Mittwoch, Februar 28, 2007

Hilferuf eines Schuelers

B"H

Die gestrige Ausgabe der haredischen Tageszeitung HaModiah berichtet von einer abenteuerlichen Aktion der Anti – Missions – Gruppe Yad LeAchim:


Yad LeAchim bekam einen Brief eines 11 – jaehrigen Schuelers, der mit seinen Eltern aus den GUS – Staaten nach Israel eingewandert war.

Seit einigen Wochen wuerde seine Mutter allabendlich Besuch von zwei Frauen bekommen, die die Familie zum Christentum bekehren wollen. Besagte Frauen wuerden die Mutter im NT unterrichten.
Er, der Sohn, haette versucht, mit seiner Mutter zu reden, doch die sagte, dass das schon alles seine Richtigkeit haette.

Der 11 – Jaehrige lernte frueher in einer religioesen juedischen Schule und missbilligte den Besuch der Missionarinnen. Er verabredete ein heimliches Treffen mit Mitarbeitern von Yad LeAchim. Sobald die Frauen abends wieder die Mutter besuchen, will Yad LeAchim in das Wohnzimmer dazukommen.

Zusammen mit dem Vater liess der Sohn die Yad LeAchim – Mitarbeiter in die Wohnung. Die zwei Missionarinnen waren ihnen schon bekannt und diese verfluechtigten sich auch recht schnell. Die gesamte Familie wurde nun von Yad LeAchim zu einem Anti - Missionsseminar in die Chabad – Jugendherberge ASCENT in Safed eingeladen. Dort soll auch noch anderen Missionsopfern geholfen werden.

Montag, Februar 26, 2007

Die neuen Haredim

B"H

Viele Male zuvor habe ich schon die Probleme der neuen Religioesen in der haredischen Gesellschaft beschrieben. Wie finde ich mich zurecht, wenn ich mich entschliesse, haredisch zu werden ? Hier eine ganz aktuelle Story aus meinem Freundeskreis:

Vor ein paar Tagen erzaehlte mir ein Freund, dass unser gemeinsamer Freund S. von seiner nationalreligioeser Zugehoerigkeit nun zu den Haredim gewechselt sei. Litvish wohlgemerkt und nicht chassidisch.
Vielleicht war das nur eine Frage der Zeit, zumal S. schon Ewigkeiten an jedem Shabbat mit einem schwarzen Hut herumlief.
"Nur so, meinte er, aus Spass halt und wegen des Shabbat."

Innerhalb der letzten zwei Monate hoerten wir sehr wenig von S. Ich sah ihn hier und da einmal kurz in der Innenstadt und wir sagten HALLO zueinander. Zu mehr war nicht die Zeit.

Der gemeinsame Freund, der mir von S. neuer Gesinnung erzaehlte, war ziemlich sauer auf diesen. "Ja, S. wuerde nun mit uns nichts mehr zu tun haben wollen. Er sei Haredi und gibt sich nicht mehr mit Nationalreligioesen oder ehemaligen Haredim etc. ab." So der Freund von mir (selber ein ehemaliger Chabadnik), und er fuhr fort: "Man gebe doch nicht einfach so seine Freunde auf. Was sind wir denn ? Chilonim (Nichtreligioese) ? Immerhin sind wir auch religioes."
Ich sagte ihm, dass dieses Verhalten immer nur eine Frage der Zeit ist. S. wird in seinen alten Freundeskreis zurueckkehren.

Viele neue Religioese wollen ploetzlich nichts mehr von ihrem vorherigen Leben wissen, was ich verstehen kann.
Hierfuer gibt es mehrere Gruende; zum einen will man sich einen neuen Freundeskreis aufbauen und da macht es manchmal keinen guten Eindruck, wenn man mit seinen alten Freunden, die eventuell nicht so relig. sind, daher kommt.
Des weiteren will man einen sogenannten "Cut" in seinem Leben machen. Fuer sich selbst. Das ist meine Vergangenheit und jetzt habe ich ein neues Leben. Der Wille dazu ist stark, dennoch haelt dies in den seltensten Faellen lange an.
Sobald derjenige neue Haredi merkt, dass er es in seiner neuen Gesellschaft nicht gerade leicht hat oder zuviel Druck entsteht, sucht er sofort Hilfe bei seinen alten Freunden.

Deswegen bin ich bei S. ganz zuversichtlich, dass er zurueckkommt. Zumal wir in unserem Bekanntenkreis alle selbst religioes, nationalreligioes, haredisch oder ex - haredisch sind.

Breslov Again

Sonntag, Februar 25, 2007

Purim Insights

B"H

Meine Absicht ist es, in diesem Beitrag einige Insights in den juedischen Feiertag Purim zu geben. Insights, die vielleicht dem ein oder anderen nicht so gelaeufig sind.
Die eigentliche Purim – Storie dagegen kann jeder auf den Sites von Aish HaTorah und Chabad.org nachlesen.

Vorweg aber dennoch einige Halachot aus dem Shulchan Aruch (Code of Jewish Law):

Am Abend vor dem Lesen der Megillah wird der Machazit HaShekel eingesammelt. Dieses geht auf die Thoraparasha Ki Tisa, wovon wir einen kleinen Teil am vorletzten Shabbat lasen. Am Shabbat Shekalim, dem Shabbat vor dem Monatsbeginn Adar. Das Geld, welches auf diese Weise zusammenkommt, wird an Purim selbst unter den Beduerftigen verteilt.

In Parashat Ki Tisa wurde Moshe von G-tt aufgefordert eine Volkszaehlung durchzufuehren. Jeder Israelit ueber 20 Jahre sollte einen halben Shekel geben.
Ich persoenlich gehe meistens in eine Chabad – Synagoge und gebe den Machazit HaShekel dort vor Beginn des Lesens der Megillah. Jeder kann soviel spenden, wie er will. Es gibt diesbezueglich keine Vorgaben.

An Purim wird zweimal die Megillat Esther (das Buch Esther) gelesen; einmal abends nach Einbruch der Dunkelheit und einmal morgens. Jeder muss die Megillah diese zweimal hoeren, vorzugsweise natuerlich in der Synagoge. Geht jemand nicht in die Synagoge, so muss er die Megillah daheim lesen.

Ein jeder muss die Megiallah hoeren, selbst Kleinkinder.

Jedes Wort der Megillah muss vom Zuhoerer gehoert werden.

Man muss an Purim eine Seudah, ein festliches Mahl, haben.

Der Shulchan Aruch schreibt vor, dass man sich betrinken muss oder zumindest mehr Alkohol trinkt als normal. Laut Talmud Traktat Megillah 7b sollte soviel getrunken werden, dass man den Unterschied zwischen Mordechai und Haman nicht mehr weiss.

Wer an Purim arbeitet, dem bringt das so verdiente Geld keinen Segen.

(Kitzur Shulchan Aruch, Hilchot Megillah 141)


Exellente Einblicke in Purim liefern der Talmud Traktat Megillah sowie die Midrash Rabbah – Esther.

Ueberall auf der Welt und in den meisten Orten Israels wird Purim am 14. des juedischen Monats Adar gefeiert. In Jerusalem sowie in anderen Staedten, die zu Zeiten Joshua bin Nun eine Stadtmauer hatten, wird Purim jedoch am 15. Adar gefeiert (Gemara in Megillah 2a). Dieser Tag wird Shushan Purim genannt. Wenn in Tel Aviv Purim schon laengst wieder vorbei ist, beginnen wir in Jerusalem, Purim zu feiern. Einen Tag spaeter.

Was ist der Grund fuer Shushan Purim ? Wie wir im Buch Esther lesen, wurde in der Stadt Shushan Purim am 15. Adar gefeiert und eben jenes Shushan war von einer Stadtmauer umgeben. Diese Regel von Shushan Purim gilt sowohl fuer israelische Staedte als auch fuer Staedte im Ausland (Ramban, Rambam und Ritva).

Warum mussten die Orte gerade in der Zeit von Joshua bin Nun eine Stadtmauer besitzen ? Der Talmud Yerushalmi antwortet, dass wenn die Zeitrechnung mit dem Stattfinden von Purim begonnen haette, das Land Israel keine Stadtmauer besessen haette. Man wollte ganz einfach dem Land Israel die Schande ersparen und so einigte man sich auf die Zeit Joshua bin Nun. Des weiteren fuehrte Joshua den Krieg gegen Amalek und Haman war ein Nachkomme Amaleks. So wird der Sieg von Purim mit dem Sieg gegen Amalek in der Wueste verbunden.

Alles in der Megillat Esther ist versteckt und uns nicht offensichtlich. Selbst der Name Esther stammt vom hebraeischen Wort Seter = hidden, Versteck. G-ttes Name erscheint offiziell nicht ein einziges Mal in der Megillah. Verschluesselt finden wir Seinen Namen dennoch; wenn Esther Koenig Achashverosh und Haman zum Essen einlaedt: Yavo Hamelech ve Haman ….. Die Anfangsbuchstaben der jeweiligen Woerter ergeben den Namen G-ttes.

Die Stadt Shushan liegt im heutigen Iran. Nach der Zerstoerung des 1. Tempels durch die Babylonier lebten die Juden 70 Jahre in der Babylonier Diaspora. Koenig Achashverosh war zu der Zeit der maechtigste Herrscher der Welt und war Herr ueber 127 Laender. Er herrschte von 3393 - 3407 (nach dem jued. Kalender).

Zu Beginn der Megillah lesen wir von einem grossen Bankett, welches er gab. Leider nahmen an dem Bankett auch Juden teil. Das unkoschere Essen, welches serviert wurde, stoerte sie nicht. Das weit verbreitete Vergehen unter ihnen war, dass sie kaum noch Thora lernten, sondern sich mit der Situation im Exil abfanden. So liess G-tt es zu, dass Haman sein Urteil faellen konnte (Maharsha und Rashi).

Achashverosh sah das Bankett als eine Lehre fuer die Juden, dass sie nun endlich verstehen, dass ihr G-tt sie nicht mehr aus Babylon rettet. Der Koenig stellte die Kleidung und die Gefaesse aus dem 1. Tempel zur Schau. Er trug die Kleidung und benutzte die Gefaesse (Midrash Rabbah – Esther).
Waehrend Achashverosh mit den Maennern feierte, so feierte seine Frau Vashti mit den Frauen (Megillah 12a). Auch Vashti stellte auf ihrer Party die Gegenstaende aus dem 1. Tempel zur Schau.
In der Megillah lesen wird die beruehmte Stelle, in der Achashverosh Vashti am siebten Tage des Banketts auffforderte, vor der Maennergesellschaft zu erscheinen, sie sich weigert und der Koenig sie zur Strafe hinrichtet.

