiach. Allerdings werden im Talmud Sanhedrin 97 ff. einige weitere Gründe genannt, welche den Meschiach bringen.

Im Chassidismus finden wir die Idee der "Vorbereitung auf eine Mitzwah", denn während des Momentes der Ausführung sei derjenige G - tt am nächsten. Diese Nähe wird "Devekut - Konzentration, an etwas nahe herantreten" genannt. Für einen Chassid kann somit allein das Anzünden der Chanukkah - Kerzen zu einem spirituellen Erlebnis werden.

Innerhalb des Chassidismus finden wir hierzu viel Kritik, denn plötzlich könnte die Mitzwah einzig und allein nur deswegen ausgeführt werden, um G - tt in dem Moment nahe zu sein. Wäre das nicht ein allzu egoistischer Grund ? Ich jage der Mitzwah hinterher, damit ich irgendwo meine spirituelle Belohnung erhalte.
Eine Mitzwah sollte letztendlich zu einer engeren Beziehung zu G - tt führen, doch nicht nur in dem einen Moment. Eine derartige Beziehung aufzubauen, bedeutet: G - ttes Willen zu erfüllen, bedarf der Zeit und des langsamen Herantastens. Andererseits sollte die spirituelle Absicht ebenfalls nicht fehlen. Die "Tat (Mitzwah)" sowie der spirituelle Aspekt müssen stets ausgewogen vorhanden sein.
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Quellen:

1. Rambams (Maimonides) "Führer der Unschlüssigen - Moreh Nevuchim"

2. "The Encyclopedia of Hasidism" von Tzvi M. Rabinovicz

3. "Jewish Law" - History, Sources, Principles von Menachem Elon

Reformjudentum & Assimilation

B"H

Für mich und das religiös - orthodoxe Judentum ist das Reformjudentum wie eine andere Religion. Die Thora wird von den Reformern nicht als g - ttgegeben anerkannt, Halachot wurden verändert, sogar die Gebete (Sidur) wurde abgeändert und im Wesentlichen darf jeder Jude der Moderne machen, was er will. Einer der ersten Reformer, Moses Mendelsohn, legte seinerzeit noch Wert auf die Halachot, heute tut das kein Reformer mehr.

Man schaue sich heutzutage an, was ein Reformrabbiner oder Rabbiner des konservativen Movements überhaupt lernt. Im Vergleich zu der Kindergruppe, welche ich donnerstags in Jerusalem unterrichte, steht ein Reformrabbiner geradezu nackt da. Schon in der 5. Klasse lernen die Juden Talmud. Bei haredischen (ultra - orthodoxen) Juden beginnt das Studium im frühen Grundschulalter mit sechs oder sieben Jahren. Der Vater meiner jetzt 10 - jährigen Schülerin fragte seine Tochter vor ca. zwei Jahren, wielange man schlafen könne, ohne sich nach dem Aufwachen die Hände waschen zu müssen ?

Anmerkung:
Die Halacha besagt, dass sich ein Jude nach dem Schlafen die Hände waschen muss, denn diese sind nach dem Schlaf in einem unreinen Zustand. Diese Halacha geht insbesondere auf die kabbalistische Aussage (im Buch ZOHAR) zurück, dass während des Schlafes die Seele (Neschama) zu G - tt hinaufsteigt. Nicht immer kommt sie dort (unbeschadet) an, denn auf ihrem Weg nach "oben" durchquert sie genauso unreine Spähren, in welchen sie manchmal sogar, metaphorisch betrachtet, hängenbleiben kann.

Wei lange also darf man ein Nickerchen machen, ohne sich danach die Hände waschen zu müssen ?
Meine Schülerin antwortete: 15 Minuten.
Ich war so ziemlich platt, denn ich hatte die Antwort nicht gewusst.

