Donnerstag, Mai 31, 2007

Parashat Behaalotcha

B"H

Die Thoralesung fuer diesen Shabbat

Nachdem die Israeliten in Parashat Ki Tisa das Goldene Kalb (Egel HaZahav) bauten, trug ihnen G - tt auf, das Tabernakel (Mischkan) zu bauen. Vor allem in der Kabbalah wird das Mischkan als ein Tikun (Seelenreparatur) betrachtet. Nach der Beschreibung des Mischkans bekamen die Israeliten die Mitzwot (Gebote) fuer den Tempeldienst.

Haette es nicht den Bau des Goldenen Kalbs und somit einen Rueckfall in den Goetzendienst gegeben, die Welt wuerde heute anders ausschauen. G- ttes urspruenglicher Plan war es naemlich, die Israeliten direkt in das Gelobte Land zu fuehren, in dem sie die gesamte Thora sofort haetten einhalten koennen. Die Juden haetten sich auf dem hoechsten spirituellen Level befunden und waeren ab sofort eine Vorbild fuer alle anderen Nationen gewesen (Rabbi Samson Raphael Hirsch). Aber leider kam alles anders und bis heute sind wir mit verschiedenen Tikunim beschaeftigt, um den Meschiach zu bringen.

In dieser Thora - Parasha finden wir schon allein optisch etwas ganz Aussergewoehnliches. Die zwei Verse 35 + 36 sind in recht seltsamen Klammer gefasst, welche aussehen wie der Buchstabe NUN (נ) im Hebraeischen. Der Inhalt der zwei Verse sind Moshes Aussprueche sobald sich die Israeliten samt Bundeslade in Bewegung setzten oder sobald sie ein neues Lager aufschlugen.
Unzaehlige Thora - Kommentatoren lassen uns ihre Auslegungen ueber die Bedeutung der beiden Klammern wissen. Laut Rashi, dem Chizkuni sowie Rabbeinu Bachya zeigen uns die Klammern an, dass die Saetze Moshes eigentlich falsch plaziert sind. Rabbeinu Bachya sagt, dass der Klammerinhalt urspruenglich in BaMidbar (Numbers) 2:17 haette stehen muessen. Auch Rashi und der Chizkuni sehen die Saetze innerhalb der Klammern besser in BaMidbar plaziert, wo beschrieben wird, wie die Staemme durch verschiedene Flaggen repraesentiert waren.

Alle Kommentatoren sind sich einige darueber, dass die Verse 35 + 36 ein separates Buch in der Thora darstellen. Diese Meinung basiert auf einer Gemara im Talmud Traktat Shabbat 116a. Dort heisst es, dass saemtliche Kapitel vor den Klammern eigene Buecher darstellt genauso wie die der Thorainhalt nach dem Text in den Klammern. Demnach gibt es nicht nur die fuenf Buecher Moshes, sondern sieben Buecher in der Thora.

Darueber hinaus geben das kabbalistische Buch Zohar und die Chassidut in Beer Moshe exzellente Erklaerungen fuer den Text in den zwei Klammern. Laut Zohar stehen die Klammern fuer die Shechinah (Anwesenheits G -ttes), welche immer mit Israel verbunden ist. Und der Beer Moshe schreibt, dass eine besondere Einheit gebildet wird. Juden und G - tt wenden sich immer gegenseitig zu, genau wie die Klammern.

Nach all den Wundern, die G - tt fuer die Israeliten seit dem Auszug aus Aegypten vollbracht hatte, begannen erneut die Beschwerden. Das Manna (Man) sei keine ausreichende Nahrung und man wolle Fleisch essen.
Zuerst einmal, wer genau beschwerte sich wirklich ? Wie ich schon in einigen Parashot zuvor erklaerte, zogen nicht nur die Juden aus Aegypten aus, sondern mit ihnen eine Bevoelkerungsgruppe, die Erev Rav (Mixed Multitude) genannt wird.

Die Erev Rav waren aegyptische Konvertiten zum Judentum, die nur aus Eigennutz den juedischen Glauben annahmen. Viele von ihnen waren einfach nur Sklaven und da sie gehoert hatten, dass G - tt die Juden einmal aus Aegypten heraus fuehren wird, schlossen sie sich dem juedischen Volk an. Religioese Motive gab es keine.
Diese Erev Rav hatten in der Wueste nicht den gleichen Status wie die Israeliten und begannen jederzeit neu das Volk aufzuwiegeln. Erst mit dem Bau des Goldenen Kalbes und nun wurde sich ueber das Essen beschwert.
G - tt gab den Israeliten das Manna als eine Art spirituelles Essen fuer die Seel (Neshama), welches sie auf einen hoeheren Level bringen sollte (Rabbi Yitzchak Luria in Likutei Torah). Das Manna repraesentiert die spirituelle Nahrung in Olam Habah, der kommenden Welt (Shaarei LeShem).

Im Judentum haben wir das Konzept der Olam Habah nach dem Tod, aber auch nach der Ankunft des Meschiach. Nach dem Tod steigt eine jede Seele auf zu G - tt, wird gerichtet und bekommt ihren Platz in der Seelenwelt. Die einen naeher bei G - tt und andere wiederum sind weiter entfernt.
Das Judentum schliesst niemanden aus der Olam Habah aus, wie andere Religionen, wo es heisst, dass nur der, der glaubt, einen Platz bei G - tt findet. Laut Talmud Sanhedrin kann jeder Mensch seinen Platz in Olam Habah erreichen und wir lernen dies von Bilam, wo die Gemara fragt, warum er keinen Platz bekommt. Heisst, wenn die Frage ueberhaupt erst aufkommt, dann gibt es auch fuer Nichtjuden eine Olam Habah (kommende Welt).

In unserer heutigen Zeit ist Olam Habah eine reine Seelenwelt und nach der Ankunft des Meschiach wird diese auch hier in unserer Welt stattfinden, wenn sich die Menschen auf einem perfekten spirituellen Level befinden.
Vor allem der Ramban sowie der Rambam streiten sich um die Bedeutung der Olam Habah. Sind wird nur noch rein spirituell oder eher materiell ? Der Rambam sagt, dass wir genauso essen und trinken wie immer, der Ramban sagt das Gegenteil.
In der Gemara im Talmud Traktat Berachot lehrt Rav, dass in Olam Habah weder gegessen noch getrunken wird. Es gibt keine Eifersucht, keinen Hass oder Rivalitaeten, sondern alle wenden sich nur noch der Anwesenheit G - ttes (der Shechinah) zu.

Das Manna selbst war ein weisser Koriander - Flaum, der den jeweiligen Geschmack annahm, welchen der Verzehrende sich gerade ertraeumte. Allmorgentlich lag das Manna auf dem Tau und die Leute mussten es nur einsammeln (ausser am Shabbat). Fuer die Gerechten fiel das Manna genau vor ihrem Zelt, fuer die regulaeren Leute fiel es ausserhalb des Lagers und die Schlechten mussten weit hinausgehen, um ihr Manna aufzulesen (Gemara im Talmud Traktat Yoma 75a).

Nun, wie weiss wer, welches sein Manna ist ? Warum gehen die Schlechten nicht einfach zu den Zelten der Gerechten und lesen das Manna auf ? Es heisst, dass nur derjenige das Stueck Manna aufsammeln konnte, fuer den es bestimmt war. Ergriff jemand das falsche Manna, blieb es am Boden kleben.
Das Manna war ein reines Wunder, denn es wurde vollkommen vom Koerper absorbiert und es gab keine auszuscheidenden Ueberreste (Gemara im Talmud Yoma 75b).
Fuer Halacha - Interessierte: Der Segen ueber das Manna hiess nicht "HaMozi Lechem Min Ha'Aretz, sondern HaMozi Lechem Min HaShamaim".

Warum schlossen sich die Israeliten der Erev Rav an und beschwerten sich staendig ? Warum weinten sie zu G - tt ?
Nachdem sie gerade die Thora bekommen hatten, begannen sie einige Dinge im Leben zu vermissen, die laut Thora von nun an verboten waren.
Zum Beispiel war es zuvor ueblich gewesen, dass jeder jeden in der Familie heiraten konnte und ploetzlich war das verboten. Die Israeliten jedoch hatten sich an gewissen Perversitaeten der aegyptischen Kultur gewoehnt und sahen nicht unbedingt ein, warum sie jetzt auf alle Freuden im Leben verzichten sollten.
Sie begannen zu trauern und sahen sich als eine Art lebender Toter, die von nun an auf alles verzichten muessen. Kein unkoscheres Essen mehr, keine Perversitaeten und viele andere halachische Regeln. Ploetzlich sahen sie ihr Leben als vertan und beschuldigten G - tt sie darum beraubt zu haben.

Bis heute kommen immer wieder die gleichen Missinterpretationen auf. Wenn jemand religioes wird und sich entschliesst, nach der Thora zu leben, dann betrachten ihn seine Mitmenschen als ob er alle Lebensfreuden verliert und von nun an nur noch ein einseitiges langweiliges Leben fuehrt.
Irgendwie denken viele Leute, dass Religioese auf ein tolles Leben verzichten und die Religion sie einzwaenge.
Jeder, der religioes lebt, weiss, dass dem nicht so ist. Sobald ein Jude nach der Thora lebt und deren Sinn zu verstehen lernt, sieht er sein Leben als bedeutungsvoller an als jemals zuvor und versteht nicht mehr, wie er einmal ohne die Thora leben konnte.

Wer sich entschliesst religioes zu werden, der sollte das nicht von heute auf morgen tun. Es handelt sich hier um einen langwierigen Prozess, der Jahre dauern kann. Wer zu schnell auf die Mitzwot zurennt, der wird bald vor ihnen fluechten.

Shabbat Shalom

Mittwoch, Mai 30, 2007

Neue Erkenntnisse ueber den Lubawitscher Rebben

B"H

Der israelische Professor Menachem Friedman beschaeftigt sich schon seit geraumer Zeit mit der haredischen (ultra - orthod.) Gesellschaft. Er selbst ist eher zufaellig auf dieses Thema gestossen, sollte er doch einmal einen Artikel ueber die Agudat Israel (eine haredische Knesset - Partei) schreiben.
Einmal dabei, immer dabei, so gilt der Leitspruch, wenn man sich mit diesem Thema beschaeftigt.

Bei mir war es etwas anders, da ich auf einer haredischen Yeshiva (relig. Schule) war und mich ihnen angeschlossen hatte. Aber die Mehrzahl der Aussteiger beschaeftigt sich weiterhin mit dem Thema Religion und der haredischen Gesellschaft. Wenn man einmal dabei ist, koennen die Religion und die Haredi - Mentalitaet nicht so einfach ad acta gelegt werden.

Anscheinend ist Prof. Friedman auch suechtig nach dem Thema und seine letzten Studien fuehrten ihn zu Chabad (Lubawitsch). Er wollte herausfinden, wer genau denn eigentlich der letzte und siebte Rebbe der Chassidut Chabad war. Stimmt der von Chabad propagandierte Lebenslauf des Rabbi Menachem Mendel Schneerson wirklich ?
Heraus kamen nicht die grossen Sensationen, aber Prof. Friedman ist mit seiner Arbeit zufrieden. Fand er doch heraus, dass Rabbi Menachem Mendel noch zwei Brueder hatte, die in der Chabad - History verschwiegen werden. Einer davon war Dov Beer Schneerson, der aufgrund einer Geisteskrankheit in einem ukrainischen Krankenhaus war und von den Nazis umgebracht wurde. Der zweite Bruder war Aryeh Leib Schneerson, der sich den Sekulaeren zuwandte.

Es ist nicht neu, dass Chabad immer wieder Geschichtsfaelschungen bezichtigt wird. Diverse Geruechte um die Flucht vor den Nazis des vorletzten Lubawitscher Rebben sowie des Rabbi Menachem Mendel machen haeufig die Runde. Konkrete Beweise gab es nie, sondern nur Vermutungen. Prof. Friedman laesst sich ueber dieses Thema nur kurz aus.
Leider, wie ich finde, beschaeftigen sich die wenigsten Chassidim mit der Geschichte ihrer eigenen Chassidut und der Chassidut ueberhaupt. Wobei jetzt nicht nur Chabad gemeint ist.

Weiterhin behauptet Prof. Menachem Friedman, dass die haredische Gesellschaft in einigen Jahren einen Absturz erleben wird. Dadurch, dass Kindergelder gestrichen wurden und viele gezwungen sind zu arbeiten, muss sich die Gesellschaft neu orientieren, was automatisch zur vollkommenen Aufloesung fuehrt.

In diesem Punkt stimme ich Menachem Friedman nicht zu. Er sagt zwar selbst, dass seine Prognose noch nicht eingetroffen ist, doch erhaelt er sie aufrecht.
Es ist richtig, dass vor allem viele litvishen Haredim arbeiten gehen, doch bei den Chassidim schaut es ganz anders aus. Auch hat er anscheinend uebersehen, dass viele chassidische Gruppen, die der anti - zionistischen Edah HaCharedit angehoeren, keine Gelder vom israelischen Staat annehmen und sich selbst finanzieren. Bestes Beispiel ist hierfuer die reiche Chassidut Satmar.

Auch wenn heute viele Haredim in Armut leben, einen grossen Umbruch in der Gesellschaft wird es nicht geben, denn diese Art zu leben behalten sie seit Jahrhunderten bei und sie haben immer ueberlebt.

"Juedische" ? Allgemeine Wochenzeitung

B"H

Ich war noch nie ein grosser Fan dieser Zeitung und wenn sie mir irgendwo zufaellig in die Haende faellt, dann blaettere ich sie in weniger als zehn Minuten durch.

Vor kurzem wurde ich darauf aufmerksam gemacht, dass die sogenannte juedische Zeitung einen Chefredakteur namens Christian hat. Was ich denn davon halte, dass eine sich selbst bezeichnende juedische Zeitung aus mehrheitlich nichtjuedischen Journalisten bestehe.

Ich kann dazu nur sagen, dass sich der Vorwurf im Inhalt der Zeitung sehr deutlich wiederspiegelt. Wahrscheinlich werden aus den zehn Minuten demnaechst fuenf oder ich verzichte gleich ganz.

Montag, Mai 28, 2007

Kleines Glossary

B"H

Nationalreligioese tragen ganz normale Kleidung sowie eine farbige gehaekelte Kipa auf dem Kopf. Sie sind zionistisch und gehen zur Armee.
Ihre zionistische Lehre basiert ueberwiegend auf den Schriften des Rabbi Avraham Yitzchak HaKohen Kook (Kuk), des ersten ashkenazischen Oberrabbiners Israels. Die Liebe zum Land Israel und die damit verbundenen Mitzwot (Gesetze) sind ihnen aeusserst wichtig.

Viele kennen die Nationalreligioesen aus dem TV nur als die Siedler, was richtig und falsch zugleich ist. Richtig deshalb, weil es viele nationalreligioese Siedlungen gibt und falsch, weil es genauso haredische Siedlungen.
Die Haredim (ultra - orthod.) schauen nicht selten auf sie herab, denn in ihren Augen sind sie nicht religioes genug und tragen ihre gehaekelte Kipa nur zum Schein.