Die Gemara in Megillah 12b diskutiert ausfuehrlich was denn wohl der Grund fuer Vashtis Reaktion gewesen war. Einige Meinungen lauten, dass sie ploetzlich Lepra bekam und wieder andere sagen, dass ihr ein Schwanz wuchs. Alles in allem ist aber anzunehmen, dass sie sich einfach nicht der Demuetigung aussetzen wollte, nackt vor dem Koenig und dessen Untertanen zu erscheinen.

Haman erliess den Erlass, alle Juden umzubringen, aus purem Judenhass. Mordechai verbeugte sich nicht vor ihm und Haman empfand dies als Beleidigung. Sein Hass auf Mordechai schlug in Hass auf alls Juden um.

An dieser Stelle moechte ich einen Kommentar von einem meiner Rabbis, Rabbis Mordechai Machlis, einbringen. Anstatt auf das zu schauen, was er (Haman) in seinem Leben alles hatte, konzentrierte er sich nur auf das, was er nicht hatte; naemlich die Verbeugung Mordechais.
Das gleiche gilt auch heute in unserem Leben. Vielmals konzentrieren wir uns auf das, was wir in unserem Leben nicht haben, uebersehen jedoch komplett, das was wir eigentlich haben. Wir wollen immer mehr Geld, wissen aber nicht zu schaetzen, dass wir schon ein Haus besitzen und bester Gesundheit sind. Dass der Nachbar vielleicht ein groesseres Haus hat, macht uns wahnsinnig.

Nach dem ganzen Komplott Hamans musste dieser auch noch zu seiner Schande den Mordechai auf einem Pferd durch die Stadt fuehren. Hamans Tocher sah dies und dachte, dass ihr Vater auf dem Pferd sitze und Mordechai fuehre es. Sie wusste nicht, dass es genau andersherum war. Aus Verachtung gegenueber Mordechai nahm sie ihren Nachttopf unter dem Bett hervor und schuettete ihn auf denjenigen, der das Pferd fuehrte, naemlich ihren Vater. Als sie sah, was sie angerichtet hatte, stuerzte sie sich vor Scham ueber den Balkon in den Tod (Megillah 16a).
Haman und seine zehn Soehne wurden gehaengt und das juedische Volk ueberlebte.

Mit dem Lesen der Megillah machen wir das damals stattfindende Wunder publik. Wer einmal an dem Aish HaTorah – Discovery – Program in Jerusalem teilnimmt, der wird dort lernen, dass die zehn gehaengten Soehne Hamans mit den 10 hingerichteten Nazi – Kriegsverbrechern nach den Nuernberger Prozessen verglichen werden. Auch der Verbrecher Julius Streicher erkannte dies als er vor seiner Hinrichtung das Wort "Purimspiel" ausrief.

Das juedische Volk ueberlebte aufgrund von Umkehr und der erneuten Aufnahme des Thorastudiums. Es gibt die beruehmte Gemara im Talmud Traktat Shabbat 88a, dass die Israeliten am Berg Sinai die Thora aus Furcht akzeptierten. In den Tagen Achasveroshs jedoch akzeptierten sie sie erneut. Dieses Mal aus Liebe zu G-tt (Rashi). Als sie unter Ezra aus dem babylonischen Exil nach Israel zurueckkamen, nahmen sie die Thora ohne Konditionen an. Die neue Verpflichtung war eine Folge der Wunder, die zu ihren Gunsten geschehen waren und sie vor dem sicheren Tod bewahrt hatten.

Samstag, Februar 24, 2007

Chassidic teaching from the Rabbanit

B"H

In Jerusalem ist der Shabbat gerade vorbei. Nach all dem Essen und dem Shiur (Unterricht) vor der traditionellen 3. Shabbatmahlzeit bin ich ziemlich platt.
Es gab diesen Shabbat sehr sehr viele neue Teachings ueber die Thoraparasha, chassidische und persoenliche Stories von unterschiedlichen bei den Rabbis anwesenden Leuten.

Eine chassidische Storie erzaehlt von Rabbanit Henny Machlis, der Frau von Rabbi Mordechai Machlis, moechte ich weitergeben:

Eine armer Mann verlaesst sein Dorf und seine Familie. Er hatte von einer Insel gehoert, auf der alles aus Gold, Silber und Diamanten ist. Selbst die Strassen sind aus Edelsteinen.
Er wanderte und wanderte, bis er schliesslich zu der Insel kam. Schnell sammelte er Goldsteine, Diamanten und ueberhaupt alles, was er fand in einen Sack ein und wollte zu seiner Familie zurueckkehren.
Doch bekam er Durst und ging in einen Laden auf der Insel, um eine Flasche Wasser zu kaufen. Der Verkaeufer verlangte das Geld fuer die Wasserflasche und erst da bemerkte der Mann, dass er gar kein Geld hatte. Also legte er einen Edelstein auf den Tresen und sagte, dass dies die Bezahlung sei.
Der Verkaeufer erwiderte, dass die Diamanten auf der Insel nichts wert sind, sondern hier in Kartoffelschalen bezahlt werde.
Der Mann versprach einen Job zu suchen und ihn spaeter zu bezahlen. Gesagt, getan. Der Mann arbeitete lange Zeit auf der Insel und verdiente viel Geld (Kartoffelschalen).
Eines Tages aber fand er, dass er genug verdient hatte und zu seiner Familie zurueckkehren wolle. Mit dem Verdienten koenne er jetzt die Daheimgebliebenen problemlos ernaehren.

Er kehrte heim und seine Frau fand all die Kartoffelschalen in den mitgebrachten Saecken. Sie begann ihn anzuschreien, was er denn gemacht haette. Zu guter Letzt fand sie aber doch noch ein paar verbliebene Edelsteine und sie fuehrten ein gutes Leben.

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Was soll uns dieses Beispiel (Maschal) sagen ?

Auch wir werden von G-tt in diese Welt gesetzt, um die Diamanten einzusammeln. Wie ? Indem wir Mitzwot (die Thoragesetze) erfuellen. Anstatt aber all das Gold einzusammeln, beschaeftigen wir uns mit materiellen Nebensaechlichkeiten und sammeln Kartoffelschalen. So verschwenden wir unsere wertvolle Zeit auf Erden.

Das Teaching fuer diese neue Woche ist, dass wir versuchen uns auf die wirklich wichtigen Dinge im Leben zu konzentrieren und so G-ttes Diamanten einsammeln.

Shavua Tov - Eine gute Woche an alle.

Freitag, Februar 23, 2007

Story vom Maggid von Mezritch

B"H

Der Maggid von Mezritch war der Nachfolger des Baal Shem Tov.

Der Maggid von Mezritch betete mit seiner Gemeinde das Morgengebet (Shacharit) am Shabbat. Als die Gemeindemitglieder die Synagoge nach dem Gebet verliessen, ging der Maggid auf einen Mann zu und wuenschte ihm ein froehliches "Shalom Aleichem".

Erstaunt blickte der Mann den Maggid an und sagte, dass er doch die ganze Zeit ueber in der Synagoge gewesen waere. Wieso der Maggid ihm dann also Shalom Aleichem wuensche.

Der Maggid antwortete: Du warst in der Synagoge, ja. Aber waehrend der Amidah (eines der Gebete) wanderten deine Gedanken nach Warschau, wo du in Gedanken Geschaefte abwickeltest.
Jetzt wo du wieder zurueck in Mezritch bist, wuensche ich dir Shalom Aleichem.

Donnerstag, Februar 22, 2007

Parashat Terumah

B"H

Die Thoralesung fuer diesen Shabbat


In der dieswoechigen Parasha bekommt Moshe von G-tt spezifische Anweisungen fuer den Bau des Mischkan (Tabernakel). Saemtliche Bauteile sind bis auf den Zentimeter genau angegeben.

Vielleicht sollen uns diese Details sagen, dass auch unser Leben so sein sollte. Jeder Mensch bzw. jeder Jude braucht einen gewissen Rahmen fuer sein Leben. Fuer den Juden ist die Thora dieser Rahmen, in der er die Richtlinien fuer sein Leben findet. Jeder Jude muss sein eigenes Mischkan sein und die Thora verinnerlichen, denn das Mischkan ist nicht nur materiell, sondern in erster Linie auch spirituell.

Wie ich zuvor schon einmal schrieb, folgt die Thora nicht immer den chronologischen Ereignissen (Talmud Traktat Pesachim 6b). In der vorherigen Parashat Mishpatim lasen wir am Ende, dass Moshe fuer 40 Tage auf den Berg Sinai ging. Die neue Parashat Terumah hingegen beginnt mit G-ttes Worten an Moshe, Spenden bzw. Gaben fuer das Mischkan zu sammeln.

Die Mehrheit der Kommentatoren stimmt darin ueberein, dass Moshe die Anweisungen fuer das Mischkan nach Yom Kippur bekam. Genau genommen nach dem Vorfall mit dem Goldenen Kalb. Kabbalistische Autoren betonen, dass das Mischkan als ein Tikun (Reparatur der Seele) fuer das Vergehen mit dem Goldenen Kalb diente (u.a. Midrash Tanchuma, Sforno, Kli Yakar, Rabbeinu Bachya).

G-tt forderte die Israeliten auf, freiwillige Gaben fuer das Mischkan zu leisten. Jeder gibt einen von ihm selbst gewaehlten individuellen Anteil aus seinem Besitz. Alles um G-tt und Seinen Namen zu ehren (Rashi). Laut dem chassidischen Buch Noam Elimelech koennen auch wir heute eine Terumah geben und so G-ttes Namen ehren. Naemlich anhand von Thorastudium und Mitzwot (Einhaltung Seiner Gesetze).

Vor Jahren sah ich die ganzen Auflistungen fuer den Bau des Mischkans als ziemlich langweilig an. Meistens uebersprang die die Abschnitte nur. Lernt man dagegen in kabbalistischer Literatur die tiefe innere Bedeutung der Details (Gold, Silber, Kupfer, saemtliche Farben und Bedeckungen etc.) so bekommt man ganz neuen Zugang zu dem Thema. Ploetzlich macht alles einen Sinn.

G-tt gab Moshe die Anweisungen zum Bau des Mischkan, der Bundeslade, der Gefaesse und der Menora. In die Tat umgesetzt hat das jedoch Bezalel (Talmud Traktat Berachot 55a). Als G-tt die Welt erschuf, tat Er dies anhand von hebraeischen Buchstabenkombinationen (Rashi). Genau das gleiche tat Bezalel beim Bau des Tabernakels. Auch er benutzte die Buchstabenkombinationen mit denen Himmel und Erde erschaffen wurden. Der Maharsha in seinem Kommentar zum Talmud Traktat Ketubot 5b, gibt dafuer eine ausfuehrliche Erklaerung. Bezalel war dazu imstande, da er Ruach HaKodesh (eine Art spirituelle Vision) hatte.