Reformjuden wollen es nie hören, doch ist die Aussage des Ministers zu 100 % richtig. Egal, mit welchem orthodoxen amerikanischen Jude ich spreche, ALLE beklagen die Assimilation der Reformer und die mindestens 50 % hohe Intermarriage - Rate (Juden heiraten Nichtjuden). Dank des Reformjudentums sind dem Judentum insgesamt Generationen abhanden gekommen und dies ist eine unwiederlegbare Tatsache.
Waren die Großeltern vielleicht noch "observant", halten die Eltern schon keinen Schabbat mehr und die Kinder essen Schweinefleisch. Die Enkel heiraten Nichtjuden und die nachfolgenden Generationen sind verloren. So findet es in der Regel statt. Nicht nur in den USA, sondern vor allem auch in England. Selbst Israel ist davon nicht verschon geblieben und jene 300,000 in Israel lebenden Nichtjuden, die Verteidigungsminister Ehud Barak auf dem gleichen Kongress als "Freunde Israels" lobte, sind nach orthodoxen Massstäben eine Katastrophe für unser Volk. Viele von ihnen sind mit Juden verheiratet und verursachen damit Identitätsprobleme ihrer Kinder. Da verliebt sich ein Nichtjude in einen Juden und alles andere zählt nicht mehr. Dass Juden und Nichtjuden in dieser Welt unterschiedliche Aufgaben udn Seelen besitzen, wird ignoriert, denn man ist ja verknallt. Und die Religion kann uns mal, denn wir wissen alles besser und sind modern. Hinterher sitzt das Land mit den nichtjüdischen Kindern da, wenn die Mutter keine Jüdin war.


Innenminister Eli Yishai

Momentan haben wir genau diesen Fall in unserem Freundeskreis. Ein Ex - Rumäne, der immer vorgab, Jude zu sein, woran niemand zweifelte, entpuppte sich als Nichtjude. Dies alles kam heraus, weil er nun mit einer ernsthaften Erkrankung im Krankenhaus liegt. Sein Vater war Jude, seine Mutter nicht. Zumindest lehnte er insgeheim stets jeden Aufruf zur Thora ab, obwohl er stets in den Synagoge und selbst bei Chabad zu finden war.

Niemand bestreitet, dass man mit der Moderne gehen sollte, doch sollte sich jeder Jude seiner Identität bewusst sein und sie nicht sorglos auf den Müllhaufen werfen. Tradition muss sein und manchmal werfe ich einen neidischen Blick auf Moslems, denn diese schwören ihrer Religion und Tradition nicht so schnell ab. Selbst wenn sie säkuler sind, halten doch viele von ihnen den Ramadan.

Die Einführung des Reformjudentums brachte dem Judentum an sich nur Nachteile. Massen sind abgewandert und viele Mischehen sind nach der Hochzeit voll und ganz christlich. Nicht immer religiös, doch steht eine Weihnachtsbaum da und die Kinder werden christlich erzogen. Der deutsche Autor Michael Wolffsohn legte nicht nur seine israelische Staatsbürgerschaft ab, sondern heiratete eine Nichtjüdin (Pastorentochter ?). Herzlichen Glückwunsch an Wolffsohn zu Erschaffung einer neuen Generation von Nichtjuden. Seine Erbe ist tot.

Immerhin gibt es auch Positives:
Die Leitung des Reformjudentums in den USA erkannte schon vor einiger Zeit, dass es dermassen assimiliert nicht mehr weitergehen kann, denn ihre Mitglieder verloren jeglichen Bezug zum Schabbat oder anderen Halachot / Traditionen. Im vergangenen Jahr begann eine langsame Umschulung innerhalb der Reformbewegung. Mal will wieder mehr Wert auf Tradition legen. Wenigstens ein kleines Bisschen.

Freitag, Oktober 23, 2009

Schabbat Schalom

B"H

Blogspot zeigt momentan gravierende Problem und wir Teilnehmer können uns kaum einloggen bzw. unsere Blog erscheinen erst gar nicht. Bei Blogger ist dies keine allzu große Seltenheit, denn oft läuft einiges schief. Technisch rennt Blogger dem großen Anbieter Wordpress hinterher, dennoch ziehe ich Blogger vor.
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Wie genau ich den jeweiligen Schabbat verbringe, hängt jede Woche neu von meiner individuellen Laune ab. Manchmal sehne ich mich nach vielen Leuten und dann wieder nicht. Diesen Schabbat plane ich eher ruhig zu verbringen. Mit Synagoge in Mea Shearim und einiges an Thorastudium.