In der Knesset sind die Nationalreligioesen durch die Partei Mavdal - National Religious Party - vertreten. Geistiges Oberhaupt der Partei ist der ehemalige sephardische Oberrabbiner Rabbi Mordechai Eliyahu. In der Knesset kommen sie insgesamt auf acht Sitze.

Chardal ist eine Abkuerzung fuer Haredi Leumi. Ein Chardalnik ist nationalreligioes, aber vielleicht ein bisschen mehr als normal. Jedenfalls sieht er sich so. Aeusserlich gleicht er oftmals einem Haredi mit seiner schwarzen Hose und einem weissen Hemd, doch seine Kipa gleicht jener der regulaeren Nationalreligioesen. Genauso wie sie ist er zionistisch und geht zur Armee.

Die Haredim unterteilen sich in zwei grosse Gruppen: Die litvishen Haredim auch Litvak oder Lita'im genannt und die Chassidim.

Beide Gruppe tragen ausschliesslich schwarze Hosen und weisse Hemden. Aeusserlich unterscheiden sie sich voneinander nur durch ihre Jacken bzw. Maentel. Innerlich jedoch sind sie grundwegs verschieden.

Die litvishen Juden sehen sich als die originalen Juden. Sie achten auf die Einhaltung der Halacha (juedische Gesetzgebung), beten wie vorgeschrieben puenktlich und lernen Mussar (juedische Ethik).

Die Chassidim folgen der Lehre des Begruenders des Chassidismus (der Chassidut), dem Baal Shem Tov, der von ca. 1698 – 1760 lebte. Litvishe Juden beten und halten die Halachot ein, weil es so geschrieben steht. Der Baal Shem Tov dagegen sagte, dass das Judentum aus Freude G – tt zu dienen besteht. Gebete sollen dementsprechend gesagt werden. Mit Freude und Konzentration (Kavanah), und nicht einfach so, weil der Zeitpunkt zum beten gekommen ist. Nichts sollte zur Routine werden. Genauso sollen Halachot mit Freude erfuellt werden. G – tt ist nicht unerreichbar weit weg, sondern er befindet sich ueberall; in allen Dingen und in jedem Menschen und ist daher immer allgegenwaertig.
Die Ideen des Baal Shem Tov waren nicht neu, denn sie existierten schon seit vielen Jahrhunderten. Schon im fruehesten Mittelalter gab es Chassidim und spaeter sah man im Maharal von Prag einen der ersten Chassidim. Der Baal Shem Tov machte diese Ideen erst wieder richtig populaer.

Sein Nachfolger, Rabbi Dov Baer aus Mezritch (der Maggid), sammelte viele ehemalige Schueler seines Vorgaengers um sich und sorgte fuer eine flaechenweite Ausbreitung der Chassidut. Ebenso spielte das Thema des Zaddik (Gerechten) eine immer groessere Rolle. Chassidim sollten ihrem gerechten Rebbe folgen.

Die Schueler des Maggid wiederum wurden spaeter zu beruehmten chassidischen Rabbinern und liessen sich in anderen Staedten nieder. Deren Schueler taten das gleiche und so kam es allmaehlich zur Gruendung der chassidischen Dynastien, welche die Namen der ehemaligen Orte tragen. Fast alle, ausser der Dushinsky – Dynastie, die den Namen ihres Gruenders traegt und kein Ortsname ist.

Was die litvishen Haredim unter dem Gaon von Vilna an dem aufkommenden Chassidismus kritisierten war, dass sie glaubten, die Chassidim wuerden sich nicht mehr streng an die Halachot (jued. Glaubensgesetz) halten. Diese Missinterpretation hat sich leider bis heute aufrechterhalten. Genauso, dass Chassidim uebermaessig trinken wuerden. Vor allem bei den am Shabbat stattfindenen Tischen der chassidischen Rebbes. Dem kann ich nur entgegenhalten, dass Chassidim ein Glas Wein etc. als LeChaim bezeichnen und diesen u.a. als eine Art Trennung zwischen verschiedenen Essengerichten ansehen. Keiner liegt nachher unter dem Tisch.

Weitere Kritik kam auf als die Chassidim ihr eigenes Sidur (Gebetbuch) einfuehrten. Es handelt sich hierbei um die NUSSACH SEFARAD und beinhaltet ebenso die Kavanot des Arizal (Rabbi Yitzchak Luria) und anderer kabbalistische Rabbiner. Chassidim beten grundsaetzlich spaeter, haben jedoch ein viel intensiveres Gebet als andere. Schon allein aufgrund der Kavanah (Konzentration), die durch bestimmte Praktiken erreicht wird. Dementsprechend dauern auch die Gebete laenger und im Sommer wird zum Shabbatbeginn bei Chassidim kaum vor 21.30 Uhr gegessen.

Dadurch, dass die chassidische Bewegung kurz nach der Tragoedie des Shabtai Zvi und seiner messianischen Ideen aufkam, stiessen die Chassidim bei den Litvishen nur auf Ablehnung. Die Letzteren dachten, es handele sich um eine neu aufkommenden juedische Sekte, die Shabtai Zvi ins Verderben folge.

Warum hatte die Chassidut von Beginn an so grossen Erfolg ?
Fuer bestimmte Vorgaenge im Judentum muessen wir immer die jeweiligen historischen Ereignisse betrachten. In den Jahren 1648 – 1649 fanden in der westlichen Ukraine die Chmielnitzki – Massaker statt, in denen 300 jued. Gemeinden vernichtet wurden und 200.000 Juden umkamen. Wenn wir den Lauf der Geschichte der Juden im Mittelalter und die der russ. Pogrome verfolgen, dann taten sich jedesmal neue Ideen auf, die den Menschen Mut geben sollten. Vor allem die messianische Idee war immer allgegenwaertig. Viele der fruehen chassidischen Rabbiner versuchten den Meschiach eher als erwartet zu bringen. Dabei spielte vor allem der "Seher von Lublin" (HaChozeh) eine ganz zentrale und tragische Rolle. Aber dazu mehr in einem spaeteren Beitrag.

Ob heutzutage die Litvishen oder die Chassidim eine groessere Rolle spielen ist unklar. Tatsache ist, dass es bis heute viele Meinungsverschiedenheiten, Ablehnungen und sarkastische Witze uebereinander auf beiden Seiten gibt. Richtig hochgespielt wurde das Thema vor mehr als 25 Jahren als der Lubawitscher Rebbe einen handfesten Streit mit dem litvishen Rabbi Schach aus Bnei Brak (bei Tel Aviv) hatte.

Beide Gruppen haben ihre eigenen Gemeinde, Stadtteile und Yeshivot (relig. Schulen). Die bekanntesten israelischen litvishen Yeshivot sind die Hebron – Yeshiva und MIR (beide in Jerusalem) sowie Yeshivat Ponibezh in Bnei Brak.
Jede chassidische Gruppe hat ihre eigenen Yeshivot und somit gelten dort die ueblichen Gruppenregeln.

Beide Gruppen sind durch die Yahadut HaTorah – Partei in der Knesset vertreten (mit 5 Sitzen). Allerdings trifft dies nur auf jene chassidischen Gruppen, welche sich zum Staat Israel bekennen wie Gur, Vishnitz und Belz. Die Mehrheit der Chassidim sind Mitglied der Edah HaCharedit, einer anti – zionistischen Organisation, und somit sind sie nicht in der Knesset vertreten.

Fuer Fans der yiddischen Sprache: Das litauische Yiddisch ist am besten zu verstehen. Es wird natuerlich von den Litvishen sowohl als auch von der chassidischen Gruppe Chabad (urspruenglich aus Weissrussland) gesprochen.
Das ungarische, polnische, ukrainische und rumaenische Yiddish der Chassidim ist dagegen wesentlich schwerer zu verstehen.

Sonntag, Mai 27, 2007

Ist das orthodoxe Judentum nur eine geschlossene Gesellschaft ?

B"H

So lauten viele an mich gestellte Anfragen. Man haette juedische orthodoxe Gemeinden in Deutschland angerufen und entweder keine Rueckrufe oder nur Ausfluechte bekommen. Ist das Judentum nicht verpflichtet, ueber sich selbst aufzuklaren und Aussenstehende in die Synagogen zu lassen oder zu Vortraegen einzuladen ? Ziehen wir orthodoxe Juden uns in unsere eigenen Gemaeuer zurueck und ignorieren alles andere ?

Im Falle der deutschen orthodoxen Gemeinde kann ich sagen, dass jene sicherlich ihre eigenen Probleme haben. Von ihrer Gemeindepolitik und eventuellen internen Konflikten einmal abgesehen, muessen sie vor allem russische Zuwanderer integrieren oder deutsch - jued. Mitglieder im Judentum unterrichten. Von daher bleibt nicht mehr allzu viel Zeit, sich um Aussenstehende zu kuemmern.

In Israel tut sich uns manchmal das gleiche Problem auf, denn auch hier gehen nichtjuedische Touristen zu Info - Bueros und fragen nach, wo sie denn einmal an einem Synagogeng-ttesdienst teilnehmen koennen. Auch relig. Vortraege oder Shabbatfeiern ueben eine magische Anziehungskraft aus.
Ich kann dieses Interesse durchaus verstehen. Vor einigen Jahren arbeitete ich in einem relig. Buero in der Juedischen Altstadt, welches Shabbat - Hospitality fuer Juden anbot. Viele Nichtjuden kamen zu uns und fragten, ob sie nicht auch irgendwohin gehen koennen.
Das Problem, welches sich vielfach auftut ist, dass es Familien gab, die Touristen zum Shabbat aufnahmen, doch letztere nur unangenehm auffielen. Ob das nun Missionierung zum Christentum war oder ganz einfach respektlose Fragen, viele jued. Familien hatten die Nase voll und sagten sich, nie wieder.

In Israel genauso wie anderswo wird sich in erster Linie um Juden gekuemmert und somit gibt es Kursangebote fuer nichtreligioese Juden. Fast 100% der Shabbatfeiern in Jerusalem sind fuer Juden ausgerichtet. Nicht selten kommt es vor, dass auch unter Juden selbst grosse Unterschiede gemacht werden. Wie religioes oder nichtreligioes ist jemand und woher kommt er ?
An diesem Freitag werde ich als orthod. - religioeser Jude in die Synagoge der chassidischen Gruppe Toldot Aharon gehen und wer meint, dass sei fuer mich so leicht, der irrt. Ich werde mich einem ganzen Verhoer von Fragen beugen muessen.
Es betrifft also nicht immer nur die Nichtjuden.

Das orthodoxe Judentum ist alles andere als eine geschlossene Gesellschaft. In keiner juedischen Richtung habe ich soviel Outreach erlebt, wie in der juedischen Orthodoxie. Angefangen von Chabad bis hin zu den litvishen Haredim oder Nationalreligioesen.
Wer sich als Aussenstehender wirklich ernsthaft fuer die Orthodoxie interessiert, der wird am Ende Informationen bekommen und auch einmal in die Synagoge gehen duerfen. Allerdings sollte immer das erste Misstrauen von juedischer Seite verstanden werden, denn wir wissen ja zu Beginn nie, wer da genau kommt und welche Absicht sich dahinter verbirgt.

Insgesamt ist die Orthodoxie fuer alle Fragen offen und wer will, bekommt seine Antworten. Auch von Ultra - Orthodoxen.

Samstag, Mai 26, 2007

Auf zu Toldot Aharon

B"H

Kommenden Freitag wird es nun endlich soweit sein. Ich gehe in die grosse Synagoge der Chassidut Toldot Aharon in Mea Shearim.

Toldot Aharon sind mitunter die extremste chassidische Gruppe ueberhaupt. Sei es in Bezug auf ihren Anti - Zionismus oder auf ihre aeusserst strengen internen Regeln.

Ich sprach heute mit einem sehr guten Freund, der staendig zu irgendwelchen chassidischen Tischen in Mea Shearim (ultra - orth. Jerusalemer Stadtviertel) geht und er will mich ueberallhin mitnehmen. Natuerlich getrennt, des Anstands wegen.

In Mea Shearim gibt es unzaehlige kleine chassidische Gruppen, die auch Frauen zu ihren Tischen mit den Rebben zulassen. Toldot Aharon ist zahlenmaessig sehr hoch vertreten und sie bauen derzeit ihre eh schon riesige Synagoge aus.

Ich bin gespannt auf Freitag Abend, wenn ich mich einem kleinen Verhoer unterziehen muss. Selbstverstaendlich fragen sie, wer man ist, was mich aber weniger stoert. Hoffentlich bekomme ich einen Sitzplatz zugewiesen und muss nicht drei Stunden beim Abendservice in der Synagoge stehen.
Chassidim beginnen allgemein spaeter mit den Gebeten und diese dauern dann auch entsprechend lange. Wenn ich an der Toldot Aharon Synagoge vorbeiging, war ich jedesmal von den melodischen Gesaengen, die herausschallten, fasziniert. Wir werden sehen....

Freitag, Mai 25, 2007

Der alltaegliche halachische Wahnsinn

B"H

Wie jeder weiss, gibt es bei uns Juden mehr Halachot (relig. Gesetze) als anderswo. 613 Mitzwot und Tausende anderer Gesetze, die an diesen 613 Hauptmitzwot kleben. Erklaerungen, Auslegungen, Kommentare etc. Selbst der Talmud und der Shulchan Aruch (Code of Jewish Law) lassen manchmal keine genauen entgueltigen Antworten zu.
In dem Falle fragt jeder seinen Rabbiner oder er richtet sich vielfach nach dem Brauch der Familie.

Ich bemuehe mich so gut es geht, die Halachot aus dem Shulchan Aruch zu halten und ich wage zu behaupten, dass ich einiges darueber gelernt habe. Wenn ich aber haeufig von anderen Leuten diverse Auslegungen hoere, denke ich, dass ich gar nichts weiss oder das die Leute einfach zu fanatisch sind.

Schon vor Jahren fing es an als ich wegen der Jerusalemer Hitze am Shabbat ein Fenster oeffnen wollte und ich mir von meiner Mitbewohnerin anhoeren musste, dass ein Fenster am Shabbat halachisch Mukze sei, wenn es nicht schon vor dem Shabbat geoeffnet war.
Fuer all jene, die nicht wissen, was Mukze ist: Es handelt sich hierbei um Gegenstaende, die am Shabbat nicht angefasst und vorher beiseite gelegt werden, da sie ansonsten jemanden dazu verleiten koennten, sie am Shabbat zu benutzen.
Mukze heisst auch woertlich uebersetzt: beiseite.
z.B. Kugelschreiber, elektronische Geraete und wie ich mir anhoeren musste, gehoerte dazu auch ein geschlossenes Fenster am Shabbat.
Die Halacha gibt es wirklich und ich kannte sie nicht. Trotzdem kam sie mir etwas uebertrieben vor und das nicht nur, weil mir heiss war.