Die Thora erwaehnt in der Parasha ein Tier, dessen Haut fuer eine der Abdeckungen fuer das Zelt (Ohel) benutzt wurde. Das Tier heisst Tachasch. Viele fragen sich, was denn genau ein Tachasch, ein fuer uns heute unbekanntes Tier, war. Die Gemara im Talmud Traktat Shabbat 28 a – b gibt uns etwas Aufschluss darueber: Das Tachasch existierte nur in der Zeit von Moshe und wurde nur fuer den Zweck erschaffen, dass seine Haut fuer den Mischkanbau verwendet wird. Es war ein einzigartiges Tier mit bunter Haut und einem Horn auf der Stirn.

Die Cheruvim (Engel auf der Bundeslade) sowie die Menora formte Betzalel aus einem Stueck Gold. Beide Cheruvim waren aus einem Stueck Gold und die gesamte Menora mit all ihren Verzierungen ebenso.

Cheruvim werden oft als Engel mit Kindergesicht defieniert. Allerdings sah ich viele andere Parashot, in denen die Autoren ein Fragezeichen dahinter setzten. Deshalb forschte ich einmal nach warum und tatsaechlich fand ich in der Gemara im Talmud Traktat Sukka 5b einen Diskurs darueber. Dort heisst es, dass die Cheruvim nicht unbedingt Kindergesichter hatten, sondern vielmehr kleine Koepfe, was mit Kindergesichtern verglichen wird.

Die Bundeslade verschwand mit der Zerstoerung des 1. Tempels (im Talmud gibt es noch weitere Auffassungen diesbezueglich).
Das kabbalistische Buch Zohar lehrt, dass wenn die Cheruvim auf der Bundeslade sich gegenseitig in die Gesichter schauten, die Juden G-ttes Willen vollfuellten. Sobald die Cheruvim aber ihre Gesichter in andere Richtungen richteten, so vollfuellten die Juden nicht G-ttes Willen und Dieser entfernte sich daher. Niemals ganz, aber gewisse Wunder geschahen einfach nicht mehr, was die Leute zur Umkehr fuehren sollte.

Wozu nun das ganze Mischkan und all die anderen Gegenstaende ? Kann man nicht G-tt ohne all das ehren ?

Offensichtlich nicht, denn laut Psychologie lieben die Menschen etwas zum Anfassen. Sie wollen Symbole sehen und ein unsichtbarer unfassbarer G-tt ist manchmal nicht vereinbar mit der menschlichen Natur. Deswegen kam es schon zu Urzeiten zum Goetzendienst. G-tt war unsichtbar, also bauten sich die Menschen ihre G-tter selbst. Aber nicht nur zu Urzeiten; auch heute gibt es Religionen mit Statuen.

Selbst die Israeliten in der Wueste verfielen diesen uralten Gedanken. Angespornt von den Erev Rav (ausfuehrliche Erklaerung spaeter in der Parasha Ki Tisa) bauten sie das Goldene Kalb. Danach wollte G-tt einen Beweis, dass nur Er allein ihr G-tt ist. Daher beginnt unsere Parsha mit den Worten: "Und nehmt Mir eine Terumah (Gabe). Mir heisst "fuer Mich" allein".

Nach Avraham beteten auch die Juden im Mischkan gen Westen und nicht nach Osten wie es die Goetzenanbeter taten. Schon darin differenzierten sie sich frueh von den anderen Nationen (Rambam im Moreh Nevuchim – Guide for the Perplexed).

Das Mischkan wurde nicht auf einmal gebaut, sondern in Abschnitten. Genauso wird die Ankunft des Meschiach stattfinden. Nicht alles geschieht auf einmal, sondern in Abschnitten. Derzeit haben wir einen nicht – religioesen Staat Israel, welcher schon einmal die Grundvoraussetzung fuer das Kommen des Meschiach liefert (Rabbi Zvi Yehudah Kook).


Shabbat Shalom

Dienstag, Februar 20, 2007

Chassidut Vishnitz (Vizhnitz)

B"H


Die Vishnitzer Chassidim sind immer gut fuer eine Schlagzeile und so auch wieder in diesen Tagen. In Monsey, ausserhalb New Yorks gelegen, soll eine neue Filiale des amerikanischen Discounters Wal – Mart eroeffnet werden. Allerdings hat Monsey die hoechste Konzentration von Vishnitzer Chassidim und gerade die sind gegen die Eroeffnung des neuen Discounter - Marktes. Koennten doch so Tausende von Leuten in Monsey einfallen und die religioese Atmosphaere vernichten. Vor allem Nichtjuden, unreligioese Juden und der unkoschere Wal – Mart machen den Vishnitzer Chassidim zu schaffen. Wir werden sehen, wie sich die Angelegenheit weiterentwickelt.

Aber nicht nur in Monsey gibt es diese Art von Schlagzeilen. Auch im israelischen Bnei Brak sorgte Vishnitz fuer Aufsehen; wollte man dort getrennte Gehsteige (nach Geschlechtern getrennt) einfuehren. Ob das heute Realitaet ist, weiss ich nicht, denn ich komme selten nach Bnei Brak.

Ueber Vishnitz wird viel geredet und geschrieben, doch kaum eine chassidische Gruppe bleibt der Oeffentlichkeit, selbst anderen Chassidim, so verschlossen und unbekannt wie die Vishnitzer. Ich kenne keinen einzigen Vishnitzer Chassid und fragte deshalb andere Chassidim nach dem Leben bzw. den Braeuchen der Vishnitzer, doch was kam war meistens nur ein Schulterzucken. Wissen wir auch nicht, keine Ahnung. So begnuegte ich mich damit, zwei von den Vishnitzern selbst verfasste Buecher als Quelle zu benutzen. Heraus kam nicht soviel wie ich mir gewuenscht haette, doch immerhin einiges, worueber ich berichten kann. Man empahl mir sogar einfach einmal bei den Hagers, der Familien des Rebben der Vishnitzer, anzurufen und nachzufragen. Das war mir dann doch etwas zu unangenehm, denn wenn Gruppen wie Vishnitz oder Toldot Aharon das Wort Internet bzw. Schreiben im Internet auch nur hoeren, kommt ihnen schon alles verdaechtig vor.

Die Chassidut Vishnitz existiert seit ca. 200 Jahren. Die Kleinstadt Vishnitz liegt in der Bukowina, welche zur damaligen Zeit das Zentrum des Chassidismus ueberhaupt war. Damals gehoerte die Region zu Rumaenien und heute ist sie Teil der Ukraine.

Natuerlich basiert auch die Chassidut Vishnitz auf der Lehre des Baal Shem Tov (dem Gruender des Chassidismus). Rabbi Yaakov Koppel (Kopul) war ein Schueler des Baal Shem Tov. Ein spaeterer Nachfahre Rabbi Koppels wurde der erste Vishnitzer Rebbe. Daher sehen sich die Vishnitzer direkt mit dem Baal Shem Tov verbunden.

Der erste Vishnitzer Rebbe war Rabbi Menachem Mendel Hager, der Autor des Buches Zemach Zadik. Rabbi Hager kam in die Stadt Vishnitz und wurde von der dortigen juedischen Bevoelkerung als deren Rabbi gewaehlt. Sofort nach seiner Wahl wurde Vishnitz zu einem wichtigen Zentrum des Chassidismus.

Familie Hager und die gesamte Chassidut Vishnitz erlitten sehr grosse Verluste im Holocaust. Viele Chassidim und Angehoerige des Rebben wurden von den Nazis ermordet. Schliesslich, im Jahre 1947, kam der Vishnitzer Rebbe Chaim Meir Hager nach Israel. Sofort eroeffnete er ein Lernzentrum (Yeshiva) in Tel Aviv und spaeter in Bnei Brak, nahe Tel Aviv.

Bnei Brak ist bis heute die wichtigste Gemeinde der Vishnitzer mit dem derzeitigen Rebben Moshe Yehoshua Hager als Oberhaupt. Sein Bruder Rabbi Mordechai Hager ist Rebbe der Vishnitzer in Monsey und deren Cousin Rabbi Eliezer Hager ist Rebbe der Seret – Vishnitz in Haifa.

Eine Chassidut mit drei Rebben ist mir etwas raetselhaft und ich habe noch nicht herausgefunden, wie genau diese drei zusammenarbeiten.

Das Schlimmste, was einer chassidischen Gruppe ueberhaupt passieren kann ist, dass wenn ein Rebbe stirbt, sich seine Soehne um die Nachfolge streiten. Oftmals kommt es dann zu Spaltungen innerhalb der Gruppe, wie wir spaeter noch bei Satmar und Toldot Aharon bzw. Avraham Yitzchak sehen werden.

Die zwei wichtigsten Inhalte der Chassidut Vishnitz sind Ahavat Israel (die Liebe zum Volk Israel) und das Thorastudium. Schon Jungen im Alter von drei Jahren gehen in den Cheder und beginnen Thora zu lernen. Die religioese Erziehung wird bei Vishnitz ganz gross geschrieben und es gibt unzaehlige Schulen. Fuer Jungen der Talmud Thora und fuer Maedchen das Beit Yaakov. Allerdings hat Vishnitz, wie so viele weiter chassidische Gruppen auch, ein spezielles Beit Yaakov, welches Banot Vishnitz genannt wird.
Gelernt wird auf Yiddish, selbst bei den Maedchen. Einige davon trifft man im Jerusalemer Stadtteil Kiryat Mattersdorf, wo die Maedchen eine ihrer Schulen haben.
Normalerweise tragen Beit Yaakov – Maedchen blaue Schuluniformen. Die Vishnitzer aber haben rote Uniformen.

Bei der Suche nach einem Ehepartner (Shidduch) ist der wichtigste Punkt, dass der Mann ein Ben Thora (ein guter Thoraschueler) ist. Wer Thora lernt, wird von aussen nicht negativ beeinflusst.

Schon ca. zwei Stunden vor dem Morgengebet beginnen die Vishnitzer Chassidim mit dem Thorastudium. Dies gilt allgemein als Vorbereitung fuer ein tiefes inniges Gebet. Ausserdem gehen die Maenner, wie viele andere Chassidim auch, taeglich in die Mikwe (Ritualbad).

Jeder chassidische Rebbe legt Wert auf seine eigens erlassenen Braeuche. Bei Vishnitz ist dies u.a. das grosser Wert auf saubere Kleidung gelegt wird. Wer saubere Kleidung traegt, dessen Seele ist rein.

Beruehmt ist bei Vishitz der Tisch des Rebben, wo viele seiner Chassidim am Shabbat sitzen und den Thoraauslegungen lauschen. Des weiteren gibt es an jedem Monatsbeginn (Rosh Chodesh) eine extra Seudah (ein Essen).