Das Wetter ist optimal und gleich in der Nähe, wo ich in Jerusalem übernachte, befindet sich der Sacher Park mit seinem bekannten Rosengarten. Ein Park, in dem man in Ruhe sitzen kann ohne, wie im Unabhängigkeitspark, von herumstreunenden Palästinenser angeglotzt oder dumm angemacht zu werden.
Der Sacher Park ist soetwas wie der Ruhepunkt unserer Stadt und ich halte mich dort sehr häufig auf. Überhaupt liebe ich das Stadtzentrum. Nicht nur in Jerusalem, sondern genauso in Tel Aviv. Eine zentrale Lage ist mir wichtig und ich hasse es, weitab vom Schuss irgendwo in der Pampa zu sitzen. Zentral gelegen habe ich leichten Zugang zu Mea Shearim am Schabbat und kann im Minutentakt in haredische Synagogen gehen oder dort lebende Freunde besuchen.
Innerhalb der Woche bietet die Zentralität den Vorteil, auf dem Machane Yehudah Markt einzukaufen oder auch sonst flexibel und mobil zu bleiben.

Allen Leser einen tollen und ausgefüllten Schabbat:
SCHABBAT SCHALOM !

Donnerstag, Oktober 22, 2009

Wo ist Meschiach ?



Wo ist Meschiach ???

Keine Gelder von Christen

B"H

In so manchen Gemeinden Israels ist ein wahrer Boom ausgebrochen:
Da nehmen orthodoxe Juden Spendengelder von Christengruppen incl. jener Gruppen, welche die Judenmissionierung als ihr Hauptziel ansehen (z.B. die Evangelikalen), entgegen.
Ob nationalreligiös oder oftmals haredi, relig. Juden nehmen die Gelder, ohne zu Erkennen, welche Ziele diverse Christen damit verfolgen könnten. Nicht alle Christen führen Böses im Schilde, doch ist meist nicht genau zu erkennen, was genau dahinter steht. Spenden christliche Gruppen Geld, weil sie Israel tatsächlich helfen wollen oder steht nicht doch insgeheim die Mission dahinter ? Ist alle pure Freundschaft oder ein abgekartertes Spiel, um sich so einen Eintritt in die jüdische Gesellschaft zu erkaufen / erschleichen ?

Wer sich genauer umschaut, der wird feststellen, dass der israelisch - nationalrelig. Nachrichtensender ARUTZ 7 beträchtliche Geldsummen aus christlichen Quellen erhält. Genauso wie nationalrelig. Siedlungen oder nationalrelig. sogenannte "modern - Orthodox" Gemeinden / Synagogen in Jerusalem oder anderswo im Land. Man macht halt auf "Liberalität" und "tolle Gemeinsamkeiten bzw. Offenheit".

Ich sprach mit mehreren relig. Juden, welche sich nichts dabei denken, derlei christliche Spenden anzunehmen. "Sollen sie nur geben. Kann uns doch egal sein. Missionieren lassen wir uns nicht !" so die Antwort auf meine Frage, ob es nicht stört, die Spenden aus christlichen Quellen zu wissen.
Nichtsdestotrotz, es könnte eine christliche Agenda dahinter stehen wie "Wenn wir schon Geld geben, sollen uns die Juden gefälligst in ihre Institutionen einlassen !"


Das litvish - haredisch spirituelle Oberhaupt Israels, Rabbi Yosef Shalom Eliyashiv, sprach jetzt ein Verbot aus: Spenden aus den Händen des Rabbi Yechiel Eckstein und seiner Organisation "International Fellowship of Christians and Jews (Keren HaYedidut)" anzunehmen, ist verboten !
"Leute, welche Spenden aus dieser Quelle annehmen, helfen dem Götzendienst und christlichen Missionaren", so Rabbi Eliyashiv.