Ich koennte Tausend weitere Faelle auflisten, tue dies aber nur mit zwei gravierenden, welche sich innerhalb der letzten Wochen ereignet haben. Hierbei betrifft es litvishe Haredim (Ultra - Orthod.). Die Litvishen sind fuer ihre manchmal recht ueberzogene halachische Haltung bekannt, was regelmaessig zu Konflikten mit den Chassidim fuehrt. Diese Konflikte sind nicht neu, denn seit Beginn der Chassidut (im 18. Jahrh.) kritisierten die litvishen Juden samt ihrem Oberhaupt dem Gaon aus Vilna die Braeuche des Baal Shem Tov und seiner Chassidim. Chassidut waere die reinste Spiritualitaet. Leute wuerden "fliegen" und nur meditieren, von Halachot dagegen haetten sie keine Ahnung.
Diese Meinung vertreten bis heute nur diejenigen, die von Chassidut nicht die geringste Ahnung haben. Ich traf unzaehlige Litvisher, die vollkommen ueberzogene Vorurteile den Chassidim gegenueber haben. Ihrem ehemaligen geistigen Fuehrer aus dem 17. Jahrhundert, dem Vilna Gaon ging es damit nicht besser. Persoenlich hatte er nie mit Chassidim diskutiert, sondern kannte sie nur durch seine Schueler vom Hoerensagen. Als einmal der Chabad - Gruender Rabbi Shneur Zalman von Liadi sowie Rabbi Menachem Mendel von Vitebsk (ein weiterer Schueler des Maggid von Mezritch - dem Nachfolger des Baal Shem Tov) zum Gaon kamen, wurden sie nicht eingelassen. Schade, sonst haette der Vilna Gaon etwas lernen koennen.

Aber zurueck zum Fall:
Vor etwas mehr als einem Monat kam ein Litvisher in unsere Baeckerei. Im Laden befanden sich zwei chassidische Verkaeuferinnen. Eine von der Chassidut Chabad und eine von Breslov. Ausserdem stand ich dort und sprach mit unserem Sekretaer.
Der Litvishe fragte, ob vor dem Backvorgang oder besser noch bei der Weizenernte alle ueberfluessigen Schalen um die Weizenkerne entfernt werden wuerden. Falls nicht, so waeren unsere Produkte nicht koscher genug. Und ob wir denn verstehen wuerden, wovon er ueberhaupt rede. Der Litvishe schaute uns alle erhaben und triumphierend an.
Ich glaube, dass wir alle komisch aussahen, weil wir bestimmt dumm dreinblickten. Ja, wir verstehen ihn schon, aber da wir eines der besten Koscherzertifikate im Lande haben, ist unsere Baeckerei koscher.
Ja, fuhr er fort, wir haetten aber ein chassidisches Zertifikat von der Chassidut Belz und da weiss man ja nie.
Unsere beiden chassidischen Verkaeuferinnen haetten den Litvishen am liebsten auf der Stelle erwuergt. Und ich gleich mit.
Wir sagten, dass alles koscher sei und wir unserem Koscherexperten Bescheid sagen werden. Nein, nein, sagte der Litvishe, er wolle lieber seinen eigenen litvishen Rabbi fragen. Er ging hinaus und ward nicht mehr gesehen.


Zweiter litvisher Fall:
Auch eine Baeckerei, aber im haredischen Stadtteil Givat Shaul gelegen. Ich kaufte dort ein und ploetzlich kam ein litvisher junger Haredi hinein. Waehrend ich mich mit dem Verkaeufer unterhielt, wuehlte der Litvishe in der Eistruhe. Ploetzlich fuehr er auf, fragte nach den Preisen und von wann denn genau das Eis waere.
Der haredische Verkaeufer kriegte einen vollen Anfall. Was denn, von wann das Eis waere. Pessach sei vorbei. Und er, der Litvishe, solle sich jetzt aus dem Laden entfernen. Raus.
Der Litvishe ging und ich fragte den Verkaeufer, was das denn sollte. Ein Eis ist nicht an Pessach gebunden und Shemittah (jedes siebte Jahr, an welchem wir nichts pflanzen) beginnt erst im September.
Die sind ja alle gestoert, meinte der Verkaeufer kurz.

Es ist keine Frage, dass Thoragesetze und Halachot sein muessen, doch bin ich dagegen, dadurch mein Leben zu ruinieren. Sinn der Halachot ist es, sie mit Freude zu erfuellen und nicht sie routinemaessig auszufuehren und immer mit dem Detailgedanken im Hinterkopf.

Donnerstag, Mai 24, 2007

Parashat Nasso

B"H

Die Thoralesung fuer diesen Shabbat

Parashat Nasso ist ungewoehnlich lang und enthaelt viele verschiedene Mitzwot (Gesetze). In der Regel wird Nasso entweder am Shabbat vor oder nach Shavuot gelesen.

Zu Beginn der Parasha wird Moshe von G - tt angewiesen, die Gershoniter zu zaehlen. Levi hatte drei Soehne, Gershon, Kehat und Merari. Die Nachfahren der Drei wurden mit unterschiedlichen Aufgaben bezueglich des Auf - u. Abbau des Mischkans (Tabernakel) betraut. Die Kehaniter trugen die besonders heilige Objekte wie die Menorah oder die Bundeslade (Aron) durch die Wueste. Dagegen trugen die Geshoniter saemtlich Vorhaenge aus dem Mishkan, aufgrunddessen man annehmen koennte, dass die Kehaniter wichtiger waren.
Rabbi Moshe Feinstein kommentierte hierzu, dass kein Mensch eine niedrigere Aufgabe oder Bedeutung hat als andere. Manager sind nicht wichtiger als Hausmeister oder Bueroangestellte. Jeder hat seine bestimmte Aufgabe im Getriebe, ohne die nichts funktionieren koennte. Genauso ist die hiesige Welt zu betrachten. Wir alle wurden von G - tt individuell mit unseren ganz bestimmten eigenen Aufgaben erschaffen.

Die Thora faehrt fort mit der Beschreibung, dass unreine Personen fuer eine gewisse Zeit ausserhalb des israelitischen Camps verweilen muessen. Danach folgt die Beschreibung der ehebrecherischen Ehefrau (Sotah), des Nazir und der Segen der Cohanim (Tempelpriester), um nur einige der vielen Mitzwot zu nennen.
Die Parasha erzaehlt uns von einer fuer uns heute recht seltsam klingenden Prozedur. Eine Ehefrau, welche ihren Mann betrogen hat, soll das sogenannte Mei Sotah, das bittere Wasser trinken.

Der Talmud Traktat Sotah geht sehr ausfuehrlich auf das Thema ein. Wenn eine Ehemann seine Frau verdaechtigt, eine Affaere mit einem anderen Mann zu haben, dann muss er sie zuvor warnen, nicht mehr mit diesem Mann zu sprechen, geschweige denn ihn zu teffen. Die Warnung muss in der Anwesenheit von mindestens zwei Zeugen erfolgen (Talmud Sotah 2a). Ignoriert die Frau die Warnung ihres Mannes und faehrt mit ihren Vergehen fort, werden Zeugen geladen. Bestaetigen die Zeugen, dass Frau Sowieso sich mit jenem Mann trifft, so kann der Ehemann seine Frau nach Jerusalem zum Tempel bringen lassen. Entweder gesteht sie vor dem Sanhedrin (71 Richter) ihre Vergehen oder sie streitet alles ab. Gesteht sie den Ehebruch, so kann sich der Mann scheiden lassen. Streitet sie alles ab, verabreichen ihr die Cohanim (Tempelpriester) das bittere Wasser (Talmud Sotah 7a).
Sollte sich die Frau von vornherein ganz weigern nach Jerusalem zu gehen, hat der Ehemann das Recht sich scheiden zu lassen. Allerdings besteht dabei der Nachteil fuer die Frau, dass sie ggf. niemals ihre Unschuld beweisen kann.

Angenommen die Frau brach die Ehe, streitet jedoch vor den Sanhedrin alles ab und ihr wird das bittere Wasser verabreicht. Wie genau sah die Prozedur aus ?
Die Frau wurde von den Cohanim an eine bestimmte Stelle im Tempel gefuehrt, sie musste ihre Kopfbedeckung vom Haar nehmen und ihr Kleider wurden zerrissen. Dieses Verfahren allein war schon beschaemend fuer die Frau.
Auf einen Zettel wurde zweimal der gleiche Name G - ttes geschrieben (Zohar) und sobald einer der beiden verschwand oder auch nicht, zeigte das u.a. die Schuld bzw. Unschuld der Frau an.

Bei dem bitteren Wasser handelte es sich um Wasser aus dem Kiyor (Becken im Tempel) vermischt mit etwas Erde vom Boden vor dem Allerheiligsten (Azarah). Die Frau trank es aus einer neuen Tonschale. Wenn die Frau das Wasser trank und es stellte sich keinerlei Wirkung ein und sie blieb am Leben, bedeutete dies ihre Unschuld. Wenn sie schuldig war, blaehte sich ihr Magen auf und sie starb einen qualvollen Tod.
Das bittere Wasser war die einzige g - ttliche uebernatuerliche Strafe in dieser Welt. Alle anderen Vergehen wurden halachisch durch die Sanhedrin geahndet und auch bestraft.
Im Talmud gibt es die beruehmte Story von der ehebrecherischen Frau, die versuchte, die Sanhedrin zu betruegen. Sie schickte einfach ihre Zwillingsschwester um das bittere Wasser zu trinken. Wie erwartet, starb diese nicht, denn sie war unschuldig. Als die Zwillingsschwester mit der guten Nachricht zu ihrer ehebrecherischen Schwester heimkam, kuesste sie sie vor Freude. Das bittere Wasser, was noch auf ihren Lippen war, toetete die schuldige Schwester.
Warum gibt uns G - tt in seiner Thora solch ein Gesetz und was bedeuten unsere Vergehen fuer uns und Ihn ? Im Falle des Ehebruchs sieht das kabbalistische Buch Shushan Sodot einen Bruch zwischen G - ttes Willen und dem menschlichen Handeln. G - tt hat ein bestimmtes Ehepaar zusammengefuehrt, welches eine Einheit bildet, und ein Ehepartner zerstoert diese Einheit.

Mit unseren halachischen Vergehen beschaedigen wir nicht nur unsere Neshama (Seele), sondern genauso die "oberen spirituellen Welten". Jedes einzelne Vergehen entfernt uns immer mehr von G -tt. Im Talmud Sotah 3a lesen wir, dass kein Mensch suendigt bis ihn ein Ruach Schtut (dummer Gedanke) ueberkommt. Manches wollen wir eigentlich gar nicht tun, da wir genau wissen, dass es falsch ist, doch irgendwie ueberfaellt uns ein Gedanke, dass alles nicht so schlimm waere und wir es eh nie wieder tun.

Im Judentum heisst es, das ein Vergehen schon das andere nach sich zieht (Averah goreret Averah). Sobald wir einmal beginnen, hoeren wir nicht mehr auf und denken, dass es ja eigentlich erlaubt sei (Talmud Sotah 22a). Hat man sich erst einmal an ein Vergehen gewoehnt, so wird alles als erlaubt angesehen und es kommt kaum noch zu einer Teshuvah (Umkehr), so die Talmudkommentatoren Rashi und Rif. Das Schlimme dabei ist, dass ich Aussenstehende auch noch dazu verleiten kann, etwas zu tun, was sie gar nicht wollen.
Der Ishbitzer Rebbe sagt, dass wir nicht zulassen sollen, dass fremde Gedanken unser Leben beherrschen. Wie der Nazir schwoert, sich von diversen Unreinheiten und vom Alkohol fernzuhalten, so sollten wir nicht allen Verfuehrungen des Lebens erliegen und uns in niedrige spirituelle Level katapultieren.

Natuerlich heisst es im Judentum immer wieder, dass jeder Mensch die Moeglichkeit zur Teshuva (Umkehr) nutzen kann. Manchmal muss man sehr tief fallen, um danach viel hoeher aufzusteigen (so die Chassidut). Doch ein ganz tiefer Fall verursacht haeufig so tiefe Depressionen, dass derjenige sich fuer unwuerdig zur Teshuva fuehlt und er erst recht abstuerzt.
Hoffen wir, dass uns das nicht passiert und auch andere Menschen jeden Tag als eine neue Chance betrachten (Rabbi Nachman von Breslov).

Shabbat Shalom

Mittwoch, Mai 23, 2007

Shavuot

B"H

Was machst du in der Nacht an Shavuot ? Diese Frage hoert man vor Shavuot von allen moeglichen Leuten.
Was tat ich ? Zuerst Essen bei Rabbi Mordechai Machlis mit Freunden. Beim Rabbi quetschten sich etwas 100 Leute in das Wohnzimmer. Es war ein staendiges Kommen und Gehen, denn viele hatten den Abend mit relig. Vortraegen verplant.

Mit einer Freundin ging ich in Richtung Innenstadt, wo wir im ISRALIGHT - Programm landeten. Rabbi David Aaron hielt vier Stunden lang Vortraege.
Zuerst dachten wir, dass es langweilig werden koennte, denn vier Stunden immer nur der gleiche Rabbi...
Isralight befindet sich in einem antiken Gebaeude gleich neben den Treppen, die zur Klagemauer hinabfuehren. Der grosse Vortragsraum im ersten Stock war mit mindestens 120 Menschen gefuellt und wir hatten Glueck noch zwei freie Stuehle zu finden. Rabbi Aaron war schon mitten im Vortrag und zu Beginn klang alles ganz interessant.

Das Positive war, dass er jedesmal 30 Minuten sprach und danach eine 15 - minuetige Pause einlegte, in der sich die Leute auf zwei Bufett - Tisch stuerzten. Cracker, Oliven und Getraenke wurden gereicht. Gegen 2.00 Uhr frueh wurde der fuer Shavuot uebliche Kaesekuchen aufgefahren.
Um 3.00 Uhr hatte Rabbi Aaron nicht mehr viel zu sagen, wiederholte sich und ich schlief eine gute Stunde auf meinem Stuhl ein, bis wir uns zur Klagemauer aufmachten.

Unten an der Klagemauer trafen wir sogar die Anneka, die es endlich einmal geschafft hatte, sich von ihrer Gruppe loszureissen.
An der Kotel selbst gab es einen Engpass von Thorarollen und wir sahen viele Leute, die ihre eigenen Thorarollen mitbrachten. Die tolle Stimmung ist kaum zu beschreiben. Tausende Leute waren da und so langsam ging die Sonne auf. Allerdings spuerten wir allmaehlich unsere Muedigkeit in den Knochen und gingen heim.
Auf dem Heimweg sahen wir unzaehlige Staende an den Strassen, die zur Kotel fuehrten, vollgestopft mit kuehlen Getraenken. Kostenlos wurden Wasser, Saefte und Cola ausgeschenkt.