Es versteht sich von selbst, dass Vishnitz auch das Studium der Halachot (Shulchan Aruch) und des Talmud ganz gross schreibt. Was mich etws ueberrascht hat zu hoeren war, dass u.a. auch sehr viel Wert auf das Studium des Buches Mesillat Yesharim (The Path of the Just) von Rabbi Moshe Chaim Luzzatto gelegt wird. Ein reines Mussar – Buch. Wie perfektioniere ich mich um G-tt am besten dienen zu koennen.

Richtig beruehmt ist Vishnitz fuer seine hauseigenen Niggunim (Melodien), welche sogar via Internet erhaeltlich sind. Leute, die ich nach Vishnitz fragte sagten, sie wuessten keine Details, aber die Niggunim wuerden sie mir sofort vorsingen koennen.

Wie wir spaeter bei den Satmarer Chassidim sehen werden, ist man auch bei Vishnitz sehr sozial engagiert. Gemilut Chassadim (Gemach). Wer Hilfe in jeglicher Form benoetigt, sei es nun finanziell, materiell oder was auch immer, der geht in ein Gemach. Eine Sozialstation in der alles erhaeltlich ist. Von Kleidung, ueber Brillen, Geschirr bis hin zu gewissen Geldsummen.

Wenn ich bisher dachte, dass Chabad oder Belz strenge Regeln fuer Pessach hatte, wurde ich bei Vishnitz eines besseren belehrt:
Die Vishnitzer trinken keine Milch an Pessach und rauchen auch nicht. Ich las, dass es einmal den Brauch gab, an Pessach keinen Fisch zu essen. Ob dieses heute noch gueltig ist weiss ich nicht. Auch sieben sie das Wasser an Pessach. Heisst, wie Belz und Chabad haengen sie einen kleinen Lappen um den Wasserhahn, um so sicher zu gehen, dass kein Chametz (Getreidereste) im Wasser vorhanden ist. Zu diesem chassidischen Brauch gibt es sehr viele unterschiedliche Erzaehlungen. Man mag das entweder fuer uebertrieben oder altmodisch halten, aber aufgrund meiner Beziehungen zu Belz halte ich selbst diesen Brauch.

Wo wir gerade beim Thema Pessach sind: Keine chassidische Gruppe isst an Pessach Gebrochts. Gebrochts sind z.B. Mazzeknoedel aus Mazzemehl. Litvishe Haredim und andere Relgioese lieben es an der Pessach – Seder Mazzeknoedelsuppe zu essen. Fuer Chassidim dagegen ist das unvorstellbar und Chametz. Nicht koscher fuer Pessach. Auch diesem Brauch halte ich seit Jahren ein und eine nicht – chassidische Seder kommt nicht in Frage.

Was vielleicht viele Aussenstehende interessieren duerfte: In die Chassidut Vishnitz muss man hineingeboren werden. Anders kommt niemand hinein. Sicher hat jemand von aussen bestimmt die Moeglichkeit in diversen Instituten der Chassidut zu lernen oder sich so zu kleiden. In den engeren Zirkel aber kommt so niemand.

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Ein guter Bekannter von mir teilte mir mit, dass er ein Treffen zwischen mir und einem Vishnitzer Chassid arrangieren will. Den kann ich dann ausfuehrlichst befragen. Ich hoffe, dass das zustande kommt. Wenn ja, werde ich noch einen weiteren Beitrag ueber Vishnitz schreiben.

Ansonsten werde ich als naechstes die Chassidut Toldot Aharon erklaeren. Toldot Aharon, die fundamentalistischste Gruppe ueberhaupt.

Montag, Februar 19, 2007

Geplante Beitraege

B"H

Es ist immer wieder erstaunlich, was Leute fuer Fragen ueber das Judentum haben. Siehe den letzten Beitrag aus dem Doppelpass - Blog:
http://doppelpass.wordpress.com/

Seit laengerem schon bereite ich einen Beitrag zu dem Thema, ob Juden in Israel leben sollen / muessen vor. Was Talmud und diverse Halachot bzw. Kommentatoren dazu sagen.
Ausserdem plane ich die juedische Idee des Meschiach ausfuehrlich darzulegen. Der Talmud hat sehr genaue Vorstellungen davon. Verbunden mit dem Thema was genau nach dem Tod passiert und wie das Kommen des Meschiach ablaeuft. Wobei Rambam und Ramban sehr unterschiedliche Vorstellungen haben.
Aber immerhin, es ist eine genaue Erklaerung wert.

Miriam

Sonntag, Februar 18, 2007

Breslover Chassidim am Zion Square Jerusalem

Orthodoxe Frauen und ihre Kopfbedeckungen

B"H

Im orthodoxen Judentum ist es ueblich, dass verheiratete und geschiedene Frauen sowie Witwen ihr Haar bedecken und Kopfbedeckungen tragen.
Ich lernte einmal, dass die Kopfbedeckung auf die Episode zurueckgeht, in der Rebekka (Rivka) zum ersten Mal ihren zukuenftigen Ehemann Yitzchak trifft und vorher ihr Haar bedeckt (Thora Parashat Chaye Sarah).
Allerdings gibt es fuer die Kopfbedeckung der verheirateten Frau noch andere Quellen: den Talmud Traktat Ketubot 72a, den Shulchan Aruch - Orach Chaim 75:2 und die Thora in Numbers 5:18.
Dort naemlich geht es um Ehefrauen, die verdaechtigt werden, Ehebruch begangen zu haben und zum Beweis von Schuld oder Unschuld das "Sotahwasser" (Mei Sotah) vom Cohen (Tempelpriester) verabreicht bekommen. Dazu mussten sie ihre Kopfbedeckung absetzen (siehe Thora Parasha Nasso).
Soweit erst einmal zur Herkunft und Halacha der Kopfbedeckungen fuer verheiratete Frauen.

Dies alles geschieht aus Anstandsgruenden (Zniut). Kein fremder Mann soll das Haar einer verheirateten Frau sehen und sich deshalb zu ihr hingezogen fuehlen. Das Haar der Frau gehoert zur Intimssphaere einer Ehe.

Jede Gruppe im orthodoxen Judentum hat ihre eigenen Regeln wie die Kopfbedeckung der Frau aussehen soll. Bei Nationalreligioesen reichen meistens Hut oder die sogenannte Midpachat (eine Art Netz, welches das gesamte Haar bedeckt).
Eine Midpachat ist jedoch auch unter haredischen Frauen sehr gelaeufig.

Litvishe Frauen tragen normalerweise Peruecke oder eine Midpachat. Bei chassidischen Frauen ist dies genauso, doch kommt es gewoehnlich auf den Brauch jeder chassidischen Gruppe an.
Die Frauen von Chabad und Ger (Gur) tragen normale Peruecken, wogegen die Peruecke bei Breslov gemieden wird.
Chassidische Gruppen aus Ungarn / Rumaenien (Satmar oder Toldot Aharon) haben den Brauch, dass verheiratete Frauen sofort nach der Hochzeit ihr gesamtes Haar abrasieren. Diesen Brauch gibt es auch bei Vishnitz und teilweise bei Belz.

Doch niemals habe ich Gruppen kennen gelernt, in denen das Abrasieren des Haares eine so grosse Rolle spielt wie bei Satmar oder Toldot Aharon. Eine Bekannte (Satmar) erklaerte mir, dass die Mikwe (Ritualbad) der Grund sei. Schliesslich solle das Wasser an jede Koerperstelle gelangen, um eine koschere Mikwe zu gewaehrleisten.

Allerdings gibt es noch einen weiteren Grund:
Zur Zeit der Chashmonaim (Maccabim) wurde das Recht der ersten Nacht nach der Hochzeit von den griechischen Besatzern eingefuehrt. Jeder griech. Stadthalter konnte damit jede juedische Braut in der ersten Nacht fuer sich beanspruchen. Dies war einer der Gruende fuer den Aufstand der Maccabim. Um die Griechen abzuschrecken, rasierten sich die Frauen die Haare ab. Der Brauch hat sich bis heute erhalten, aber nicht mehr, um die Maenner abzuschrecken.

Bei Satmar traegt die Frau ueber dem kurzgeschorenen Haar eine Peruecke und am Shabbat ein sogenanntes Tichel (kleines weisses Tuechlein) auf der Peruecke.
Bei Toldot Aharon werden keine Peruecken getragen, sondern es wird immer nur ein schwarzes Tuch um den Kopf gewickelt. Auch am Shabbat.

Zusaetzlich gibt es unendlich viele Diskussionen zu dem Thema. Jede chassidische Gruppe entscheidet, was koscher genug fuer sie ist. Vor ca. drei Jahren kam es zu einem weiteren Eklat, da Peruecken mit echtem Haar aus Indien importiert wurden, welche spaeter als nicht koscher eingestuft und verbrannt wurden.
Manche sind gegen Peruecken und andere nur gegen Kunsthaar oder echtes Haar.

Wer in chassidische Traditionen hineingeboren wurde, der stellt all diese Vorschriften nicht in Frage. Fuer Aussenstehende dagegen mag das fremd und nach Unterdrueckung klingen. Jedenfalls habe ich noch keinen haredische Frau getroffen, die die Peruecke als Unterdrueckung empfand.

Freitag, Februar 16, 2007

Geschichte der zwei Tempel

B"H

Das untere Video von YouTube zeigt sehr beeindruckende Bilder davon, wie es heute auf dem Tempelberg auschaut. Ein paar Israelis haben diese Bilder gemacht.

Es ist fuer mich erschuetternd mit anzusehen, was aus Salomons beruehmten Staellen und der Site des Aron HaKodesh (wo heute der Felsendom steht) geworden ist. Im Aron HaKodesh, der Bundeslade, befanden sich u.a. die Tafeln mit den 10 Geboten, ein Glas mit dem Manna aus der Wueste, der Stab Aharons und das Salbungsoel fuer die Hohepriester.
Im Felsendom wird der Even HaShetiah, der Foundation Stone, gezeigt. Dieser Stein hat im Judentum eine immense Bedeutung, ist er doch der Punkt, von dem die Welt aus erschaffen wurden. Und genau auf diesem Stein stand die Bundeslade.

Hoffen wir, dass der Meschiach bald kommt und auf dem Tempelberg der 3. Tempel errichtet wir.

Shabbat Shalom


Besuch auf dem Tempelberg


Tempelberg heute

Wahrheiten ueber den Tempelberg

B"H

Honest Reporting hat einen sehr guten Artikel ueber die Vorgaenge am Tempelberg verfasst:

http://www.honestreporting.com/articles/45884734/critiques/Temple_Mount_Truths.asp

Shabbat Shalom an alle.
Miriam

Donnerstag, Februar 15, 2007

Backrezept fuer Purim - Hamantaschen

B"H

In wenigen Wochen ist Purim und ich schreibe jetzt schon einmal ein Rezept fuer die traditionellen Hamantaschen. Eines ist jedoch zu beachten: Als ich Shimon aus unserer Baeckerei nach einem Rezept fragte, war der schon voellig platt von der Arbeit und konnte sich nicht mehr an die genaue Mengenangabe fuer Familienportionen erinnern.
So gebe ich euch das Rezept fuer grosse Mengen und ihr muesst halt abschaetzen, wieviel ihr genau braucht.