Es wurde höchste Zeit, dass Rabbi Eliyashiv einmal ein Statement diesbezüglich abgibt, auch wenn es vielen Nationalreligiösen gegen den Strich geht. Anscheinend streichen sie lieber Gelder von Christen ein und beteiligen sich dann hinterher gemeinsamen mit den Spendern an der Hetze gegen die Haredim (Haredi Bashing).

Link:

Wer ist Rabbi Yechiel Eckstein ?

Mittwoch, Oktober 21, 2009

Parashat Noach - פרשת נח




B"H


Die Thoralesung für diesen Schabbat


Als ich gestern die dieswöchige Thora Parasha vorbereitete, stiess ich auf eine interessanten Kommentar des Ramban (Nachmanides, Rabbi Moshe ben Nachman, 1194 - 1270), den ich an dieser Stelle mit Euch teilen möchte:


Wie sicher die meisten wissen, beteiligte sich Noach nicht an den Vergehen seiner Generation. Er sonderte sich ab und lebte sein Leben. Aufgrunddessen liess G - tt Noach und dessen Familie die Flut (hebr. Mabul) überleben.


G - tt beauftragte Noach, eine Arche (hebr. Teva) zu bauen und bevor die Flut eintraf, sollte Noach alle möglichen Tiere in die Arche aufnehmen. Zwei von jeder Sorte. Weiterhin sagte G - tt, dass diese Tiere selbst zu Noach kommen werden.
Gleich anschliessend gab G - tt den Auftrag, sieben reine (tahor) Tiere in die Arche zu nehmen (siehe Parashat Noach / Genesis 7:2 - 3). Hierbei sagte G - tt jedoch nichts davon, dass die Tiere von allein erscheinen, sondern Noach sollte diese selbst holen gehen. Diese sieben Tiere sollten später als Opfer dienen, welches Noach nach der Flut G - tt erbrachte. Und das ist auch der Grund, warum Noach die Tiere selbst holen musste: G - tt wollte ihnen ein freiwilliges Erscheinend zur späteren Schalchtbank ersparen.
(Aus dem Buch "Ramban (Nachmanides)" – Commentary on the Torah von Dr. Charles B. Chavel)
Hieraus lernen wir, dass Noach die Thora kannte !
Raschi, der Ramban sowie Da'at HaZkenim kommentieren, dass Noach die Bedeutung des Wortes "rein - tahor" (Tiere) genau verstand und daher wusste, dass diese Tiere einem bestimmten Zweck dienen.
Der Kli Yakar widersetzt sich diesem Statement: Das allein sei doch noch lange kein Beweis dafür, dass Noach die Thora kannte. Vielmehr wusste er zu dem Zeitpunkt gar nicht, dass G - tt der Menschheit nach der Flut erlaubt, Fleisch zu verzehren.
Vor der Flut waren alle Menschen Vegetarier gewesen.
Die sieben reinen Tieren jedenfalls stellten, so der Kli Yakar, Noachs Essen dar und die Tiere für die Opferungen stammen vom Rest der anwesenden Tier in der Arche.


Auf all die restlichen Tiere bezogen, stellt das Wort "rein" eine wesentliche andere Bedeutung dar. "Rein" meint, dass die Tiere nicht für sexuelle Perversionen missbraucht worden waren; wie damals zur Generation Noachs allgemein üblich.


Nicht nur, dass Noach die Thora kannte, sondern ebenso führte schon Avraham viele Mitzwot (Gesetze) aus. Hiermit beziehe ich mich an die berühmte Stelle in der Thora, in der die Boten (Engel) zu Avraham ans Zelt kommen und dieser Sarah beauftragt, etwas zu essen zu machen. Wie wir an der Reihenfolge der Speisen sehen, wurden die milchige Speisen vor dem Fleisch verzehrt. Somit kannte schon Avraham die Kaschrut (Koscher) regeln.