Fazit: Ich muss erst einmal ausschlafen und ob ich das ganze naechstes Jahr nochmals mitmachte, steht noch in den Sternen.
Vier Stunden mit einem Rabbi werde ich mir jedenfalls nicht mehr antun. Vor allem nicht dann, wenn er staendig seine Buecher propagandiert.
Aber ich will hier nichts zu negativ sehen und eine der Teachings von Rabbi Aaron hervorheben:
Wer gegen die Thora verstoesst, der wird von G - tt nicht immer sofort bestraft. Vielmehr schafft sich derjenige durch sein negatives Verhalten seine eigene Hoelle (Gehinnom), in der er leben muss.
Viele der Zuhoerer schauten verwirrt drein als der Rabbi sagte, dass die Haelfte der hier Anwesenden sich schon in der Hoelle befinden. In der eigenen Hoelle des Lebens. Jeder muss seine Aufgabe im Leben finden und sich sagen, dass er von G - tt fuer einen besonderen Zweck erschaffen worden ist.

Dienstag, Mai 22, 2007

Aktuelles vom israelischen Giur (Konversion zum Judentum)

B"H

Vor einigen Jahren fuehrte der damalige Premierminister Ariel Sharon sogenannte "alternative" Giur - Kurse ein. So sollte vielen russischen Neueinwanderern die Moeglichkeit zu einer Konversion zum Judentum gegeben werden, denn 90% der sich in Israel befindenden Russen sind keine halachischen Juden. Die alternativen Giur - Kurse wurden vom nationalreligioesen Rabbi Chaim Druckmann geleitet.

Vergangene Woche nun ergriff das Oberrabbinat (Rabbanut) in Ashdod die Initiative und nahm einer Frau, welche vor 15 Jahren unter Chaim Druckmann zum Judentum konvertierte, ihr Giur - Zertifikat weg. Sie und ihre Kinder leben kein religioeses Leben und halten sich nicht an die Mitzwot (jued. Religionsrecht), so die Begruendung.
Rabbi Chaim Druckmann wurde vom Rabbanut beschuldigt, alle moeglichen Leute einfach so zum Giur zuzulassen, die nichts mit dem Judentum zu tun haetten. Alle anderen Staedte, in denen sich ein Rabbanut befindet, wurden angewiesen, Konversionen des Rabbi Druckmann sowie der alternativen Konversionen nicht anzuerkennen.
Die Regierung incl. Einwanderungsmminister Zeev Boim erkennen jedoch weiterhin die Zertifikate an.

Chag Sameach - Einen schoenen Feiertag

B"H

Euch allen Chag Sameach und ein tolles Shavuot - Fest.
An diejenigen, die mir e - mails mit Anfragen schickten: Ich werde alles am Sonntag beantworten, denn diese Woche ist es aufgrund des Feiertages zu stressig.

Stressig war es gerade auch beim Einkaufen auf dem Machane Yehudah Markt. Alle kaufen ein als wuerde es morgen kein Essen mehr geben.
Wer sich in Jerusalem befindet, der kann heute Abend zum Essen zu Rabbi Mordechai Machlis (http://machlis.org/) kommen. Das Abendessen beginnt um 20.45 Uhr und das morgige Mittagsessen findet um 14.45 Uhr statt.

In Jerusalem haben wir 25 Grad und Tausende werden die ganze Nacht ueber zur Kotel (Klagemauer) stuermen. Fuer alle sich im Ausland befindenden hoffe ich, dass sie ebenso ein tolles Shavuot haben.

Montag, Mai 21, 2007

Die Arroganz der christlichen Missionare

B"H

Mittlerweile habe ich mich daran gewoehnt, e - mails von christlichen Missionaren zu bekommen. Egal ob auf Deutsch oder Englisch. Da ich verhaeltnismaessig viel ueber das Vorgehen der Missionare berichte, meinen diese, sie muessten mich jetzt zum messianischen Judentum bekehren und schreiben mir ihre absurden Ideen. Wenn ich mich nicht sofort bekehren lasse, ende ich in der Hoelle. Ehrlich gesagt ist mir ein Hoellenbesuch lieber als mich mit diesen Leuten zu treffen. Aber um es dennoch abermals klar zu machen, im Judentum haben wir keine Hoelle, sondern ein voellig anderes Konzept.

Was mich immer wieder ueberrascht ist die Arroganz der Missionare und ihre gleichzeitige Ignoranz der Thora gegenueber. Es ist allgemein ueblich, dass Missionare ueber keine grossen Thorakenntnisse verfuegen. Stattdessen werden Phrasen aus ihren Vorbereitungsseminaren wiederholt. Etwas Neues hoert man von nie von ihnen, sondern immer wieder die gleichen Aussagen wie schon vor Hunderten von Jahren.

Nach Hunderten wenn nicht sogar nach 1000 Jahren hat sich die katholische Kirche endlich bequemt zuzugeben, dass J. keine einzige Bedingung eines Meschiach erfuellt hat. Im Talmud Sanhedrin finden wir eine Liste jeglicher Bedingungen, die ein Meschiach erfuellen muss und J. ist zu 100% gescheitert.
Diese Tatsache wurde von der Kirche zwar zugegeben, doch im selben Moment kam sie mit einer neuen Idee daher, denn die Schaefchen muessen ja irgendwie bei der Stange gehalten werden. J. wuerde ein zweites Mal kommen und dann alle Bedingungen erfuellen, so die neue Aussage. Nun, wenn ich G - tt waere, dann kaeme ich sicher nicht auf die Idee, meine eigenen Gesetze zu brechen. Wie sollte ich das tun ? Muesste ich dann wirklich ein zweites, drittes oder viertes Mal kommen, um zu beweisen, dass ich G - tt bin ?

Ein weiteres populaeres Zitat, welches ich regelmaessig hoere ist, ist einer der Namen G - ttes Elokim. Elokim ist im Plural geschrieben und christlicher Philosophie zufolge muss es demnach mehrere G - tter geben (Sohn, Vater und Heiliger Geist).
Im Judentum sehen wir Elokim allerdings nicht als Pluralform an, sondern vielmehr drueckt der Name die unterschiedlichen Kraefte G - ttes, zum Beispiel, bei Seiner Erschaffung der Welt aus. G - tt handelt mit mehreren Kraeften zugleich und jene sind in dem Namen zusammengefasst.

Missionare kennen die Thora nicht in ihrer Originalversion, sondern beziehen sich auf obskure Uebersetzungen. Irgendwann habe ich aufgehoert zu zaehlen, wieviele verschiedene Thoraversionen und Uebersetzungen es im Christentum gibt. Jeder bringt neue Woerter mit ein oder streicht anderes heraus, ganz wie beliebt. Der eigentliche Sinn ist schon laengst verloren gegangen.
Um ein ganz einfaches Beispiel zu nennen, brauchen wir nur die erste Seite im Genesis (Bereshit) aufzuschlagen, wo es heisst:

"Bereshit bara Elokim et HaShamaim ve et Haaretz." - "Am Anfang erschuf G - tt den Himmel und die Erde."

Wo immer der Name Elokim in der Thora auftaucht, steht er im Singular. Im hebraeischen Original steht das Wort "bara - erschuf" vor dem Wort Elokim im Singular. Waeren es mehrere G - tter so muesste das Wort baru und nicht bara heissen. Es ist klar, dass wer kein Hebraeisch kann, diese immens wichtigen Unterschiede nicht sieht.

Christen genauso wie viele Juden auch kennen die Thora nicht in der Originalversion und glauben schlichtweg alles, was andere ihnen erzaehlen. Die beste Thorauebersetzungen im Englischen gibt es bei ARTSCROLL. Was bei Artscroll ausserdem sehr gut ist, sind die Erklaerungen der Thorakommentatoren unterhalb des Textes.

Ein weiteres beruehmtes Zitat ist die juengfraeuliche Geburt, welche ihre Wurzeln in einer anderen falschen Uebersetzung hat. Das an der Stelle geschriebene Wort in den Propheten (Na'ara) heisst nicht Jungfrau, sondern junge Frau.
Die Thora, der Talmud und die Propheten sind in Metaphern geschrieben und geben uns teilweise versteckte Informationen. Um die verborgenen Informationen herauszulesen, braucht es ein jahrelanges intensives Studium. Missionare dagegen verfuegen ueber dieses Wissen nicht und glauben, was sie lesen, ohne gross darueber nachzudenken. Sie lieben es sich ihre eigenen Interpraetationen zurecht zuspinnen. Falls ihre Ideen nicht in den jeweiligen Zusammenhang passen, werden sie so zurecht gebogen, bis sie hineinpassen.

Bis heute ist mir unklar, warum Christen so unglaublich fanatisch die Juden konvertieren wollen. Mir sagte einmal jemand, dass die eigentlich nur neidisch waeren, weil sie keine Juden seien. Wie dem auch sei, im Judentum (siehe Talmud Sanhedrin) haben Juden und Nichtjuden gleichermassen die Moeglichkeit in die kommende Welt (Olam HaBah) zu kommen. Die einzigen Gesetze, die Nichtjuden einhalten sollten, sind die 7 Gebote Noachs (siehe Talmud Sanhedrin).
Stattdessen aber verbreiten Missionare unentwegt das Geruecht, dass G - tt die Juden verlassen haette und das sie (die Christen) die neuen Auserwaehlten seien. Um es nochmals zu sagen: Wenn diese Leute die Thora wirklich kennen taeten, waere ihnen sicher nicht entgangen, dass G - mehrere Male sagt, dass er die Juden niemals verlassen und die Thora fuer ewig gelten wird (siehe vor allem Sefer Devarim - Deuteronomy). Es kann nicht einfach jemand daher kommen, G - ttes ewige Gesetze aendern und behaupten, er sei der neue Auserwaehlte.

Hier mehr Infos zum "Juedischen Meschiach":

http://hamantaschen.blogspot.com/2007/03/der-juedische-meschiach-teil-1.html

http://hamantaschen.blogspot.com/2007/03/der-juedische-meschiach-teil-2.html

Sonntag, Mai 20, 2007

Die innere Bedeutung von Shavuot

B"H

Dienstag Abend beginnt Shavuot, welches wir in Israel einen Tag lang feiern (bis Mittwoch Abend). Im Ausland dagegen werden zwei Tage eingehalten.

Am 6. des juedischen Monats Sivan bekamen die Israeliten am Berg Sinai von G - tt die Thora. In der Thora werden wir von G - tt mehrere Male darauf hingewiesen, dass sie fuer alle Ewigkeiten gueltig sein und durch nichts anderes ersetzt werden wird. Fuer G - tt und die Thora gibt es keine Zeit (Bnei Yissachar). Beide sind zeitlos und unabhaenging von ihr, im Gegensatz zu uns. Nach dem Vorfall mit Eva und Adam im Paradies (Gan Eden) aenderte G - tt den menschlichen DNA und machte uns zeitabhaengig und somit sterblich.

Was ist aber mit uns heute, die nicht beim Empfang der Thora am Berg Sinai dabei waren ? Wie verhalten wir uns an jenem Feiertag ?
Zuerst einmal gibt es im Judentum das Konzept, dass alle juedischen Seelen, die jemals erschaffen wurden und erschaffen werden am Berg Sinai anwesend waren. Wir alle haben dort die Thora empfangen, auch die Konvertiten zum Judentum.

Bevor die Thora an das juedische Volk gegeben wurde, fragte G - tt alle anderen Voelker, ob sie nicht die Thora haben wollen, doch die Voelker lehnten ab, denn lt. Thora ist es verboten zu morden, zu stehlen, die Ehe zu brechen etc. Jene Angewohnheiten wollten die Voelker nicht aufgeben. Nur die Juden (Israeliten) sagten: Na'aseh ve Nishma - Wir werden tun und hoeren. Die Juden waren von Anfang an bereit, die Thora einzuhalten ohne die genauen Bedingungen zu kennen (Midrash).

Der Vilna Gaon kommentiert, dass G - tt nur die Oberhaeupter der anderen Voelker befragte und diese ablehnten. Innerhalb der Voelker gab es dennoch einfache Leute, welche die Thora gerne empfangen haetten. Laut dem Vilna Gaon sind diese Seelen die heutigen Konvertiten zum Judentum.

Wie bereiten wir uns am besten auf Shavuot vor ? Zuerst einmal sollten wir die Thora verinnerlichen und nicht davon ausgehen, dass es sich um irgendein Buch aus der Antik handelt, welches mir heutzutage nichts mehr zu sagen hat. Rabbi Meir Weiner sagte bei einem Shiur (Vortrag), dass jeder einzelne die Thora so sehen muss als ob sie zu ihm spreche. Nur zu ihm selbst. Diese Auffassung macht es uns vielleicht leichter die Bedeutung des Shavuot in unserer Zeit zu verstehen.
Jeder sollte sich spirituell auf Shavuot vorbereiten, denn es handelt sich um einen Feiertag, an dem wir sehr hohe spirituelle Level erreichen koennen. Weiterhin stellt Shavuot einen Chizuk, eine seelische Staerkung, fuer alle Generationen dar (Kuntres Dibrot Kodesh von Toldot Avraham Yitzchak).

Fuer alle nachfolgenden Generationen (nach Moshe) besteht auf alle Ewigkeiten die Mitzwa des Thorastudiums (Bnei Yissachar). Im Judentum haben wir unterschiedliche Konzepte darueber, wie wir die Thora lernen. Angefangen vom Peshat, welches ein oberflaechliches Lernen ohne tiefere Ergruendung darstellt. Aber die Thora ist viel mehr als wir aus dem eigentlichen Text herauslesen. Unsere Aufgabe ist die tiefe Ergruendung der Thora einschliesslich ihrer Halachot (halachische Gesetze).

Waehrend des Morgengebetes (Shacharit) werden drei zusaetzliche Lesungen eingefuegt: Die Zehn Gebote, die wir stehend hoeren, das beruehmte Gebet AKDAMOT von Rabbi Meir ben Yitzchak (11. Jahrh.) und die Megillat Ruth, das Buch Ruth.
Bei "Akdamot" handelt es sich um eine liturgische Poesie, die uns von G - ttes Erschaffung der Erde bis hin zur kommenden Welt (Olam HaBah) fuehrt. Die Verse sind alphabetisch geordnet (nach dem hebrae. Alphabet) und geantwortet wird nach dem Satz mit dem Wort TA, welches aus den Buchstaben Tav und Aleph besteht. Aleph ist der erste und das Tav der letzte Buchstabe des hebraeischen Alphabetes. Das Wort TA beinhaltet demnach die gesamte Thora mit all ihren Buchstaben und zeigt uns auf, dass das Thorastudium unendlich ist.
Das Buch Ruth wurde vom Propheten Samuel verfasst (Talmud Bava Batra 14b sowie Rashi). Warum lesen wir ausgerechnet das Buch Ruth (Megillat Ruth) an Shavuot ?
Ruth war eine Vorfahrin Koenig Davids und dieser wurde an Shavuot geboren und er verstarb an Shavuot. Es heisst, dass nur Zaddikim (Gerechte) an ihrem Geburtstag sterben. Da wir mit Ruth eine der wichtigsten Konvertitinen zum Judentum haben, ist Shavuot gleichzeitig ein Tag der Konvertiten.
Zeit seines Lebens wurde Koenig David von vielen Leuten ausgelacht und verspottet, war er doch ein Nachfahre einer Moabiterin und keiner geborenen Juedin.