1 kg Zucker

2 kg Margarine / Mazola

10 grosse Eier

1 Teeloeffel Vanille

Alles gut durchruehren und dann 3 kg Mehl hinzufuegen.

Fuellungen: Dattelcreme, Mohn, Kaese, Schokolade, Marmelade etc.

Parashat Mishpatim

B"H

Die Thoralesung fuer diesen Shabbat

Dieser Shabbat ist nicht "nur" ein regulaerer Shabbat, sondern zugleich Shabbat Shekalim und zusaetzlich segnen wir morgens in den Synagogen den neuen Monat Adar. Aber der Reihe nach.

In der vorherigen Parashat Yitro erhielten die Juden von G-tt die Zehn Gebote und in der dieswoechigen Parasha folgen weitere neue Zivilgesetze. Der Ramban sagt, dass diese neuen Gesetze ein Zusatz zu den Zehn Geboten sind.

Im Judentum gibt es keine Trennung von religioesen, privaten und geschaeftlichen Angelegenheiten. Thora und Halacha regeln sogar wie ich mich im Beruf bzw. auf Geschaeftsebene zu verhalten habe. Beispiel: Ich bin kein religioeser Mensch, wenn ich als Kaufmann meine Kundschaft betruege.

Parashat Mishpatim beginnt mit dem Gesetz fuer Sklaven. Ein Sklave arbeitet sechs Jahre und wird im siebten Jahr freigelassen.
Nun koenne wir die Thora etwas oberflaechlicher lernen, wo die Erklaerung dazu lautet, dass G-tt in sechs Tagen die Welt erschuf und am siebten Tag ruhte. Gehen wir dagegen tiefer in die Materie, so erzaehlen und die Kabbalah (Zohar) und die Chassidut (Beer Moshe und Degel Machane Ephraim) von Reinkarnationen. Laut dem Buch Zohar stehen diese sechs Jahre fuer sechs Reinkarnationen, welche die Seele durchmacht, um zu ihrer urspruenglichen Perfektion zurueckzukehren. Heisst, zu der Zeit als sie von G-tt erschaffen wurde.
Sobald ein Jude suendigt, beschaedigt er seine Seele und diese kommt nach dem Tod vor G-ttes Gericht. Eine der Strafen kann sein, dass die Seele als Reinkarnation wieder zurueck in unsere Welt kommt. Der mensch muss sein gesamtes Leben daran arbeiten, seine Seele zu perfektionieren (Beer Moshe).
Dies sind etwas tiefgehendere Erklaerungen der sechs Jahre Sklavenarbeit und der Freilassung im siebten Jahr.

Ein weltweit viel zitierter Satz aus Parashat Mishpatim ist: "Auge um Auge, Zahn um Zahn." In der Presse lesen wir den Satz haeufig in Verbindung mit der israelischen Armee und den Palaestinensern. Wer "Auge um Auge, Zahn um Zahn" als Rache interpretiert, der irrt gewaltig.
Vielmehr geht es um Schadenersatz. Wird jemandem ein Schaden zugefuegt, bekommt er finanziellen Schadenausgleich. Im Talmud Traktat Bava Kamma 83b finden wir unzaehlige Beispiele dafuer: Was ist der tatsaechliche Schaden, wie stufen wir den erlittenen Schmerz ein, wie hoch ist der Verlust aufgrund von Arbeitsunfaehigkeit etc.
"Auge um Auge, Zahn um Zahn" heisst also nicht, dass wer jemandem ein Auge ausgehackt wird, seines nun auch verliert. Aber was ist der Grund, dass dieser Satz so in der Thora steht ? Warum steht nicht einfach "Schadenersatz" dort ?
Weil vor G-tt im himmlischen Gericht wirklich so gerichtet wird und es keine finanziellen Regelungen gibt. G-ttes Gericht verlaeuft anders.

Kein Vergehen wird so haeufig in der Thora erwaehnt wie der Goetzendienst. Das schlimmste Vergehen ueberhaupt. Wer andere G-tter anbetet, der erkennt G-ttes Einzigartigkeit und Seine Erschaffung der Welt nicht an. Die Thora verbietet uns die Namen fremder G-tter auch nur auszusprechen (Exodus 23:14). Der Talmud geht noch weiter und verbietet sogar die Erwaehnung deren Feiertage.

Eines der Gesetze, welches mir persoenlich sehr wichtig ist, ist das die Juden dreimal im Jahr (an Pessach, Shavuot und Sukkot - Laubhuettenfest) vor G-tt erscheinen sollen. Zu Zeiten der zwei Tempel kamen die Juden an diesen Feiertagen (Shalosh Regalim) nach Jerusalem in den Tempel um Opferungen darzubringen und zu feiern. An Sukkot taten das auch viele Nichtjuden.

Seitdem wir den Staat Israel haben und das Gebiet um die Klagemauer im Sechs - Tage - Krieg (1967) zurueckeroberten, kann jeder wieder an diesen Feiertagen in die Jerusalemer Altstadt kommen. Fuer mich ist das die schoenste Zeit und ich habe das Glueck, da ich in Jerusalem wohne, an Pessach und Sukkot taeglich in die Altstadt gehen zu koennen. An den Zwischenfeiertagen gibt es unzaehlige Attraktionen und Tausende stuermen in die Juedische Altstadt. An Pessach und Sukkot findet jeweils am 3. Tag der Segen der Cohanim (ehemals Tempelpriester) an der Klagemauer (Kotel) statt.

An Shavuot ist es Brauch, die ganze Nacht durchzulernen und morgens fuer das Morgengebet an die Klagemauer zu gehen. Falls dort noch aufgrund des hohen Ansturmes Platz sein sollte. Es ist ein grandioser Anblick, wenn die Sonne ueber dem Tempelberg aufgeht.

Diesen Mozzaei Shabbat (Shabbatausgang) beginnt der juedische Monat Adar. Somit fallen die Gebete in den Synagogen etwas laenger aus. Am Shabbat vor Adar ist traditionell Shabbat Shekalim. Somit wird die Thorarolle ausgewechselt und der Maftir wird aus Parashat Ki Tisa (Exodus 30:11 - 16) gelesen.
Darin beauftragte G-tt Moshe eine Volkszaehlung unter den Israeliten in der Wueste durchzufuehren. Jeder ueber 20 Jahre gab einen halben Shekel, nicht mehr und nicht weniger. Egal ob arm oder reich.
Dieses lehrt uns, dass jeder Mensch vor G-tt gleich ist.

Die Haftarah wird aus Koenige II, 12:17 gelesen. Sephardische Juden beginnen sie bei 11:17.

Shabbat Shalom

____________________________________

Degel Machane Ephraim: Rabbi Moshe Chaim Ephraim, Enkel des Baal Shem Tov

Ramban: Rabbi Moshe ben Nachman (Nachmanides). 1194 - 1270, halachische Authoritaet. Seit 1267 lebte er in Israel und liess die juedische Gemeinde von Jerusalem wieder aufleben.

Beer Moshe: Rabbi Moshe Elyakim Beriah

Mittwoch, Februar 14, 2007

Beitragsplaene

B"H

Persoenlich liebe ich es, religioese Tabu - Themen zur Sprache zu bringen. Nicht, dass ich dabei etwas Anti - Religioeses von mir geben will, aber ich denke, dass auch kontroverse Themen diskutiert werden muessen.
Beim Durchschauen haredischer Blogs aus den chassidischen New Yorker Stadteilen Williamsburg und Boro Park habe ich viel Ermutigung gefunden, gerade solche Themen anzusprechen. Chassidim diskutieren anonym in jenen Blogs ihre Probleme und Gedanken. Nicht, dass ich jetzt deren Themen uebernehmen will, dennoch teile ich mit ihnen viele Ansichten und Erfahrungen.

Neben dem Thema der Aussteiger aus der Haredi - Gesellschaft (was ich noch weiterfuehren will) werde ich noch auf weitere Tabu - Themen diesbezueglich eingehen. Ein Beispiel: Liebesaffaeren der Haredim. Ein viel diskutiertes Thema innerhalb der haredischen Gesellschaft. Komischerweise wird es nie real diskutiert, sondern immer versteckt in selbstgeschriebenen Geschichten. Auch ich werde mich dieser Sitte anschliessen.:-)

Ausserdem werde ich wahrscheinlich kommende Woche einen weiteren Beitrag schreiben, der sich damit beschaeftigt, ob Juden in Israel leben sollen. Dazu habe ich einiges aus dem Talmud, den Halachot und natuerlich von Rabbi Kook (dem 1. ashkenazischen Oberrabbiner Israels) ausgegraben.

Chassidut Breslov - Teil 2

B"H

Neben Chabad zieht keine chassidische Gruppe soviel neue Mitglieder an wie Chassidut Breslov. In Israel haben sie vor allem den Ruf auch viele Freaks anzuziehen. Aber es gibt auch ganz andere Leute, die zu Breslov gehen.

Wo sich Chabad als intellektuell versteht, ist Breslov sozusagen Chassidut fuer jedermann. Vielleicht besteht der Hauptgrund darin, dass eines der Mottos von Rabbi Nachman war, dass wer heute kein perfekt juedisches Leben fuehrte, morgen eventuell mehr Erfolg haben koennte. Nur nie aufgeben und in Depressionen verfallen. Wir haben alle unsere taeglichen "Ups and Downs" und vielfach kommt es auf die Tagesform bzw. Launen an.
Tue religioes soviel wie du imstande bist zu tun. Erfuelle mehr oder weniger dein Potential, aber nehme dir nie zuviel vor.
Zwinge dich froehlich zu sein und suche immer eine positive Charaktereigenschaft in dir.

Rabbi Nachmans Idee ist, dass wer sich zwingt froehlich zu sein, auch wenn ihm momentan nicht danach ist, am Ende Erfolg haben wird. Immer froehlich sein und die Mitzwot (Gesetze) mit Freude erfuellen, ist eine der schwersten Mitzwot ueberhaupt.

Rabbi Nachman war nicht der erste, der den sogenannten Tikkun HaKlali einfuehrte; dieser Tikkun (eine Art Reparatur fuer die Seele) besteht lt. Rabbi Nachman aus den Psalmen: 16, 32, 41, 42, 59, 77, 90, 105, 137 + 150.
Schon der ARI (Rabbi Yitzchak Luria) empfahl diesen Tikkun, der normalerweise um Mitternacht gebetet wird.