Verschiedene Quellen wollen uns immer wieder weissmachen, dass die Einhaltung der Thoramitzwot heute nicht mehr wichtig sei. Unsere Vorväter hätten ja auch keine Thora gehabt und wozu brauchen wir das dann ?
Wer diese Aussage als Jude anderen gegenüber macht, ist ein Apikores (G - tteslästerer) !


Zuerst einmal standen die Juden vor dem Berg Sinai und akzeptierten die gesamte Thora. Auch für die nachfolgenden jüdischen Generationen. Der Talmud Traktat Schabbat 88 / 89 diskutiert in einer Gemara (rabbinische Diskussion), dass die Juden die Thora erst so richtig im Babylonische Exil akzeptierten und dies am Berg Sinai nur aus Furcht vor G - tt taten.


Das Judentum ist eine Religion der Tat ! Wir haben die Aufgabe, die Thoramitzwot zu erfüllen und nicht nur "spirituell" herumzusitzen und darauf zu warten, dass etwas geschieht. Unser Zweck der Existenz besteht darin G - tt als den Erschaffer allen Seins anzuerkennen und Seine Mitzwot einzuhalten. Die Erfüllung der Mitzwot verursacht ebenso einen "Tikun der eigenen Seele" sowie eine Korrektur der ganzen Welt, anhand derer wir hoffentlich den Meschiach herbeiführen.


Vorab schon einmal SCHABBAT SCHALOM und einen gesunden und erfolgreichen Monat MAR CHESHVAN !

Aktueller Filmbericht zur Chassidut Toldot Aharon


Die Frauen der Toldot Aharon

B"H


Ein gelungener Report des israelischen TV - Kanals "Arutz 10":


Die chassidische Gruppe Toldot Aharon in Mea Shearim


Seit 2,5 Jahren berichte ich immer wieder über die als extrem angesehene chassidische Gruppe Toldot Aharon aus dem ultra - orthodoxen Stadtteil Mea Shearim (Jerusalem). Seit meinem ersten Tisch mit dem Rebben bin ich ein absoluter Fan der Gruppe. Ein Fan, doch nicht blind und genauso übe ich einiges an Kritik.


Was ich an der Gruppe besonders mag ist ihre Einfachheit. Niemand stellt sich in den Mittelpunkt und verlangt besondere Beachtung. Keiner macht sich wichtig und will den Beifall nur für sich ernten. Die Rebbitzen der Toldot Aharon sitzt beim Tisch ihres Gatten in der Synagoge auf der Frauenempore wie jede andere Frau auch auf der Metallbank. Nichts da mit "Hier jetzt komm ich und ich bin wichtig !" Wer die Rebbitzen kennen lernt, der wird eine einfache gebildete Frau vorfinden, die vor Bescheidenheit nur so strotzt.


Vor einigen Monaten war ich mit einigen anderen Frauen in der Wohnung der Rebbitzen im Toldot Aharon Hinterhof und selbst die Wohnung ist bescheiden eingerichtet. Keine Protzerei wie bei einigen anderen chassidischen Gruppen.


Mehr Infos zu den "Toldot Aharon" HIER !

Dienstag, Oktober 20, 2009

Update: Mein Radiointerview zu den haredischen Demonstrationen in Jerusalem

B"H

Am 19. Juli 2009 interviewte mich Baruch Spier vom "Rusty Mike Radio" der Anglo - Society (AACI) in Jerusalem. Das Interview erschien im Podcast, doch Rusty Mike hat Probleme es zu aktivieren. Vielleicht gelingt es ja in diesen / den kommenden Tag und das Interview wird endlich zu hören sein.

http://www.rustymikeradio.com/podcast/rm_podcasts.php?entry_id=1247979960

Steven Spielberg Digital Yiddish Library

B"H

Hier kann man online Bücher in Jiddischer Sprache lesen.
Die Anmeldung zur Online - Lesekarte ist kostenlos !