Wir erinnern uns: Die Moabiter und die Ammoniter (heute Jordanien) gehen aus der fatalen Beziehung mit Lot und seinen beiden Toechtern hervor. Nach der Zerstoerung Sodom und Gomorrhas fluechtete Lot mit seinen Toechtern, Lot betrank sich und hatte ein Verhaeltnis mit seinen Toechtern. Jede von ihnen bekam einen Sohn, von denen der eine Ammon und der andere Mo Av hiess.
Unserer muendlichen Gesetzesueberlieferung (der Mishna im Talmud) zufolge, duerfen Juden keine maennlichen Nachfahren der Ammoniter bzw. der Moabiter heiraten. Weibliche Nachfahren dagegen sind erlaubt (Talmud Yevamot 76b). Demzufolge gab es fuer die Juden keinen Grund Koenig David als Bastard zu bezeichnen, denn fuer seinen Vorfahren Boaz war es gesetzlich in Ordnung, Ruth zu ehelichen.
Dennoch litt Koenig David Zeit seines Lebens unter dem Spott kein richtiger Jude zu sein und wuerde er heutzutage zum Rabbanut (Oberrabbinat) gehen, koennte es ihm durchaus passieren, hinausgeschmissen zu werden.
Aber eben aus jeder Beziehung von Ruth der Moabiterin und Boaz sehen wir, dass beide die Vorfahren des Meschiach sind. Haetten wir nicht eher angenommen, dass der Meschiach aus einer perfekten Verbindung kommen sollte ?

Aber nicht nur Koenig David starb an Shavuot, sondern auch der Begruender des Chassidismus, der grosse Baal Shem Tov. Dieser starb in der Nacht an Shavuot und viele chassidische Gemeinden feiern seine Yahrzeit (Todestag) mit speziellen Events.
In der Chassidut ueberhaupt wird in der Nacht an Shavuot sehr grosser Wert auf Tikkunim gelegt, Gebete, mit denen wir unsere Seelen (Neshamot) auf hoehere Level bringen.

Weltweit werden Tausende von Juden die Nacht durchlernen. Vor allem in Jerusalem ist es ein beliebter Brauch, von Vortrag zu Vortrag zu gehen. Fast alle Synagogen oder relig. Programme bieten Vortraege aller Art an. Ueberwiegend mit dem Thema des Empfangs der Thora am Sinai und dessen heutige Bedeutung. Seitenweise veroeffentlichen die Tageszeitungen Listen mit Adressen, bei denen man lernen kann. Die Vortraege sind kostenlos und es werden Erfrischungen gereicht. Morgens gegen 4.00 Uhr machen sich die meisten Jerusalemer auf den Weg zur Klagemauer (Kotel). Es ist jedes Jahr ein herrliches Schauspiel wenn mitten im Morgengebet die glutrote Sonne ueber dem Tempelberg aufgeht.

Chag Sameach - einen schoenen Feiertage bzw. den Nichtisraelis zwei schoene Feiertage.

Literatur fuer den Wortschatz

B"H

Diese Woche wird eine recht kurze Woche sein, da das Shavuot - Fest ansteht. Von daher komme ich innerhalb dieser Woche nicht so zum Schreiben, wie ich gerne moechte.

Ich wurde nach der Bedeutung der Fachwoerter bezueglich der Haredim (ultra - orthod. Juden) gefragt und plane ein Glossary aufzustellen. Trotz des Glossarys werden bestimmt viele Fragen offen bleiben. Ob es gute Lektuere im Deutschen ueber die Haredim gibt, weiss ich nicht.
Manche zitieren Martin Buber oder andere, doch lehne ich Lektuere von Philosophen bzw. Autoren, die die Haredim nur aus Fallstudien kennen grundsaetzlich ab.

Jemand der nicht juedisch - orthodox lebt und sich auf persoenlicher Basis nicht mit den Menschen beschaeftigt, ist unglaubwuerdig. Deshalb ist es z.B. unmoeglich Buecher solcher Art in haredischen Buchhandlungen zu finden. In haredischen aber auch in nationalreligioesen Kreisen werden Buecher der eigenen Autoren gelesen oder von Leuten, die ganz persoenliche Erfahrungen mit diesem Leben haben. Ein Mediziner wird auch nur Buecher von anderen Medizinern und nicht von Laien lesen. Genauso ist es in der juedischen Religion.

Vor Jahren wurde ich gefragt, ob ich nicht Fuehrungen durch Mea Shearim (bekanntester ultra - orthod. Stadtteil Jerusalems) machen wolle und dabei Interessenten an der Chassidut zu meinen chassidischen Freunden mitnehme. Ich lehnte das Angebot sofort ab, denn bei Mea Shearim und Haredim ueberhaupt handelt es sich um keinen Zoo oder um eine Ausstellung, wo man eben mal so hingeht.

Ich werde mein bestes tun, ein gutes Glossary aufzustellen, was sich vor allem nach der heutigen Realitaet richtet. Zwischenzeitlich sind ebenso neue Gruppen entstanden. Vor allem in Jerusalem haben die "neuen Chassidim" in der sogenannten Neo - Chassidut um den leider schon verstorbenen Komponisten und Rabbiner Shlomo Carlebach Hochkonjunktur.

Freitag, Mai 18, 2007

Vorbereitung auf Shavuot

B"H

Naechste Woche feiern wir den Erhalt der Thora am Berg Sinai. Die Israeliten bekamen die Thora am Shabbat und damit begann fuer sie ein neues Leben. Mit der Thora wurden sie zu einem Volk und Juden bekamen ein gemeinsames Ziel.

Shavuot wird in Israel nur einen Tag gefeiert, im Ausland dagegen zwei Tage lang. Beginnen tut es am Dienstag Abend und endet am Mittwoch Abend (in Israel).
Fuer Shavuot gibt es bestimmte Braeuche, die bis heute sehr populaer sind. Zum einen soll man feiern und ausgiebig esse.
Da die Israeliten aufgrund der Thora koscher halten mussten, assen sie nur Milchprodukte. Laut Thora (der schriftlichen Ueberlieferung) und dem Talmud (der muendlichen Gesetzesueberlieferung G - ttes an Moshe) duerfen Milch - u. Fleischspeisen nicht zusammen verzehrt bzw. nicht auf dem gleichen Geschirr serviert werden.
Da die Israeliten in der Wueste keine Moeglichkeiten hatten, ihr Geschirr koscher zu machen (kaschern in einem Ritualbad - Mikwe), verzehrten sie nur milchige Speisen.

Bis heute haelt sich der ueberaus populaere Brauch, an Shavuot Milchspeisen zu servieren. Vor allem der Kaesekuchen hat dann Hochkonjunktur und der Jerusalemer Machane Yehudah Markt wird vor Kundschaft aus allen Naehten platzen.

Ein weiterer Brauch ist es, in der Nacht von Shavuot nicht zu schlafen. Religioese oder nichtreligioese Israelis stuermen des nachts in religioese Vortraege. Im ganzen Land finden Hunderte solcher Vortraege statt.
Wer sich gerade in Jerusalem befindet und etwas in Englisch sucht, der kann sich in den Stadtteil Katamon begeben, wo es bei Yakar oder bei Pardes sehr gute Vortraege geben wird. Beginnen tun die meisten Shiurim gegen 23.00 Uhr und gewoehnlich begeben sich dann alle um 4.00 Uhr frueh in Richtung Klagemauer (Kotel).
Wer etwas sehr modern - orthodox religioes verbunden mit Carlebach - Style sucht, der kann sich nach Nachlaot in die Kol Rina - Synagoge begeben. Das Publikum dort ist zu fast mehr als 98% englischsprachig.

Fuer diejenigen, die nicht morgens um 4.00 Uhr frueh zur Kotel laufen wollen, sondern lieber gleich in der Juedischen Altstadt bleiben, bietet Isralight genau das richtige. "Night on Fire", so heisst deren Shavuot - Programm.

Wer noch ein Festtagsessen sucht, Rabbi Mordechai Machlis bietet ein Abend - sowie am Mittwoch ein Mittagsessen. Das Abendessen duerfte gegen 20.30 Uhr beginnen und das Mittagessen gegen 14.00 Uhr.

Da die Leute die Nacht durchlernen und am Morgen an der Klagemauer das Morgengebet (Shacharit) beten, werden alle total muede sein und daher findet das Mittagessen relativ spaet statt. An der Klagemauer selbst werden morgens 200.000 Leute erwartet und es wird nach dem Gebet ein Kiddush (Segnung des Weines) stattfinden. Wahrscheinlich wird die chassidische Gruppe Chabad dazu "Kuchen und Getraenke fuer alle" servieren.

Ein paar chassidische Insights zur Bedeutung von Shavuot gebe ich zu Beginn naechster Woche.


Hier vorab mehr Details ueber Shavuot:

Donnerstag, Mai 17, 2007

Parashat BaMidbar

B"H

Die Thoralesung fuer diesen Shabbat

Mit der Thoralesung von BaMidbar beginnen wir die erste Parasha im 4. Buch Moses (Book of Numbers - Sefer BaMidbar).

Als G - tt zu Moshe spricht, befinden sich die Israeliten im zweiten Jahr in der Wueste. G - tt beauftragte Moshe eine Volkszaehlung durchzufuehren. Jeder ab dem 20. Lebensjahr sollte gezaehlt werden, heisst, einen halben Shekel abgeben (Rabbi Samson Raphael Hirsch). Nach der Abgabe wurde die Summe der abgebenen Shekel ausgezaehlt und so die genaue Anzahl der Israeliten ermittelt. Bis heute ist es unter religioesen Juden unueblich, Menschen mit dem Finger abzuzaehlen. Selbst auf die Frage, wieviele Kinder denn eine Familie haben, kann es passieren, dass der Fragende keine Antwort erhaelt. So erging es mir einmal in Mea Shearim bei den Satmarer Chassidim.

Aus der Gemara im Traktat Bava Batra 121b erfahren wir, dass die Leviten (Levi'im) ab dem 30. Lebensjahr gezaehlt wurden, denn erst ab dem Alter konnten sie im Mishkan dienen. Was aber genau war der Grund fuer G - ttes Anweisung, eine Volkszaehlung durchzufuehren ? Wusste Er nicht selbst, wieviele Israeliten sich in der Wueste befanden ? Die chassidischen Kommentatoren Sefat Emet, der Maharal (in Gur Aryeh) und der Shem MiShmuel haben sehr passende Antworten darauf.

Viele Male im Leben kann es uns passieren, dass wir denken, nicht wichtig genug zu sein. Wieso sollten wir vor G - tt wichtig sein ? Gibt es nicht wichtige Rabbiner oder chassidischen Rebben, die viel wichtiger sind als ich ? Was kann ich schon alleine bewirken ? Ausserdem bin ich nicht religioes genug oder auf einem solch hohem Level wie chassidische Rebben ? Wieso sollte G - tt also an mir interessiert sein ?
Das genaue Gegenteil ist der Fall. Jeder Mensch wurde von G - tt erschaffen und jeder von uns hat seine bestimmte Aufgabe im Leben. Wer weiss, vielleicht ist meine mir von G - tt gegebene Aufgabe wichtiger als die des groessten Rabbiners. Jeder von uns ist einzigartig und auf der ganzen Welt gibt es keinen Menschen, der genauso ist wie ich.

Mit der Abgabe des halben Shekels beabsichtigte G - tt, dass jeder Israelit sich mit einbezogen fuehlt. Es gab Moshe, seinen Bruder Aharon und die Stammesoberhaeupter, aber dennoch wollte G - tt deutlich machen, dass Ihm alle Israeliten wichtig sind. Wenn jeder sich mit einbezogen fuehlt, dann staerkt dieses das Zusammengehoerigkeitsgefuehl und die Bereitschaft G - ttes Willen (die Mitzwot - Gebote) zu erfuellen. In der chassidischen Sprache haben wir das Wort "Devekut", die Bereitschaft G - tt naeher zu kommen und Ihm zu dienen. Durch die Devekut bekommen wir eine ganz besondere Verbindung zu G - tt.
Vor allem der Maharal von Prag hebt hervor, dass daher auch die Namen saemtlicher Stammesoberhaeupter genannt werden. Ein jeder ist wichtig vor G - tt.

Hierzu faellt mir eine kleine Story ein, die am vergangenen Shabbat im Haus von Rabbi Mordechai Machlis erzaehlt wurde:
Einige Verstorbene standen vor der Himmelstuere Schlange, um eingelassen wu werden. Vor der Tuer stand G - tt, um individuell zu entscheiden, wer eingelassen wird und wer nicht. In die Schlange reihte sich ein Gemeinderabbiner ein. Der Rabbi schaute sich um und dachte, dass er die groessten Chancen haette, denn schliesslich sei er ein wichtiger Gemeinderabbiner gewesen. Er habe Thoravortraege gehalten etc.
Ploetzlich kam ein muskelbepackter arroganter Egged - Busfahrer und ging einfach an der Warteschlange vorbei und direkt zu G - tt. Und was machte G - tt ? Er liess den Muskel - Freak ohne zu Zoegern durch die Himmelstuere.
Der Rabbi war entsetzt und fragte G - tt, warum der arrogante Macho so schnell Einlass fand, ohne sich anzustellen. G - tt antwortete, dass wenn er, der Rabbi, Thoravortraege gegeben habe, seine Gemeindemitglieder alle eingeschlafen seien.
Der Egged - Busfahrer dagegen hatte so eine wilden Fahrstil drauf, dass alle seine Fahrgaeste jedesmal anfingen zu beten, sobald sie im Bus sassen. Wer hatte also mehr Erfolg die Menschen zum Beten zu bewegen ?

Auch wenn jeder Jude zu einem bestimmten Stamm gehoert, so ist dennoch jeder einzelne individuell. Alle 12 Staemme zusammen formen das Juedische Volk und jeder Stamm hat innerhalb unseres Volkes seine Aufgabe. Es gibt die beruehmte Midrash, dass als die Israeliten aus Aegypten auszogen, sich das Rote Meer in 12 Teile spaltete. Jeder Stamm ging durch seine eigene fuer ihn vorgesehene Reihe, doch alle Staemme konnten sich gegenseitig sehen.
Der beruehmte Kabbalist Arizal (Rabbi Yitzchak Luria) kommentiert hierzu, dass hier die Individualitaet jedes Stammes hervorgehoben wurde. Yissachar ist nicht wie Levi und Asher ist nicht Yehudah, doch zusammen formen sie eine Nation.

Wie wurde die Mitgliedschaft eine Stammes bestimmt, wenn zwei Ehepartner aus verschiedenen Staemmen heirateten ? Die Stammesherkunft der Kinder richtet sich immer nach der des Vaters (Rabbi Samson Raphael Hirsch und die Gemara im Talmud Traktat Bava Batra 109 - 110b).