Vor seinem Tod trug Rabbi Nachman seinen Schuelern auf, jedes Jahr an Rosh HaShana zu seinem Grab nach Uman in der Ukraine zu fahren. Ein Brauch, der noch heute von grosser Bedeutung ist. Jedes Jahr fliegen Tausende Juden nach Uman. Nicht alle sind Breslover Chassidim, sondern ebenso Sepharadim, Nichtreligioese oder Nationalreligioese. Der Flug nach Uman ist verhaeltnismaessig billig und jedesmal gibt es ausserdem mindestens 1000 gesponsorte Freifluege.

Der Brauch der Breslover Chassidim ist, dass die Maenner nach Uman fliegen und die Frauen fahren nach Meron in Nordisrael. Meron liegt neben der Stadt Sefat und dort befindet sich das Grab des beruehmten und von den Roemern verfolgten Rabbi Shimon Bar Yochai.

Neben dem Brauch nach Uman zu fliegen, haben die Breslover Chassidim noch einen weiteren, welchen keine andere chassidische Gruppe hat. Waehrend sich ein jeder an Purim betrinkt, gehen die Breslover in den Wald und sprechen mit G-tt.
Wobei wir an einem wichtigen Punkt der Breslover Chassidut angekommen sind, der Hitbodedut.
Hitbodedut bedeutet sich taeglich fuer mind. eine Stunde zurueckzuziehen und das persoenliche Gespraech mit G-tt zu suchen. Ob das nun in der freien Natur oder daheim im Kaemmerlein stattfindet, bleibt jedem selbst ueberlassen.

In dem Buch LIKUTEI MOHARAN, welches die Lehren des Rabbi Nachman enthaelt, werden unter anderem Ratschlaege fuer das taegliche Leben gegeben. Rabbi Nachmans Lehren haben auch heute nichts von ihrer Aktualitaet eingebuesst:

- Diese Welt ist wie eine schmale Bruecke. Das Wichtigste ist, dass wir davor keine Angst haben (Likutei Moharan 2:48).

- Der Glaube hilft jene schmale Bruecke, die wir Leben nennen, zu ueberqueren und alle Herausforderungen anzunehmen.

- Stelle dich nicht selbst in Frage, sondern habe Selbstvertrauen.

- Wer nicht betet oder Thoralernen kann, soll darum beten, beten zu koennen.

- Wir muessen fuer alles was wir brauchen beten.

Die Hitbodedut wird bei Breslov als meditatives Gespraech mit G-tt gesehen. Bei der Meditation wird oft ueber das Konzept "Lord of the Universe" meditiert.
Im Gegensatz zu Chabad sieht Breslov G-tt weit von uns entfernt und versucht Ihm durch Gebet und Thora naeher zu kommen.

Das Lernen der Schriften des Rambam (Maimonides), vor allem dem "Fuehrer der Unschluessigen" - (The Guide of the Perplexed) ist weit verbreitet bei Chabad. Rabbi Nachman dagegen lehnte jegliche Philosophie ab. Thora, Talmud und Zohar seien genug.


Naechste Woche werde ich eine sehr extreme chassidische Gruppe beschreiben: Die Chassidut Vishnitz

Elie Wiesel attackiert

B"H

Vergangene Woche wurde der Nobelpreistraeger Elie Wiesel von einem Holocaust - Verleugner in seinem Hotel in San Francisco attackiert.
Wiesels Angreifer schrieb nach dem Vorfall ein Online - Gestaendnis auf der Site von ZioPedia.org , wo er sich Eric Hunt nannte.

Er haette Wiesel im Hotelfahrstuhl angegriffen.
Elie Wiesel und der sogenannte Eric Hunt befanden sich allein in dem Fahrstuhl als Hunt diesen im 6. Stock stoppte. Die Tuer oeffnete sich und Hunt zog Wiesel am Kragen hinaus. Laut Hunt erklaerte sich Wiesel bereit, ihm ein Interview zu gewaehren, in dem er zugegeben haben soll, dass sein Buch "Night" eine reine Erfindung gewesen sei. In "NIGHT" beschreibt Wiesel seine Erfahrungen im Auschwitz.

Elie Wiesels Version dagegen lautet ganz anders: Er sei von Hunt aus dem Fahrstuhl gezogen worden und haette um Hilfe geschrien. Daraufhin sei Hunt gefluechtet.

Dienstag, Februar 13, 2007

Der Beginn des juedischen Monats Adar - Rosh Chodesh Adar

B"H

Diesen Mozzaei Shabbat (Shabbatausgang) am 17. Februar beginnt der juedische Monat Adar. Rosh Chodesh Adar wird immer zwei Tage lang gefeiert (naechste Woche Sonntag und Montag).
Adar ist der 12. und freudenreichste Monat im juedischen Kalender. Die Freude ist das Symbol des Adar. Freude, G-tt dienen zu duerfen und die Freude darueber, dass G-tt Wunder fuer die Juden vollbrachte (Purim und Pessach), so das Chabad - Buch Shaarei HaMoadim.

Laut dem kabbalistischen Buch Sefer Yetzirah (the Book of Creation) repraesentiert jeder juedische Monat einen bestimmten Buchstaben, ein Sternzeichen, einen israelitischen Stamm, ein Organ und einen menshclichen Sinn:

- Der Buchstabe des Adar ist das KUF ק
- Das Sternzeichen ist der Fisch
- Der Stamm ist Naftali
- Der Sinn ist das Lachen
- Das Organ ist die Milz

Der 7. Adar ist das Geburts - sowie Sterbedatum von Moshe.
Dieses Jahr faellt Taanit Esther (der Fastentag vor Purim) auf den 11. anstatt auf den 13. Adar. Der 11. Adar ist Donnerstag der 1. Februar.
Taanit Esther wurde aufgrund des Shabbat vorverlegt, da am Shabbat nicht gefastet wird. Ausser, wenn dieser auf Yom Kippur faellt.

Am 14. Adar ist Purim und am 15. Adar ist Shushan Purim. Shushan Purim mag in der Diaspora etwas unbekannt sein. Es handelt sich darum um das Purimfest, welches in jenen israelischen Staedten gefeiert wird, die zur Zeit als die Israeliten aus der Wueste nach Israel kamen, eine Stadtmauer hatten. z.B. Jerusalem. Ich werde dieses ausfuehrlichst vor Purim erklaeren.

Chodesh Tov - Einen guten Monat an alle.

Diese Woche

B"H

Diese Woche ist ziemlich busy, denn am Shabbat ist Shabbat Shekalim. Der Shabbat vor dem Beginn des juedischen Monat Adar. Dementsprechend wird auch die Thora - Parasha etwas laenger ausfallen, da ich einiges zum Shabbat Shekalim erklaeren werde.

Am Mozzaei Shabbat (Shabbatausgang) beginnt der juedische Monat Adar (Rosh Chodesh Adar). Auch dazu werde ich jetzt etwas schreiben.

Ausserdem gibt es morgen Teil II der Erklaerung zu den Inhalten der Chassidut Breslov.

Und....Purim ist nicht mehr weit und ich habe in der Baeckerei schon nach einem Rezept fuer Hamantaschen (Osnei Haman) nachgeforscht. Auch dieses werde ich diese Woche noch schreiben.
In unserer Baeckerei werden schon fleissig Hamantaschen verkauft.:)

Miriam

Montag, Februar 12, 2007

Buchtip

B"H

Heute kaufte ich mir ein sehr gutes historisches Buch. Es ist auf Englisch und heisst "THE CRUSADERS" - Die Kreuzritter. Der Autor ist Robert Payne.

Ob das Buch in deutscher Sprache erhaeltlich ist, weiss ich nicht.
Robert Payne beschreibt sehr genau die Geschichte und Hintergruende der Kreuzzuege und arbeitete an dem Buch sieben Jahre lang.

Was bedeutet Judesein in Deutschland ?

B"H

In Jerusalem betrachtet man Christenmission nach wie vor als etwas Aussergewoehnliches und die Mehrheit kuemmert sich nicht darum, wenn sie von Missionaren angesprochen wird. Selbst wer nicht religioes ist, hat dennoch gewisse juedische Traditionen und will G-tt nicht durch einen Menschen ersetzen.

Vor allem sephardische Juden haben sehr stark verankerte Traditionen. Shabbat ja, auch wenn man vielleicht nach dem Kiddush den Fernseher anstellt. Aber Shabbatkerzen, das traditionelle sephardische Shabbatessen (meistens Kube - kleine Teigtaschen mit Fleisch etc. gefuellt) muss schon sein. Auch sollte die Schwiegertochter bzw. der Schwiegersohn schon juedisch sein.
Die Kaschrut (koscher) spielt bei vielen Israelis, egal ob religioes oder nicht, ebenso eine grosse Rolle.
Die juedischen Traditionen sind immer noch da und Kabbalisten nennen fuehren dies auf die juedische Neshama (Seele) zurueck.

Wie aber schaut es in Deutschland aus ? Was bedeutet das Judentum eigentlich noch fuer die deutschen Juden ? Ist es nur eine Identitaet wie jede andere auch ? Schwenke ich nur einmal die Israelfahne am israel. Unabhaengigkeitstag und sage mir dann, dass ich meine Pflicht erfuellt habe ? Wie sehen die deutschen Juden ueberhaupt ihre juedisch - religioese Identitaet ? Was nicht immer heissen muss, dass jemand streng orthodox lebt, doch zumindest sollte ein jeder wissen, was Judentum bedeutet. Vor allem sollten wesentliche Inhalte der Thora bekannt sein.

Ich war immer sehr froh, wenn ich wieder zurueck in Israel war. Vor allem nach meiner Aliyah. Ich geniesse es in einem Land zu leben, wo die Mehrheit juedisch ist, was den Vorteil mit sich bringt, dass ich mich nicht staendig rechtfertigen muss. Und selbstverstaendlich ist es einfacher in jeden Laden gehen zu koennen und koscher einzukaufen. Oder in den naechsten Buchladen und ich habe saemtliche religioesen Buecher vor mir. Ganz zu schweigen vom Shabbat.

Wer sich etwas mehr mit dem Judentum identifiziert und sich bemueht einiges ueber seine eigene Religion bzw. seine Herkunft zu lernen, bei dem haben es Missionare schwer.
Die Jerusalemer Yeshiva Aish HaTorah, welche unzaehlige Filialen in den USA hat, stellte schon vor einige Jahren eine interessante Statistik auf.
Was passiert im Verlauf der Generationen mit Reform - oder orthodoxen Juden ?
Die Statistik besagte, dass ueber 50% der Reformjuden in den USA einen nichtjuedischen Partner heiraten. Bei Orthodoxen lag die Zahl bei 2%.