Steven Spielberg Digital Yiddish Library

Der Talmud Schabbat über Rabbi Schimon bar Yochai


Rabbi Schimon bar Yochai

Photo: Jewish Search


B"H



Rabbi Schimon bar Yochai wird unentwegt im Talmud genauso wie im kabbalistischen Buch ZOHAR genannt.
Der "Zohar" wird ihm zugeordnet; zumindest die Lehren, wenn auch nicht das gedruckte Buch, welches erst im Jahre 1290 erschien.


Der Rabbi war ein Schüler des ebenso bekannten Rabbi Akivah und lebte zur Zeit der römischen Besetzung Palästinas. Zusammen mit seinem Sohn Elazar war er gezwungen, vor den Besatzer zu flüchten, da diese ein Todesurteil über ihn ausgesprochen hatten. Grund dafür war eine Diskussion mit Rabbi Yose und Rabbi Yehudah, in welcher Rabbi Schimon die Römer "egoistisch" nannte. "Alles, was sie gebaut hatten, vom Badehaus bis zum Marktplatz, diente einzig und allein ihren eigenen Zwecken". In den Augen der Römer war der Rabbi ein Gegner, der nicht geduldet werden durfte (siehe Talmud Traktat Schabbat 33b).
Zuerst verbargen sich Rabbi Schimon und Sohn Elazar in einem Lehrhaus. Jeden Tag brachte ihm seine Frau Brot und Wasser vorbei. Die Römer jedoch begannen eine massive Suche nach ihm und Rabbi Schimon befürchtete, dass die Römer seine Frau foltern könnten, um sein Versteck aus ihr herauszupressen. Deswegen gingen Vater und Sohn aus, um nach einem neuen Versteck zu suchen. Schließlich liessen sie sich in einer Höhle nieder. In der Höhle gab es keinerlei Essen, doch zwei Wunder geschahen: Es wuchs ein "Carob Tree - Johannisbrotbaum " und es entstand eine Wasserquelle.



Links im Bild: Ein Johannisbrotbaum dessen braune Früchte wie Schokolade schmecken.


Der Talmudkommentator MAHARSHA sagte dazu:
"Die Erschaffung des "Carob Trees" stellt ein Wunder innerhalb eines Wunders dar. Unter normalen Umständen dauert es siebzig Jahre, bis ein solcher Baum die ersten Früchte trägt, doch im Falle der Höhle wuchsen die Früchte sofort".


Rabbi Schimon und sein Sohn zogen sich die Kleidung aus und gruben sich bis zum Hals im Sand ein. Raschi kommentiert, dass beide ihre Kleidung so wenig wie möglich tragen wollten. Den gesamten Tag über lernten sie Thora; auch sollen beide während dieser Zeit die Inhalte des "Zohar" zusammengestellt haben, denn sie lernten viel Mystik. Nur beim Gebet zogen sie ihre Kleidung an.
Beide lebten in der Höhle über einen Zeitraum von zwölf Jahren und danach erschien ihnen der Prophet Elijah (Eliyahu HaNavi), um zu verkünden, das Cäsar gestorben und das Todesurteil annulliert worden war. Daraufhin traten Rabbi Schimon bar Yochai und Sohn Elazar aus der Höhle. Sie trafen auf ein paar Leute, die dabei waren, ihr Feld zu pflügen und die Ernte einzubringen. Verärgert sagte Rabbi Schimon: "Diese Leute sollten lieber Thora lernen und an Höheres denken, anstatt zu arbeiten !"
Sogleich nachdem Rabbi Schimon diese Worte ausgesprochen hatte, hörten sie eine himmlische Stimme befehlen: "Ihr seid aus der Isolation gekommen und zerstört nun Meine Welt. Geht zurück in die Höhle !" Aufgrund ihrer in der Isoaltion erlangten spirituellen Kraft, verschwand einfach alles, was sie in der Außenwelt als "böse" ansahen. Und so kehrten Vater und Sohn in die Höhle zurück und blieben dort ein weiteres ganzes Jahr. Danach erlaubte ihnen eine himmlische Stimme, aus der Höhle zu treten.
Auf ihrem Heimweg trafen sie erneut auf eine Gruppe arbeitender Leute und Rabbi Elazar zerstörte etwas mit seinem erlangten Blick. Sein Vater jedoch brachte es wieder zurück ins Leben und sagte zu seinem Sohn: "Die Welt hat mit dir und mir genügend Menschen, die Thora lernen. Wir können nicht andere von ihren Leidenschaften abhalten".
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Rabbi Schimon bar Yochai ist bis heute unvergessen. Sein Grab befindet sich im nordisraelischen Meron (nahe Sefad). Sein Todestag war der 33. Tag während der Zählung des Omer (zwischen Pessach und Schavuot). Lag Ba'Omer, so heißt der 33. Tag und er wird, aufgrund von Rabbi Schimon bar Yochai mit Tausenden von Feuern in Israel gefeiert. Und wer kennt nicht das Lied "Bar Yochai"?
Die Mystik ist es, die den Rabbi bekannt machte und das Licht, welches das Feuer ausströmt, kann genauso mystisch sein.