Nach der Ankunft in Israel wurde das Land unter den 12 Staemmen aufgeteilt. Die Gemara in Bava Batra 122a laesst uns wissen, dass nach der Ankunft des Meschiach das Land unter 13 Staemmen aufgeteilt wird. In der Gemara steht, dass ein Nasi (Oberhaupt) den 13. Anteil bekommt. Der Rambam in Hilchot Melachim (Mishna Thora) sowie der Rashbam kommentieren hierzu, dass es sich bei diesem Nasi um den Meschiach handeln wird.

Was ebenfalls bei Rabbi Machlis passierte war, dass ein Inder anwesend war, der vorgab, vom Stamm Ephraim zu sein. Seine Aussage wurde kommentarlos entgegengenommen.
Es gibt in Israel einige wenige Rabbiner wie Rabbi Shlomo Riskin, die der Meinung sind, dass vor allem Juden aus Indien, oder Inder, die vorgeben, Juden zu sein, zum verschollenen Stamm Menashe gehoeren. Persoenlich sowie auch alle Haredim lehne ich diese Ansicht grundweg aus mehreren Gruenden ab.
Zum einen ist es halachisch verboten zu behaupten, von irgendeinem Stamm zu sein. Heutzutage gibt es keine Belegen mehr fuer irgendetwas und es heisst, dass der Meschiach bestimmen wird, wer von welchem Stamm ist.
Und zum anderen besteht die Gefahr, dass es sich bei den sogenannten indischen Juden um keine Juden handelt. Nachdem Avraham nach Sarahs Tod die Keturah (Hagar) heiratete, bekamen die beiden noch mehrere Soehne. Spaeter sandte Avraham diese Soehne gen Osten und daher kommt es bis heute vor, dass wir manchmal juedische Braeuche bei den Bewohnern des Fernen Ostens finden.

Eine weniger religioese Ablehnung zeigt der Staat Israel und die Presse. Sollte jeder Bewohner der Dritten Welt einfach behaupten koennen, zu einem der verschollenen Staemme zu gehoeren, so waeren wir bald von Wirtschaftsfluechtlingen ueberschwemmt.

Hoffen wir also, dass der Meschiach bald kommt und er die Entscheidungen trifft.

Shabbat Shalom

Mittwoch, Mai 16, 2007

Rabbiner auf dem Tempelberg (Har HaBait)

B"H

Zu Beginn dieser Woche besuchten drei landesweit bekannte nationalreligioese Rabbiner den Tempelberg: Rabbi Chaim Druckmann, Rabbi Avraham Zuckermann und Rabbi Zefaniah Drori.

Die Mehrheit der religioesen Juden lehnt Besuche auf dem Tempelberg ab. Zuviele halachische Probleme sind mit dem Thema verbunden. So ist der Tempelberg in seinem momentanen Zustand (tameh) unrein. Auch duerfen wir Juden bestimmte Plaetze nicht betreten, denn wir koennten versehentlich auf eine Stelle treten, welche zu Tempelzeiten (und im zukuenftigen Tempel) nur fuer Cohanim (Tempelpriester) bzw. den Cohen HaGadol (Hohepriester) bestimmt sind.

Bisher werden regelmaessige Fuehrungen unter rabbinischer Aufsicht angeboten. Ein vorheriger Mikwehgang (Ritualbad) ist Pflicht. Ein nationalreligioeser Rabbiner fuehrt die Gruppe ueber den Tempelberg, wobei es polizeilich verboten ist, irgendwo stehenzubleiben um zu beten. Dieses wuerde zu Konflikten mit der muslimischen Tempelbergwache (Wakf) fuehren.
Ein Bekannter von mir, der selbst Rabbiner ist, nahm an einer solchen Fuehrung teil. Es sei schon etwas ganz Besonderes gewesen, so seine Worte. Aber das die Polizei sogar auf die Lippen der Besucher achtete, fand er voellig daneben. Das auch ja niemand ein Gebet sage.
Anscheinend kennt sich die Polizei in der Halacha nicht besonders aus, denn Gebete sind in verschiedenartigen Formen moeglich und verhindern kann man gar nichts.

Ich hatte mir selbst einmal ueberlegt, an einer Fuehrung teilzunehmen, entschied mich dann aber dagegen. Mein Bekannter meinte wiederum, dass wir Juden schon Praesenz zeigen muessen.
Wie so oft sind die Meinungen gespalten und jene oben erwaehnten drei Rabbiner sind wegen ihres Besuches nicht unumstritten.

Dienstag, Mai 15, 2007

Satmar kommt

B"H

Jeder weiss, dass Jerusalem in Ost - und Westjerusalem aufgeteilt ist. Ostjerusalem fuer die palaestinensische und Westjerusalem fuer die juedische Bevoelkerung.
Seit laengerem aber tut sich eine neue Grenze auf oder besser gesagt, mehrere Grenzen. Der Anteil der haredischen (ultra - orthod) Bevoelkerung waechst unaufhoerlich. In einer haredischen Zeitung las ich neulich, dass heutzutage jedes vierte in Israel geborene Kind Haredi ist.

Jerusalem ist fuer viele Haredim zu teuer geworden und daher begannen sie, ausserhalb der Stadt ihre eigenen Siedlungen zu bauen. Kiryat Sefer, Ramat Shlomo und Beitar. Dennoch bleiben viele in Jerusalem, weil halt nichts ein Jerusalem ersetzen kann.
In unserer Innenstadt ist die Grenze zwischen haredi und nichtreligioes fuer jedermann leicht zu erkennen. Eine Seite der Yaffo ist haredisch und fuehrt nach Ge'ulah bzw. Mea Shearim. Die andere ist nichtreligioes, wie Ben Yehudah, King George bis weiter nach Rehavia.

Genau diese Grenze beginnt nun zu schrumpfen. Die Haredim naehern sich der Yaffo. An der Yaffo, gleich neben der Abbiegung Strauss, befindet sich nebenan eine zweite kleine Abbiegung (Raul Wallenberg Street), welche in die Yeshayahu fuehrt. Gleich am Anfang der Yeshayahu stand einmal das beruehmte Jerusalemer Kulturzentrum "Edison".
Als ich vor Jahren am leeren und verfallenen "Edison" - Gebaeude vorbeiging dachte ich mir, wie schade es um das tolle historische Gebaeude sei. Erbaut im Jahre 1932, diente es seither als beliebtes Kulturzentrum und spaeter als Kino. Vor allem Freitag abends versammelten sich mehrere Hundert Leute vor dem Gebaeude, um zu den Veranstaltungen zu gehen.

Das "Edison" hatte nur ein Problem. Es stand genau auf der Grenze zur haredischen Nachbarschaft, wo man Freitags abends nichts von den vielen nichtreligioesen Kulturbegeisterten hielt, sondern Shabbat feiern wollte. Man wollte keine groehlenden Leute und hupende Autos, sondern Shabbatruhe. Extreme chassidische Gruppen beschlossen daher, dass das "Edison" weg muss. Demonstrationen begannen und am Ende siegten die Haredim. Das "Edison" machte dicht.

Den Haredim allein die Schuld in die Schuhe zu schieben, waere falsch. In den 70igern fuhr das "Edison" eh nur Verluste ein, denn die Zeit der Fernseher begann in Israel. Das Kino wurde ueberfluessig und die andere Kultur wurde vom neugebauten Binyanei HaUma am Zentralen Busbahnhof uebernommen.
Somit stand das "Edison" fuer viele Jahre leer und wurde zur Ruine. Vor einigen Monaten wurde es ganz dem Erdboden gleichgemacht, da ein 10 - stoeckiges Gebaeude auf dem Gelaende gebaut werden soll. Und in dieses neue Gebaeude werden nach der Fertigstellung die Satmarer Chassidim einziehen. Eine Bedrohung fuer die nur wenige Meter entfernte Hauptstrasse Yaffo - Street ?
Ich fragte einen Breslover Chassid und der meinte, dass Jerusalem in ca. 10 Jahren eh haredisch sein werde. Mit oder ohne Satmar.

Der Breslover hat recht mit seiner Aussage. Seit Jahren wurden Maalot Dafna, Ramat Eshkol, Kiryat Mattersdorf und jetzt auch Givat Mordechai von den Haredim uebernommen.
Meiner Meinung nach besteht kein Grund zur Sorge, denn noch leben alle Jerusalemer friedlich zusammen. Man sieht Nichtreligioese durch haredische Viertel gehen und umgekehrt. Es ist sehr gut moeglich, sich mit der haredischen Bevoelkerung zu arrangieren. Fuer Religioese wie mich vielleicht mehr als fuer andere Leute, denn gestern wurde im Radio verkuendet, dass jedes Jahr mindestens 6000 Buerger Jerusalem verlassen. Vor allem in Richtung Tel Aviv.

Dass Jerusalem in einigen Jahren fast vollkommen religioes oder haredisch sein wird, daran besteht kaum noch ein Zweifel. In der israelischen Tagespresse kam die Frage auf, ob wir wirklich ein religioeses Jerusalem brauchen ? Was fuer eine Frage, denn schon vor 3000 Jahren war Jerusalem religioes. Und wie ich die Jerusalemer Mentalitaet kenne, wird ein Zusammenleben moeglich sein.

Die Satmarer Chassidim in Jerusalem wiederum warten derzeit nur auf eines: Einer der derzeitigen Satmarer Rebben, Rebbe Aharon Teitelbaum aus Kiryat Yoel - New York, wird im Monat Elul (August) nach Jerusalem zur Grundsteinlegung des neuen Gebaeudes kommen.
Wie bei einigen anderen chassidischen Gruppen besteht auch leider bei Satmar das Problem, dass nach dem Tod eines Rebben zwei Soehne um dessen Nachfolge streiten und die Gruppe in zwei Richtungen gespalten ist. Die Gruppe um Rebbe Aharon Teitelbaum ist die groessere Gruppe und beabsichtigt mit dem Bau des neuen Gebaeudes ihre Chassidim aus Mea Shearim abzuziehen, um sie im Neubau anzusiedeln.

Die Satmarer sind als hoechst anti - zionistisch bekannt und ich bin einmal auf das Eintreffen des Rebben Aharon gespannt. Sicherlich werde ich voellig chancenlos sein, doch wenn er kommt, werde ich mich auf den Weg machen, um ihn vielleicht aus der Ferne zu sehen. Wahrscheinlich nur von ganz weit weg, wenn ich nicht vorher von der Menschenmasse zerquetscht werde.

Montag, Mai 14, 2007

Rosh Chodesh Sivan - Beginn des juedischen Monats Sivan

B"H

Diesen Freitag feiern wir den Beginn des juedischen Monat Sivan (Rosh Chodesh Sivan - ראש חודש סיון). Jeder neue juedische Monat steht gleichzeitig auch fuer einen Neubeginn in unserem Leben. Jeden Monat, ja, sogar taeglich, haben wir die Moeglichkeit, unser Leben zum Positiven zu veraendern.
Vor allem der Sivan repraesentiert einen Neubeginn, bekamen wir doch in dem Monat die Thora am Berg Sinai. Die Israeliten bekamen die Thora am Shabbat (Talmud Shabbat 88) und begannen somit ihr Leben voellig neu.

Das kabbalistische Buch "Sefer Yetzirah" (The Book of Creation) lehrt, dass jeder juedische Monat einen Buchstaben, ein menschliches Organ, ein Sternzeichen, einen israelitischen Stamm und einen Sinn repraesentiert.
Der Buchstabe des Sivan ist das Zain ז. Im Hebraeischen steht jeder Buchstabe gleichzeitig auch fuer eine Zahl und Zain steht fuer die Zahl 7.
Im Judentum bedeutet die Sieben immer eine Vollstaendigkeit. Heisst, etwas ist vollkommen. G - tt erschuf die Welt in sechs Tagen und am siebten Tage ruhte Er. Die Erschaffung war demnach am siebten Tage komplett. Die Sieben des Buchstaben Zain drueckt die Vollstaendigkeit aus, denn die Juden waren 49 Tage nach dem Auszug aus Aegypten wuerdig, die Thora zu erhalten. Genauso wie der Erschaffungsprozess komplett war, so waren dies die Juden mit dem Erhalt der Thora.

Der israelitische Stamm des Sivan ist der Stamm Zevulon. Die Mitglieder Zevulons waren erfolgreiche Geschaeftsleute und mit ihrem erwirtschafteten Gewinn versorgten sie den Stamm Yissachar. Zwischen beiden Staemmen bestand diese besondere Verbindung: Yissachar lernt Thora und Zevulon kuemmert sich um die Geschaefte und versorgt finanziell Yissachar.
Auch heute finden wir genuegend Beispiele fuer solch ein Vorgehen. Wenn ein Geschaeftsmann nicht viel Zeit zum Thoralernen aufbringen kann, er jedoch Geld an religioese Lehrinstitute (u.a. Yeshivot) spendet, dann wird ihm das genauso angerechnet als habe er selbst Thora gelernt.

Das menschliche Organ des Sivan ist der linke Fuss und der Sinn ist das Gehen. Das Gehen drueckt Fortschritt und Dynamik aus. Wir bewegen uns in eine andere Richtung fort, naemlich in die der Thora. Das Sternzeichen sind die Zwillinge, die wiederum symbolisch fuer Moshe und Aharon stehen.

Der Feiertag des Sivan ist natuerlich Shavuot (der Erhalt der Thora). Shavuot begehen wir am 6. Sivan, welcher in diesem Jahr auf den 23. Mai faellt.

Chodesh Tov - Eine guten und erfolgreichen Monat

Sonntag, Mai 13, 2007

Rabbinische Buerokratie

B"H

Aus vielen Gespraechen mit derzeitigen Konvertiten zum Judentum weiss ich, dass es oft einer Farce gleicht, sich fuer orthod. israelische Konversionskurse anzumelden. Meistens landen die Bewerber ersteinmal in Warteschleifen und man wolle sie zurueckrufen.

Ich rief heute zwei nationalreligioese (orthodoxe) Giur - Kurse an und landete in keiner Warteschleife, sondern bekam beim ersten Kurs sofort die Handynummer des leitenden Rabbis und beim zweiten Kurs wurde ich zum Rabbiner direkt durchgestellt.
Den Rabbiner des haredischen (ultra - orthodox) Kurses habe ich leider noch nicht erreicht, genauso wenig wie die Konversionsabteilung im Oberrabbinat.

Heute erst habe ich bemerkt, mit wieviel Buerokratie das alles verbunden ist. Innerhalb der letzten Jahre ist ein riesiger Giur - Verwaltungsapparat entstanden, wo man leicht den Ueberblick verlieren kann.

Meine Fragen an die Rabbiner werden in etwa wie folgt sein:
Groesse des Kurses, aus welchen Laendern kommen die Konversionswilligen, was wird gelehrt und wie lange dauert der Kurs ? Was sind die Bedingungen, um in den Kurs aufgenommen zu werden ? Wie genau geht es nach dem Beit Din (rabbinischen Gericht) weiter und wie macht man Aliyah ? Wie schaut es da gesetzlich aus ?
Wird der Giur von allen Institutionen und den Haredim anerkannt ? Welchen Status hat ein Konvertit, der nach dem Giur keine Mitzwot mehr einhaelt, in sein Heimatland zurueckkehrt oder einen nichtjuedischen Partner heiratet ? Wie soll ein Konvertit reagieren, wenn ihn die Haredim nicht anerkennen ?