Deutschland besteht heute ueberwiegend aus Reformgemeinden, welche die grundsaetzlichen Werte der Thora, heisst G-ttes ewig geltendes Gesetz, fuer ihre Zwecke veraendert haben. So wie es mir halt am besten passt. Was weiss denn G-tt schon von meinem Anspruechen ?
Wer so lebt und seine urspruenglichen Werte verliert, bei dem haben Missionare leichteres Spiel. Aber nicht nur das: Was geben denn solche Leute ihren Kindern weiter ? Welche Identitaet ? Nicht nur in den USA verlassen so viele Juden das Judentum ueberhaupt.
Ich sehe das deutsche Judentum eher als etwas Politisches an. Man vertritt seine Rechte als das Judentum insgesamt, doch mit Religion hat alles nichts zu tun. Die Politik hat die Thora eingeholt. Selbst orthodoxe Rabbiner halten Vortraege in Kirchen oder Kloestern und leider schaut die Realitaet so aus, dass auch zu jenen Vortraegen mehr Nichtjuden als Juden kommen. Und so wurschtelt jeder so vor sich hin. Jeder will im Gemeindevorstand sein und dort angekommen, sollte auch gefaelligst schon die Presse warten. Die eigene Selbstdarstellung hat G-tt verdraengt.

Missionare auf dem Mahane Yehudah Markt

B"H

Vergangene Woche waren christliche Missionare auf dem Mahane Yehudah Markt taetig. Sie kamen als eine Gruppe sogenannter israelfreundlicher Christen und begannen mitten mit Markt zu tanzen. Im Mahane Yehudah ist man so einiges gewohnt und so sagte niemand etwas.

Erst als die Gruppe begann, christliches Missionsmaterial unter den Leuten zu verteilen, wurde man aufmerksam und schmiss sie aus dem Markt.

Sonntag, Februar 11, 2007

Samstag, Februar 10, 2007

Kotel - Klagemauer

Neue Schilder auf dem Oelberg

B"H

Das Religionsministerium plant neue Schilder fuer Cohanim (Tempelpriester zur Zeit der Tempel) auf dem Oelberg zu installieren.

Zur Zeit des 2. Tempels wurde auf dem Oelberg die sogenannte Rote Kuh (Parah Adumah) von Cohanim verbrannt (wie in der Thora beschrieben).
Auf dem Oelberg sowohl als auch auf dem Tempelberg gibt es Stellen, die nur von Cohanim betreten werden duerfen und heute, wo wir keinen Tempel haben, duerfen eben jene Cohanim diesen Stellen nicht betreten.

Freitag, Februar 09, 2007

Schuesse auf dem Tempelberg

B"H

Eine Bericht darueber findet ihr in meinem zweiten Blog.

http://lebeninjerusalem.blogspot.com

Falash Mura

B"H

Was genau Falash Mura uebersetzt heisst, weiss ich nicht, denn ich bin der aethiopischen Sprache nicht maechtig. Jedenfalls handelt es sich um Aethiopier, die in der Vergangenheit einmal Juden waren und dann zum Christentum uebertraten.

Genau diese Falash Mura wollen nun Aliyah nach Israel bewilligt bekommen und seit den letzten Jahren gibt es einen politischen Streit, ob man diesen Leuten Aliyah gewaehren soll oder nicht. Die Falash Mura sehen sich immer noch als Juden, doch den israelischen Politikern ist klar, dass es hier um "Wirtschaftsfluechtlinge" geht. Es gibt heute einige Tausend Falash Mura in Aethiopien, die in Israel niemand so recht will. Sie waeren eh ohne jegliche Bildung, Analphabeten und wuerden Israel nur Geld kosten, was nicht vorhanden ist.

Diese Woche schlossen sich auch die israelischen Aethiopier der Regierungsmeinung an, die Falash Mura nicht nach Israel einwandern zu lassen. Aethiopische Rabbiner warnen vor Christenmission. Schon in Aethiopien haetten die Falash Mura versucht, aethiopische Juden zum Christentum bekehren zu wollen. "Wir sind denen entkommen und nun sollen wir sie in unserem juedischen Heimatland wiedersehen ?" so die Meinung eines Rabbiners.

Von Sepharadim, Ashkenazim und Kindern aus juedisch - arabischen Familien

B"H

Die Ueberschrift klingt vielleicht etwas seltsam und lang, doch eines haben alle drei Gruppen gemeinsam: Sie werden diskriminiert. Egal wer man ist, Diskriminierung gibt es immer. Nobody is perfect. Auch ihr oder ich werden diskriminiert.

Die haredischen ashkenazischen Schulen nehmen keine sephardischen Juden auf, worauf die Sepharden ihre eigenen Schulen gruendeten. Fuer ashkenazische haredische Kinder laege es unter ihrer Wuerde mit sephardische Haredim in eine Schule zu gehen. Was sich auch spaeter auf die Suche nach einem Shidduch (Ehepartner) auswirken wuerde.

Die Sepharadim dagegen geben beleidigt oeffentlich im Rundfunk bekannt, dass sie ihre Kinder lieber auf die Uni schicken, anstatt sie mit Ashkenazim in ein Klassenzimmer zu setzen.

Nun gehen die haredische Ashkenazim auch noch untereinander aufeinander los. Ein Kind, dessen Eltern kein koscheres haredisches Handy haben, oder dessen Vater ein blaues anstatt ein weisses Hemd traegt oder die Mutter mit zu kurzen Aermeln herumlaeuft, wird es schwer haben, in haredische Schulen wie Talmud Thora oder Beit Yaakov aufgenommen zu werden. Seit kurzem wurden die Aufnahmebedingungen erschwert.


Um auf die nichtrelig. Bevoelkerung zu sprechen zu kommen: Ausser Russen und Aethiopiern haben es vor allem die Kinder aus den sogenannten Mischehen am schwersten. Jedes Jahr heiraten einige Hundert israelischen Juedinnen Palaestinenser. Vor allem in der Stadt Nazareth liegt der Anteil recht hoch.
Ich will jetzt nicht auf saemtlich entstehende Familienkonfikte eingehen, nur soviel: Die Kinder haben es am schwersten. Keine richtige Dazugehoerigkeit in irgendeiner Gesellschaft. Fuer die einen sind sie Juden, fuer die anderen Araber.

Ich kenne einige Beispiele dafuer. Ein 18 - Jaehriger aus solch einer Ehe arbeitet in einem Jerusalemer Shop in der Jaffa - Strasse. Er hat einen arabischen Vornamen, doch hasst er Araber und wohnt mit seiner Mutter in einem juedischen Stadtteil in West - Jerusalem. Auf der Strasse aber halten ihn Armee und Polizei fuer einen Araber und er hat staendig Probleme seine Herkunft zu erklaeren.

Deutschland steht nicht allein mit seinen Bevoelkerungsproblemen.

Donnerstag, Februar 08, 2007

Parashat Yitro

B"H

Die Thoralesung fuer diesen Shabbat

In der dieswoechigen Thoralesung konvertieren Moshes Schwiegervater Yitro sowie die Israeliten. Die Israeliten deshalb, weil sie sich nun verpflichten, die Thora einzuhalten (Maharsha).

Die Thora haelt sich nicht immer unbedingt an die chronologischen Ereignisse und daher gibt es gleich ueber die ersten Saetze in Parashat Yitro vollkommen unterschiedliche Interpretationen. Was genau hoerte Yitro und wann kam er zu Moshe ? Laut Rashi hoerte Yitro vom Auszug aus Aegypten und dem siegreichen Krieg gegen Amalek. Die Mechilta andererseits lehrt, dass Yitro vom Krieg gegen Amalek und den 10 Geboten hoerte. Demnach waere Yitro nach den 10 Geboten zu den Israeliten gekommen und nicht vorher.

Die Konversion Yitros ging relativ leicht von statten. Er bekannte sich zu dem EINEN alles beherrschenden G-tt und damit wurde sein vorheriger Name Yeter in Yitro verwandelt, indem ein Vav am Schluss angehaengt wurde (Rashi und Moshe Alshich).

Am 1. des juedischen Monats Sivan erreichten die Israeliten Har Sinai (den Berg Sinai). Am darauffolgenden Shabbat sollten G-tt ihnen die 10 Gebote geben (Talmud Traktat Shabbat 86b).
Die Midrash Rabbah und der Talmud Traktat Avodah Zarah (Goetzendienst) 2b lehren, dass bevor G-tt die 10 Gebote bzw. die Thora gab, Er alle anderen Voelker befragte, ob sie nicht die Thora haben wollen. Als die Voelker hoerten, dass Diebstahl, Mord oder Goetzendienst verboten waren, lehnten sie die Thora ab. Nur das Volk Israel sagte "Na'aseh ve nishma" (wir werden tun und hoeren). Heisst, wir wollen nicht erst aufgelistet bekommen, was in den 10 Geboten steht, sondern wir tun es, weil Du unser G-tt bist. Die Israeliten wogen bei ihrer Zustimmung keine Vor - und Nachteile ab.

Der Vilna Gaon kommentiert, dass G-tt nur die Oberhaeupter der Voelker befragte und nicht jeden einzelnen. Innerhalb der Nationen gab es jedoch schon den ein oder anderen, der die Thora akzeptiert haette. Die Leute betrachtet der Vilna Gaon als die heutigen Gerim (Konvertiten). Damals hatten sie keine Chance, die Thora zu bekommen, was sie heute nachholen.

Die Gemara im Talmud Traktat Shabbat 87b lehrt, dass die Israeliten einige Mitzwot (Gesetze) aus der Thora schon auf einer ihrer allerersten Stationen in Marah bekamen. Naemlich die Shabbatgesetze, die Gesetze fuer die Rote Kuh (Parah Adumah) und das Zivilrecht (Rashi). Laut Rabbi Hirsch gehoerten dazu auch die Gesetze fuer die Beschneidung (Brit Milah).

Es heisst, dass als G-tt begann, den Israeliten die Gebote vorzutragen, deren Seelen (Neshamot) sie vor Ueberwaeltigung verliessen. Im selben Augenblick wurden sie von G-tt wiederbelebt (Talmud Shabbat 88b).
Ueberhaupt lernen wir an dieser Stelle sehr viel ueber Seelen. Die Israeliten bekamen in jenem Moment vor dem Berg Sinai den hoechsten Seelen - Level, welche sie kurz darauf aufgrund des Vergehens mit dem Goldenen Kalb verloren. Diesen hohen Seelen - Level nennt, unter anderem, der Baal Shem Tov Neshama Yeterah. Genau diesen Zustand erhalten wir mit dem Eintreffen des Meschiach zurueck. In der Zwischenzeit bekommen die Juden jeden Shabbat eine zusaetzliche Seele, welche auch Neshama Yeterah genannt wird. Diese zusaetzliche Seele erhalten wir jeden Freitag und verlieren sie am Mozzaei Shabbat. Daher sind wir am Shabbat spiritueller und mehr mit G-tt verbunden.