Am Lag Ba'Omer versammeln sich mehr als Hunderttausend, meist israelische Juden, um den Ort Meron. Schon eine Woche zuvor campieren sie dort in Zelten oder ihren mitgebrachten Autos. Mehrheitlich handelt es sich bei ihnen um Haredim (Ultra - Orthodoxe). Besonders unter ihnen herrscht der Brauch, einem Sohn erst nach seinem dritten Geburtstag zum ersten Male einen Haarschnitt zu verpassen. Und dies geschieht traditionell in Meron am Lag Ba'Omer.



Lag Ba'Omer bei den Satmarer Chassidim in Mea Shearim
Photo: TAB / Miriam Woelke

Montag, Oktober 19, 2009

Sieg für die Rabbanut - Kaschrut

B"H


"Keter Kaschrut" sowie "Tiferet Kaschrut" sind zwei Kaschrutorganisationen, welche ohne offizielle Genehmigung vielen Unternehmen Koscherzertifikate (Hechscherim) ausstellen. Beide verklagten das Rabbanut (Oberrabbinat) beim Obersten israelischen Gerichtshof. Man wolle das Monopol des Rabbanut brechen.



Links: Falsches Kaschrutzertifikat


Nun schied der Oberste Gerichtshof im Sinne des Rabbanut und "Keter Kaschrut" + "Tiferet Kaschrut" sind gescheitert. Das Monopol bleibt neben der "Edah HaCharedit" sowie verschiedenen weiteren Zertifikataussteller wie die chassidischen Gruppen Belz oder Chabad, beim israelischen Oberrabbinat.


Das Kaschrutbusiness ist ein mehr als einträgliches Geschäft in Israel und insbesondere in Jerusalem. Obwohl das Rabbanut den Ruf hat, zu lax bei der Aufsicht umzugehen, bewahrt man sich gesetzlich die Oberhohheit.
Selbst Restaurants, Nahrungsmittelhersteller, Cafes, etc., welche ein Zertifikat der "Edah HaCharedit" aus Mea Shearim haben, müssen dennoch ein Zertifikat vom Rabbanut haben, da dies Pflicht ist. Eine einmalige Erlaubnis sozusagen und wer diese nicht hat, muss Strafe zahlen, so wie unsere Bäckerei mit ihrem "Belz - Zertifikat".

Alles zum Thema KASCHRUT:

http://hamantaschen.blogspot.com/search/label/Kaschrut

Weiterhin:

Wie koscher ist mein Essen ?

Liste mit falschen israelischen Koscherzertifikaten


Brennpunkte für falsche Zertifikate sind der Jerusalemer Machane Yehudah Markt, die Malcha Shopping Mall (Jerusalem), der Zentrale Busbahnhof (Jerusalem) oder Restaurants in der Ben Yehudah sowie in der Hillel Street (Jerusalem). Falsche Zertifikate führen, u.a., die Namen: "Nezer HaHidur".


Haredische (ultra - orthodoxe) einwandfreie Koscherzertifikate wie das rechts vom "Chatam Sofer":

http://docs.google.com/View?id=dsxstt9_49f7k74ng3