Ich sehe den Antworten mit grosser Spannung entgegen, bin aber gleichzeitig froh, nicht durch den Verwaltungsapparat zu muessen.

Freitag, Mai 11, 2007

Chassidut Belz und ihre Synagoge

B"H

Bei der Beit Midrash von Chassidut Belz handelt es sich um die groesste Synagoge in Israel. 5000 Menschen haben Platz. Es gibt ein extra Stockwerk fuer Kinder und fuer Frauen.
In Jerusalem gehoert sie zu einem der groessten Gebaeude ueberhaupt.

Hier ein ausfuehrliches Video, welches leider nur auf Hebraeisch ist. Erklaert wird, dass jeder Sitz in der Synagoge Geld kostet, weil sich so die Synagoge finanziert.

Jeder Jude kann zum Synagogenservice kommen. Nichtjuden werden bei Belz, genauso wie bei anderen chassidischen Gruppen, nicht zugelassen.

http://video.google.com/videoplay?docid=5447725737858098635&q=belzer&time=20000

Zu wem gehoere ich ?

B"H

Als ich bei Chabad lernte und den Chabadnikkim mitteilte, dass ich zu einem Vortrag bei der Chassidut Breslov gehen will, meinten sie bei Chabad:
"Breslov, wozu das ? Bleib bei uns, denn wir sind die beste und intelligenteste Chassidut."

Als ich bei Breslov war und ihnen mitteilte, dass ich am naechsten Tag zu einem Vortrag bei Chabad gehe, meinten die Breslover zu mir:
"Chabad, wozu denn das ? Da geht man doch nicht hin. Bleib bei uns."

Am Sonntag passierte mir das Gleiche wieder. Ich erzaehlte einem Belzer Chassid, dass ich gerade ueber die Chassidut Toldot Aharon schreibe und zu ihnen gehe, um sie einiges zu fragen.
"Was Toldot Aharon ?, fragte der Belzer. Da geht man doch nicht hin. Wieso sehe ich dich nie bei Belz ? Wann kommst du ?"
Nun, ich habe persoenliche Verbindungen zu Belz und versprach ihm vorbeizuschauen.

Viele chassidische Gruppen versuchen andere Juden in ihre Gruppe zu kriegen oder zumindest in deren Synagogen. Was bei Weitem nicht heisst, dass ich absolutes Mitglied sein wuerde. Als nicht Belz geboren werde ich immer ein Aussenseiter bleiben. Aber immerhin soll ich in die Synagoge kommen und dann sehen wir weiter.

Meine chassidische Identitaet habe ich immer noch nicht gefunden. Chassidut - ja, Gruppe - kann mich nicht entscheiden. Ich mag vieles von jeder Gruppe und sehe mich nicht nur einem Rebben zugehoerig.
Ausserdem habe ich, was fuer die Chassidut ungewoehnlich ist, nicht das vollkommene Konzept, des Zaddik (eines Gerechten).

Vor allem Rabbi Nachman von Breslov und der grosse chassidische Rabbi Elimelech von Lizhensk betonten das Konzept des Zaddik. Juden muessen sich einem Gerechten anschliessen, der fuer sie bete. Da er ein Gerechter und Gelehrter sei, haetten seine Gebete eine groessere Auswirkung.
Rabbi Nachman von Breslov sagte ausserdem, dass theoretisch jeder das Potential zum Zaddik haette.

Mir mag es nicht ganz in den Kopf, dass ein Rebbe fuer mich betet. Nicht, dass ich es fuer unmoeglich halte, aber ich bin der Meinung, dass auch meine Gebete die ein oder andere Auswirkung haben koennte. Warum nicht ?

Jedenfalls hatte ich mit dem Belzer Chassid, der auch noch unser Koscher - Experte in der Baeckerei ist, eine sehr gute Diskussion und ich lernte einiges. Ja, ich werde in deren Synagoge kommen und zum Tisch des Rebben gehen.
Interessiert war er an meinen Blogs und ich hoffe, dass er das jetzt nicht unbedingt liest. "Wenn du ueber Belz schreibst, geben wir dir extra Berichte," so der Chassid.

Zum Schluss stellte er mir ausgerechnet die gleiche Frage, die mich andere Chassidim von unterschiedlichen Gruppen (ausser von Chabad) auch immer fragen. Die Frage erstaunt mich jedesmal wieder.
"Wann schreibst du ueber Satmar ?" so lautet die Frage.
Anscheinend ist die Chassidut Satmar fuer andere chassidische Gruppen so interessant. Ich frage mich warum. Vielleicht liegt es am Charisma des verstorbenen Satmarer Rebben Rabbi Yoel Teitelbaum und seiner Frau Feiga. Ich weiss es nicht.
Fuer mich ist Satmar nicht so aussergewoehnlich, denn ich habe in der Gruppe Freunde. Der Belzer war erstaunt das zu hoeren.
Jedenfalls soll ich ihm meinen zukuenftigen Satmar - Bericht in Englisch und Deutsch ausdrucken.

Chabadnikkim fragen mich nicht, denn die Chassidut Chabad und die Chassidut Satmar kann man nicht gerade als Freunde bezeichnen.

Donnerstag, Mai 10, 2007

Parashat Behar - Bechukotai

B"H

Die Thoralesung fuer diesen Shabbat

Erneut werden wir an diesem Shabbat weltweit in den Synagogen zwei Thoraparashot lesen. Wenn es sich nicht um ein Schaltjahr nach dem juedischen Kalender handelt, wird die Parashat Behar immer zusammen mit der Parashat Bechukotai gelesen. Im naechsten Jahr wird das nicht der Fall sein, denn dann haben wir ein Schaltjahr. Ausserdem trifft die Parashat Behar ebenso auf das naechste Jahr zu, denn dann haben wir ein Shemittah - Jahr.

Parashat Behar beginnt mit der Mitzwa der Einhaltung des Shemittah - Jahres und des Yovel. Sechs Jahre lang sollen wir unsere Felder bestellen und im siebten Jahr sollen sie ruhen und wir leben von den Erzeugnissen aus dem sechsten Jahr.
Sieben Mal sollen wir Shmittah halten, was insgesamt 49 Jahre ausmacht und im 50. Jahr feiern wir das Yovel, an dem alle Sklaven freigelassen werden und saemtliche Landbesitze an ihre urspruenglichen Eigentuemer zurueckgehen. Im 51. beginnen wir mit dem neuen Shemittah - Zyklus.

Bei oberflaechlicher Betrachung machen diese zwei Gebote wenig Sinn. Eventuell koennte man meinen, dass eine Ruhepause fuer die Felder, Baeume etc. gar keine schlechte Idee sei. Lernen wir dagegen die Thora in ihrer tieferen Bedeutung, so ergeben sich ploetzlich ganz andere Erkenntnisse. Bezueglich des Shemittah gibt es vor allem in der Chassidut unendlich viele Kommentare.
Sechs Jahre sollen wir die Felder bestellen und im siebten Jahr (im Shemittah) werden sie nicht bestellt und landwirtschaftliche Erzeugnisse vom Shemittah werden nicht verzehrt. Genauso wenig werden Weintrauben aus dem Shemittah - Jahr fuer koscheren Wein verwendet.

Wenn wir uns in diesem Fall die Zahl sechs und sieben genau anschauen, werden wir automatisch an den Shabbat erinnert.
G - tt erschuf die Welt in sechs Tagen und am siebten Tage ruhte er. Ein weiterer Hinweis auf diese beiden Zahlen ergibt sich aus dem Talmud Traktat Sanhedrin, wo es in der Gemara heisst, dass die Welt 6000 besteht und im 7. Jahrtausend (die Angaben richten sich hier nach dem juedischen Kalender) beginnt das Zeitalter des Meschiach.
Der Ramban, der Shem MiShmuel sowie bei der Chassidut Chabad wird der letztere Punkt metaphorisch betrachtet. Die sechs Jahre Arbeit repraesentieren die 6000 Jahre vor dem Meschiach und die sieben steht fuer die Zeit der Ankunft des Meschiach.
Diese Welt (Olam Hazeh) ist mit einem Korridor, der uns in die kommende Welt (Olam Habah) fuehrt, zu vergleichen. Wahres Leben beginnt dann, wenn wir unser Streben nach materiellem Gewinn verlieren und uns stattdessen auf unser spirituelles Wachstum konzentrieren.

Eine weitere Bedeutung der Einfuehrung des Shemittah liegt darin, dass wir alle sieben Jahre daran erinnert werden, dass G - tt ueber allen Dingen steht und nicht wir. Menschen neigen dazu zu glauben, dass sie allein alles fest im Griff haben und werden arrogant (u.a. Sefat Emet und Rabbeinu Bachya). Sobald wir aber im siebten Jahr nichts pflanzen oder ernten duerfen, haengen wir ganz von G - tt ab und uns selbst sind die Haende gebunden. Auf diese Weise soll uns bewusst machen, dass wir eben nicht alles im Griff haben und G - tt immer ueber uns steht.

Das Gebot des Shemittah wurde zwar am Berg Sinai gegeben, aber eingehalten wurde es erst nach der Ankunft der Israeliten im Gelobten Land mit Yoshua Bin Nun. Das Shemittah trifft nur auf Israel zu (u.a. Rambam in seiner Mishna Thora - Hilchot Shemittah). Wenn ein Shmittah - Jahr ansteht, sowie im naechsten Jahr nach dem juedischen Kalender, beginnt es am 1. Tishrei (an Rosh HaShana), so der Talmud Traktat Rosh HaShana 2a + 8b). Der Monat Tishrei faellt normalerweise immer in den September.

Israel ist das einzige Land auf der Erde, ueber das G - tt persoenlich wacht und kein Engel. Es gehoert G - tt allein und wir muessen seine Mitzwot erfuellen, um die Vorzuege dieses Landes geniessen zu koennen (Rabbi Samson Raphael Hirsch). Nichts hier ist selbstverstaendlich, auch nicht der Regen. Jedes Jahr muessen wir im Amidah - Gebet erneut um Regen beten. Folgen wir Seinen Geboten, geht es uns gut in Israel und falls nicht, wird es genau umgekehrt sein (siehe Parashat Bechukotai). Eines duerfen wir dennoch nie vergessen: Es gibt immer eine Umkehr (Teshuva) und verlassen hat und wird G - tt die Juden niemals.
Haeufig kommt es vor, das es in den Regenmonaten Dezember und Januar in Israel nicht regnet. Beispielsweise hat es bis letzten Dezember nur einmal geregnet. Israel ist vom Regen abhaengig, denn wir haben nur wenige Regenmonate und ansonsten herrscht Hitze. Die einzige Wasserquelle des Landes, der Kinneret (See Genezareth) weist einen negativen Wasserpegel auf und jedes Jahr hoffen wir erneut auf mehr Regen. In manchen Jahren riefen fuehrende israelische Rabbiner zu extra Gebeten an der Klagemauer auf. Der Wassermangel fuehrt uns jedesmal wieder neu vor Augen, wie sehr wir von G - tt abhaengig sind.

Bis heute zaehlen wir das Shemittah, aber nicht mehr das Yovel, das 50. Jahr. Die Gemara im Talmud Traktat Arachin 32b lehrt, dass ein Yovel nur eingehalten werden kann, wenn sich alle zwoelf Staemme Israels in Israel befinden.
Als vor der Zerstoerung des Ersten Tempels die drei Staemme Reuven, Gad und die Haelfte des Stammes Menashe von den assyrischen Koenigen Tillegath Pilnesser und Pul ins Exil getrieben wurden, wurde die Zaehlung des Yovels eingestellt.
Im Zweiten Tempel wurde das Yovel nicht mehr gezaehlt. Allerdings haelt Rabbeinu Tam dagegen und sagt, dass es waehrend der Zeit doch eingehalten wurde. Die Tannaim gingen sogar soweit zu sagen, dass es kein Shemittah ohne Yovel geben kann.

Diese beiden Parashot sind die beiden letzten im Buch Leviticus (Sefer Vayikra) und naechste Woche beginnen wir mit dem Sefer BaMidbar (Numbers).
Die Haftarah (Lesung aus den Propheten) beschaeftigt sich wie schon der Thoratext mit dem Goetzendienst. In Jeremia (Yirmeyahu) 16:19 - 17:14 lesen wir unter anderem, dass keiner ausschliesslich auf andere Menschen vertrauen soll, sondern nur auf G - tt. Kann ein Mensch sich selbst einen G - tt schaffen ? Diese so neu erschaffenen G - tter seien keine G - tter, so Yirmeyahu.

In Seiner Thora laesst uns G - tt unzaehlige Male wissen, dass nur Er allein G - tt ist und es keine anderen G - tter gibt. Shema Israel HaShem Elokenu HaShem Echad. Echad bedeutet, dass wir EINEN G - tt haben und keine anderen. Leider gibt es immer wieder die menschliche Neigung sich falschen selbst ausgedachten G - ttern zuzuwenden. G - tt und die Thora sind zeitlos und an mehreren Stellen in der Thora steht, dass diese gegebenen Gesetze fuer ewig gelten werden. Wenn jeder die Thora richtig lernen wuerde, dann koennten vielleicht falsche Deutungen und Interpretationen vermieden werden.

Shabbat Shalom

Mittwoch, Mai 09, 2007

Yom Yerushalaim

B"H

Wahrscheinlich geht es schon einigen Leuten auf den Geist, aber ich liebe das Lied. Der Hit der Chassidut Breslov wird kommenden Mittwoch (16. Mai) bis zum Erbrechen in der Innenstadt gespielt werden. Dann naemlich feiern wir in Jerusalem "Yom Yerushalaim". Der Tag steht fuer die Befreiung Jerusalems aus den Haenden der Jordanier im Juni 1967. In diesem Jahr feiern wir den 40. Jahrestag des Sechs - Tage - Krieges und der Befreiung.

Yom Yerushalaim wird mit einem riesigen Festzug vom Sacher Park bis zur Klagemauer gefeiert. Fast 90% der Teilnehmer sind nationalreligioes, Haredim dagegen sieht man kaum, ausser Breslov und Chabad.

Und hier die Breslover am Jerusalemer Zionsplatz



Die Nationalreligioesen am Yom Yerushalaim

Dienstag, Mai 08, 2007

Info

B"H

Bezueglich meines vorherigen Beitrages ueber Konversion zum Judentum (Giur) habe ich mich entschlossen, das Rabbanut bzw. zwei anerkannte und sehr gute israelische Konversionskurse selbst zu befragen. Ich versuche, fuer die kommende Woche mindestens zwei Termine auszumachen. Bei den Kursen wird es sich um einen nationalreligioesen sowie um einen haredischen handeln.
Ich nehme an, dass ich jene Beitraege dann erst den jeweiligen Verantwortlichen vorlegen muss, bevor ich sie hier in den Blog stelle. Daher kann ich nicht genau sagen, wann ich hier hereinstelle.

Zumindest koennte ich dann naechste Woche gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, denn ich gehe zu einem Info - Gespraech bei einer nationalrelig. Freiwilligenorganisation fuer deren Maedels, die nicht zur Armee gehen und stattdessen einen Freiwilligendienst ableisten (Sherut Leumi). Darueber will ich auch demnaechst berichten.

Judentum: Ja oder Nein ?

B"H

Meine Kenntnisse ueber die heutigen israelisch - orthodoxen Konversionskurs (Giur) sind mehr als begrenzt. Ich kenne mich kaum mit den neuesten Gesetzesregelungen aus, auch aus dem Grund, weil sich staendig etwas zu aendern scheint.

Was mir jedoch in den letzten zwei bis drei Jahren besonders auffiel war, dass vermehrt Konvertiten zum Judentum auftraten, die entweder zum Christentum zurueckkehrten oder zumindest viele christliche Braeuche aufrecht erhielten. Anscheinend ist nicht nur mir dies aufgefallen, denn vor drei Wochen gab es zum Thema einen langen Artikel in der "Jerusalem Post", von dem mir ein Bekannter berichtete. Im Artikel schrieb ein Rabbiner, dass zuviele Konversionen zum Judentum stattfinden. Zuviel und noch nicht einmal die Haelfte der Konvertiten haelt sich nach dem Giur an die juedischen Religionsgesetze (Halacha).
Die "Jerusalem Post" und auch ich beziehen uns auf israelische Zustaende und nicht auf andere Laender.

Eine kanadische Freundin von mir steckt noch mitten im Giur. Vor drei Jahren schrieb sie sich in einen neuen Jerusalemer Kurs ein. Orthodoxe Rabbis hatten diesen gegruendet und nahmen alle moeglichen Leute auf, ohne vorher genau deren Konversionsgruende zu pruefen. Der Kurs war neu und man brauchte Schueler. Je mehr Teilnehmer, desto mehr Subventionen vom Staat. Durch meine Freundin lernte ich weitere Schueler aus dem Kurs kennen und sah, welche Leute dort aufgenommen wurden. Das Wort Schlamperei seitens der Kursleitung zu benutzen waere noch untertrieben.

Der Kurs dauerte ein Jahr und was die Beteiligten erst hinterher erfuhren war, dass sich jeder einzelne seinen eigenen Termin beim rabbinischen Gericht (Beit Din) beschaffen musste. Der Kurs stellte nur den Unterricht zur Verfuegung, mehr nicht. Die Art der Selbstbeschaffung ist sehr ungewoehnlich, denn normalerweise bekommen die Schueler vom Kurs selbst ihre Termine.
Schon in den ersten Wochen nach Kursbeginn gab es richtigen Zoff. Israelis beschwerten sich ueber Schueler, dass diese weiterhin oeffentlich ihr Christentum verbreiten. Ausserdem gab es gegenseitige Beschuldigungen innerhalb der Klasse. Jeder ging auf jeden los und keiner war besser als der andere.
Die Angelegenheit kam sofort vor das Oberrabbinat und das Religionsministerium. Das Ministerium rief Bekannte vieler Schueler an und wollte wissen, was denn da genau vorgeht.

Was mir weiterhin auffiel war, dass die Schueler, die ich kannte, einschliesslich meiner Freundin, von jedem und allem was sich bewegte, Empfehlungsschreiben verlangten. Von Nachbarn, von Rabbinern, auch wenn sie nur einmal in deren Synagoge waren und von Bekannten. Je mehr, desto besser.
Eine Englaenderin schleppte ueber dreissig solcher Empfehlungen vor das Beit Din. Briefe von Leuten, die keiner kennt und an denen niemand interessiert ist. Das Beit Din setzt sich nicht hin um Briefe zu lesen, sondern will Fragen beantwortet haben und wissen, wie derjenige zum Judentum steht.

Die Aufgabe eines Giur - Kurses sollte sein, Konversionswillige im Judentum zu unterrichten. Der neugegruendete Kurs aber war damit beschaeftigt, den Beteiligten das Christentum aus deren Koepfen zu nehmen, was bei der Haelfte nicht gelang. Wenn ich konvertieren will, sollte ich das Christentum hinter mit gelassen haben und nicht zweifeln.

Besagte Englaenderin hatte irgendwelche Stimmen gehoert, die ihr befahlen zu konvertieren. Pentacosta - Christin, was alles sagt.

Eine Daenin beherbergte in ihrer Wohnung zwei christl. Missionare namens John und Ryan, die sich als Juden ausgaben. Mit Zizit (Schaufaenden) und Seitenlocken liefen sie herum, bis sie aus dem Land flogen. Die Daenin flog gleich hinterher, aber aus anderen Gruenden.

Eine Filippina verheiratet mit einem amerik. Israeli, verkaufte selbstgemalte Bilder. Mit christlichen Motiven wohlgemerkt.

Eine Chinesin, die mit einem ehemaligen illegalen chinesischen Gastarbeiter verheiratet ist. Besagter Gastarbeiter schrieb sich kurz vor seiner Abschiebung bei einer Yeshiva mit zweifelhaftem Ruf zu einem Konversionskurs ein. Zuvor fuehrte er einen kleinen unkoscheren Imbiss nahe dem Jerusalemer Zentralen Busbahnhof. Der Imbiss wurde ihm jedoch von den Haredim (Ultra - Orthod.) abgefackelt.
Nach seinem Giur ging er zurueck nach China wo er nichts besseres zu tun hatte als eine Nichtjuedin zu heiraten, welche er nach Israel schiffte und in den Kurs brachte. Dort verstand die Chinesin nur Bahnhof, denn ihr Englisch haelt sich in Grenzen. Sie hatte nur kapiert, dass sie da durch muesse, weil ihr das ein Bleiberecht verschaffe.

Meine Freundin war recht gut mit der Englaenderin, welche Visionen hat, befreundet. An dieser Tatsache leidet sie heute noch, denn sie wartet immer noch auf einen Termin. Die Englaenderin bestand mit allergroessten Schwierigkeiten das Beit Din und meine Freundin bekam erst gar keinen Termin mehr. Ganz langsam kommt nun scheint doch noch etwas in Bewegung zu kommen, nachdem sie klarmachen musste, dass sie die Meinungen der Englaenderin nicht teilt.

Ob die Filippina bestand, weiss ich nicht. Die Chinesin gab auf und hat vorlaeufiges Bleiberecht, denn ihr konvertierter Mann besitzt die israelische Staatsbuergerschaft.
Ein deutscher Kursteilnehmer scheint mit der einzige ehrliche Konvertit gewesen zu sein. Inzwischen ist er mit einer Israelin verheiratet und lebt religioes.

Meine Freundin sagte mir, dass die Rabbiner im Kurs ihr bestes taten, doch die Schueler komplett versagten. Rabbinat und Religionsminsterium betrachten den Kurs als Katastrophe und irgendwann wird er sicher aufgeloest werden, wenn sich nichts aendern sollte.

Natuerlich koennen diese Faelle in jedem Kurs vorkommen, aber vielleicht weniger haeufig. Jeder israelische Giur - Kurs hat beim Rabbinat einen speziellen Ruf und wenn jemand kommt und sagt, er sei in diesem oder jenen Kurs konvertiert, dann wissen Rabbiner sofort, wo sie besagte Person einzuordnen haben.
Rabbinatskurse werden in den allerseltensten Faellen von den Haredim anerkannt. Eine Bekannte von mir ist auf besagter Yeshiva mit zweifelhaftem Ruf konvertiert, wollte aber mehr oder weniger haredisch heiraten und entschloss sich, nochmals bei den Haredim zu konvertieren. "Ich schaemte mich, wenn ich den Namen der Yeshiva nennen musste", so ihre Worte.

Man koennte sagen, dass Rabbinatskurse einfacher oder toleranter sind. Wer jedoch einen allseits anerkannten Giur und eine ernsthafte Klasse bevorzugt, der sollte zu den Haredim gehen. Bnei Brak oder Jerusalem. Wer dennoch bei den Nationalreligioesen bleiben will, es gibt einen ernsthaften Kurs in Ramat Gan.

Sonntag, Mai 06, 2007

Emanzipation und Selbstverwirklichung der juedisch - orthodoxen Frau

B"H

Neulich erhielt ich eine e-mail von einem Blog - Leser, der mich nach der Emanzipation oder Stellung der Frau im orthodoxen Judentum fragte. Dieses ist eine Frage, die ich mir selbst immer wieder stelle. Wo und wann beginnt die Selbstverwirklichung der religioesen Frau und wo endet sie ?
Mit religioesen Frauen meine ich hier Nationalreligioese sowohl als auch Harediot (litvish und chassidisch).

Eine Generalisierung gibt es auch hier nicht. Wie ich schon in vorherigen Beitraegen erwaehnte, gibt es immer Unterschiede zwischen nationalreligioes, litvish und chassidisch.
Vielleicht hat es die nationalreligioese Frau etwas einfacher, sich selbst zu verwirklichen, denn sie ist nicht an eine strikte organisierte Gesellschaftsform gebunden. Jedenfalls nicht, wenn sie in einer Stadt wie Jerusalem wohnt. In Siedlungen wie Kfar Tapuach, Gush Etzion etc. sieht es sicher anders aus.

Die Art der Selbstverwirklichung wird ueberwiegend auch von der Bildung bestimmt und dort haben es die Nationalreligioesen einfacher. Selbst wenn sie Schuelerinnen der relig. NOAM - Schule sind, so haben sie spaeter die Moeglichkeit ein Universitaetsstudium zu beginnen. Was allen Plaenen jedoch einen Riegel vorschieben koennte, sind die relativ fruehen Hochzeiten. Wer mit 22 Jahren noch nicht verheiratet ist, gilt nicht gerade als Aussenseiter, dennoch reden die Leute und manche moegen spotten, dass bei derjenigen anscheinend etwas nicht stimme, wenn sie noch keinen Ehemann hat. Nach der Hochzeit im fruehen Alter folgt schon der naechste Riegel: Kinder.
Kinder sind zwar eine grosse Mitzwa (Gebot), doch fuehrt dies auch dazu, dass die Frau vorerst fuer andere Dinge im Leben zu beschaeftigt ist. Spaeter kommen noch mehr Kinder dazu und ehe man sich versieht, geht das Leben an einem etwas vorbei. Jedenfalls wuerde ich mich so fuehlen.
Andererseits kenne ich nationalreligioese Frauen, die erst ein Studium abschlossen und spaeter heirateten. Es folgten zwar Kinder, aber die Frauen arbeiten mindestens halbtags. Sei es in Regierungs - oder anderen leitenden Jobs, man findet nationalreligioese Frauen haeufig in gehobenen Positionen.

Bei chassidischen Frauen schaut alles um einiges anders aus. Wer chassidisch auswuchs und auf der Maedchenschule Beit Yaakov etc. war, der ist fuer ein Universitaetsstudium nicht qualifiziert. Natuerlich gibt es weiterfuehrende relig. Maedchenschulen, die sogenannten Michlalot. Selbst mir wurde einmal soetwas angeboten. Ein Studium nach der Thora und nicht mit viel weltlichem Gerede.
Aber auch hier stossen wir auf die gleichen Riegel, welche einem die Gesellschaft vorschreibt. Die aeusserst fruehe Heirat mit 18 Jahren. Wer aelter ist als 20, der wird in der chassidischen Gesellschaft schraeg angesehen und fuer diejenige ist es dann umso schwerer, einen passenden Ehepartner zu finden. Der chassidische Gatte wird viel weniger die etwaige Karriere seiner Frau tolerieren als z.B. ein nationalrelig. Ehemann, denn in der chassidischen Gesellschaft gelten auch heute noch die strikten Rollenverteilungen. Bei Chabad oder Breslov mag das teilweise anders sein, doch bei Satmar oder Toldot Aharon kommen solche Belange erst gar nicht in Betracht. Chassidische Maedchen sind nicht so erzogen, dass sie mit 18 Jahren nach der Emanzipation schreien. Fuer sie ist nach wie vor das Ideal, eine eigene Familie im Sinne der Thora zu gruenden und nicht Halligalli zu machen.

Wiederum anders sieht es bei der litvish - haredischen Frau aus. Genau in der Gesellschaft finden gerade viele Veraenderungen statt. Durch Kuerzungen im Regierungsbudget sind Familien nun umso mehr gezwungen, arbeiten zu gehen. Allerdings lernt der litvishe Mann meistens noch im Kollel (Thora & Talmud), waehrend seine Frau jobbt. Vor allem in der High - Tech Branche in Jerusalem und im nahegelegenen Beit Shemesh werden seit laengerem gerne haredische Frauen eingestellt. Wahrscheinlich mehr als Tausend Jobs sind so entstanden. Tendenz steigend.

Ob all diese angesprochenen Gruende zur Emanzipation oder Selbstverwirklichung fuehren, kommt auch auf die Persoenlichkeit jeder einzelnen Frau an oder darauf, was sie unter der idealen Selbstverwirklichung versteht. Bei der extremen chassidischen Gruppe Toldot Aharon koennte ich mir vorstellen, dass wenn die Frau dort als Lehrerin arbeitet, sie sich sehr wohl verwirklicht sieht.
Ein entscheidenden Faktor spielt natuerlich auch der Ehemann. Wie tolerant bzw. intolerant ist er. Aber all jene Dinge sollte man schon vor der Hochzeit absprechen.

Wenn ich meine nationalrelig. Schuelerinnen vor Purim frage als was sie sich denn verkleiden, antwortet mir fast jede: als Braut. Aller Emanzipation zum Trotz, die Heirat gilt in allen drei Faellen als Ideal.

Die Emanzipation innerhalb der Religion kommt nur schwer in Gang. Eine orthod. Frau will nicht gerade Rabbinerin werden. Eine Idee, die es meines Wissens nach nicht gibt. Viele relig. Frauen aller drei Gruppen unterrichten aber Thora, in vielen Faellen auch Talmud, Chassidut oder sind Beraterinnen im Oberrabbinat. Gegen die Maennerwelt ist es nach wie vor schwer, sich durchzusetzen, aber dieses Problem gibt es ueberall. Ich habe die Erfahrungen gemacht, dass es immer auf den Individualfall und die Beteiligten selbst ankommt.
Meine Haredi - sowie nationalrelig. Freunde fragen mich nach talmudischen Angelegenheiten oder nach der Thora. Umgekehrt frage ich sie auch und wir hatten diesbezueglich noch keine Probleme. Eines muss ich aber sagen: Die haredische Maennerwelt liebt es Frauen, die etwas vom Judentum verstehen, zu testen. Nicht nur einmal wurde ich ueber das jeweilige Daf Yomi (die taegliche Talmud - Seite, welche gelernt wird) ausgequetscht. Kommen die richtigen Antworten, sind die Maenner sehr schnell ruhiger.