Am Berg Sinai erhielten die Israeliten die Thora, welche fuer alle Ewigkeiten (Deuteronomy 13:1, 13:2-4, 29:28) gilt. Alle juedischen Generationen sind zu ihrer Einhaltung verpflichtet. Die Gemara im Talmud Shavuot 39a und Shabbat 146a stellt die Frage, ob denn die kommenden Generationen und Konvertiten vor dem Berg Sinai auch einen Bund mit G-tt eingegangen sind.
Die Gemara und Kommentatoren antworten, dass alle juedischen Seelen vor dem Berg Siani standen (Rokeach). Alle Seelen der folgenden Generationen wurden zu Moshe gebracht (Maharsha). Wir alle haben am Berg Sinai gestanden, bewusst oder unbewusst. In anderen Schriften heisst es, dass seit dem Berg Sinai keine neuen juedischen Seelen mehr erschaffen worden sind, sondern wir alle Reinkarnationen der 600.000 Israeliten sind, die damals die Thora erhielten.
Jede Seele schwoerte damals G-tt, die Thora zu akzeptieren. Wir sind einen direkten Bund mit G-tt eingegangen und benoetigen kein Medium, wie Engel etc., zwischen Ihm und uns (Rabbi Hirsch).

Die Gemara im Talmud Traktat Shabbat 89a lehrt, dass Sinai (סיני) eigentlich Hass heisst. Die Erklaerung in der Gemara ist simple: Am Berg Sinai hasste G-tt die Goetzenanbeter.
Der Iyun Yaakov und der Rambam vertreten eine andere Ansicht: Am Berg Sinai begann der eigentlich Antisemitismus. Die Juden bekamen die Thora und andere Voelker waren neidisch. Daher ist der Sinai die Wurzel des Antisemitismus.

Als all die Israeliten zu Moshe kamen und ihn um Rat fragten, war Yitro geschockt und schlug die Ernennung von Richtern vor. Damals kamen die Leute zu Moshe und wollten den Rat G-ttes in allen moeglichen Lebenslagen. Dieses lehrt uns, dass wir heute wie damals G-tt um Rat fragen sollen (Rabbi Hirsch). G-tt ist ein Teil unseres alltaeglichen Lebens und nicht nur einmal pro Woche in der Synagoge present.
Mit der Anerkennung, dass G-tt der Erschaffer jeglicher Existenz ist, gelingt es uns vielleicht zu der Einsicht zu gelangen, dass nichts im Leben selbstverstaendlich ist.

In den Synagogen werden die 10 Gebote dreimal pro Jahr gelesen: In den Parashot Yitro, Vaetchanan und an Shavuot.Shabbat Shalom

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Rambam: Rabbi Moshe ben Maimon (Maimonides), juedischer Philosoph, geboren 1135 in Cordoba / Spanien und verstorben 1204 in Kairo. Begraben in Tiberias / Israel.

Rabbi Samson Raphael Hirsch: geboren 1808 in Hamburg und verstorben 1888 in Frankfurt / Main, wo er Rabbiner war.

Rokeach: Rabbi Elazar Rokeach oder Rabbi Eliezer von Worms. 1176 - 1238, Talmudist, Kabbalist, litt unter den Kreuzrittern, welche auch seine Familie ermordeten (1196).

Maharsha: Rabbi Samuel Eidels, 1555 - 1631, beruehmter Talmud - Kommentator. Geboren in Krakau. Seine Mutter Gitel war eine Cousine des Maharal von Prag.

Rashi: Rabbi Shlomo Yitzchaki, 1040 - 1105. Lebte in Frankreich und war einer der beruehmtesten Talmud - u. Thora - Kommentatoren.

Rabbi Moshe Alshich: geboren 1508 in der Tuerkei, verstorben 1593 in Safed / Israel. Rabbi und Thora Kommentator. Er war Schueler des beruehmten Rabbiners Yosef Karo. Rabbi Alshichs beruehmtester Schueler war Rabbi Chaim Vital.

Baal Shem Tov: Israel ben Eliezer, ca. 1700 - 1760, Gruender des Chassidimus

Vilna Gaon: Rabbi Eliyahu ben Shlomo Zalman, Litauen, 1720 - 1797, Talmudgelehrter und Kabbalist, Gegner der Chassidim

Iyun Yaakov: Rabbi Yaakov ben Joseph Reischer, 1661 - 1733, oesterreichischer Rabbiner, Rabbinat Worms und Metz

Mittwoch, Februar 07, 2007

Wenn der Feind konvertiert......

B"H

Und es gibt sie auch.....Die muslimischen Konvertiten zum Judentum.

In der muslimischen Welt ist es ein Tabu, wenn jemand zu einer anderen Religion wechselt. Aegypten, zum Beispiel, bekaempft jede Art von christlicher Mission auf das Entschiedenste. Die Missionare koennen dort sogar mit Gefaengnis bestraft werden.
Wer aus Ost - Jerusalem seine Religion wechselt, muss sich ueber die etwaigen Folgen im klaren sein; naemlich dass er sich vielleicht bei seiner Familie und Freunden nicht mehr blicken lassen darf.

Persoenlich kenne ich einige Moslems, die in Israel zum Judentum konvertiert sind. Eine Tunesierin, eine Marokkanerin und eine ehemals muslimische Israelin aus Nazareth, die in den USA konvertierte und heute mit einem Haredi verheiratet ist. Diese aufgezaehlten Leute haben sehr wohl noch Kontake mit ihren Eltern.

Nicht nur, dass Konvertiten aus Ost - Jerusalem von ihrer Familie verstossen werden koennten, auch macht ihnen nach dem Giur das israelische Innenministerium das Leben nicht leichter. Eben solch ein muslimischer Konvertit lebt in einer Yeshiva und wartet schon seit Ewigkeiten auf den Vermerk im israel. Personlausweis, dass er jetzt Jude ist bzw. das er seinen neuen juedischen Namen eingetragen bekommt.

Krawalle am Tempelberg

B"H

Seit dieser Woche gibt es wieder Krawalle am Tempelberg in Jerusalem und ich habe dazu einen kompletten Beitrag in meinem zweiten Blog http://lebeninjerusalem.blogspot.com/ geschrieben. Der Beitrag wuerde in beide Blogs passen, doch habe ich mich fuer den Jerusalem - Blog entschieden.

Miriam

Dienstag, Februar 06, 2007

Breslover Chassidim in Action

Trailer for YIPPEE, Paul Mazursky's new film



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Geburtstag im Judentum

B"H

Rabbi Mordechai Machlis erklaerte einmal die Bedeutung des Geburtstages im Judentum. Die Kommentatoren lassen sich nicht so richtig aus ueber das Thema, doch der Rabbi meinte, dass jeder an seinem Geburtstag ein bestimmtes Sechut (Recht) hat.
Wer fuer etwas eindringlich betet, dem koennte es passieren, dass sein Traum erfuellt wird.

Eine Kollegin meinte vorhin zu mir, dass am Geburtstag der Verlauf des Jahres bis zum naechsten Geburtstag festgelegt wird.

Soweit zu meinem heutigen hebraeischen Geburtstag. Ich habe ja diese Woche nochmals.

Allen anderen, die auch gerade Geburtstag haben: Mazal Tov.

Montag, Februar 05, 2007

Giur und Halacha

B"H

Eines vielleicht erst einmal kurz vorweg:
Meiner Meinung nach sollten Konvertiten nach dem Giur ein neues Leben beginnen. Ohne ihr Altes zu vergessen, versteht sich. Manche Konvertiten leben auch nach dem Giur weiter mit dem Thema. Sobald allein schon das Wort GIUR auftaucht, wird das Thema sofort wieder aktuell.
Es muss im Leben weitergehen und man sollte mit dem Thema abschliessen, um sich auf ein Weiterleben "danach" konzentrieren zu koennen und nicht immer wieder alles neu aufrollen. Das Leben nach dem Giur besteht nicht nur aus Giur. Life goes on.
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Schon zur talmudischen Zeit gab es unterschiedliche Ansichten ueber die Aufnahme von Gerim (Konvertiten) ins Judentum. Einige Rabbiner (Talmud Pesachim 87b) begruessten die Aufnahme, andere dagegen sahen Gerim als eine Plage (Yevamot 47b).

Die Talmud Traktate Gerim und Yevamot beschaeftigen sich ausgiebig mit dem Thema Giur. In beiden Traktaten (Yevamot 47a) lehrt die Gemara, dass die Rabbis einen potentiellen Konvertiten darauf aufmerksam machen sollen, dass er sich eventuell einem Volk anschliesst, welches verfolgt und gehasst wird.
Daraufhin folgt eine Auflistung der Mitzwot (Gesetze), die der Konvertit mach dem Giur einhalten muss.

In Yevamot 47b heisst es, dass Konvertiten, die nach dem Giur keine Mitzwot halten, eine Plage fuer Israel seien. Rashi erklaert dazu, dass diese Gerim geborene Juden verleiten koennten, auch keine Mitzwot mehr zu erfuellen.
Die Tosafot haben eine ganz andere ueberraschende Meinung: Gerim halten sich oft strenger an die Mitzwot als geborene Juden und koennten somit die geborenen Juden vor G-tt in einem schlechten Licht erscheinen lassen.

Ein Ger, der einen geborenen Juden heiratet, aber keine Mitzwot mehr einhaelt, ist dennoch Jude und die Ehe ist gueltig (Yevamot 47b). Obwohl er "suendigt", behaelt er seinen juedischen Status (siehe auch Sanhedrin 44a, Rashi und Tur). Ein Konvertit muss in der Zeit, in der er in die Mikwe geht, bereit sein, die Mitzwot einzuhalten (Yevamot 47b).

Jemand der nur aus Liebe, Angst oder zwecks Heirat konvertiert, wird im Traktat Gerim, Kapitel 1, nicht als Konvertit gesehen. Man muss allein aus religioesen Motiven konvertiert sein. Offensichtlich gibt es einen grossen Unterschied, mit welcher Intension jemand in die Mikwe geht.
Nach saemtlichen Auflistungen folgen am Schluss des Traktates Komplimente, dass G-tt ernsthafte Konvertiten liebt.

Die Realitaet schaut heute weitgehend anders aus, wobei zwischen nationalreligioesem und haredischem Beit Din unterschieden werden muss. Bei Nationalreligioesen herrscht die Meinung, dass wer schon zwecks Ehe konvertiert, zumindest juedische Kinder haben soll. Und wer weiss, vielleicht werden die ja sogar einmal religioes.
Haredim haben natuerlich strengere Vorstellungen und schon allein das Aufnahmeverfahren in den Giurprozess verlaeuft anders.

Nicht jeder Giur ist gleich Giur. Ich hoerte einige Stories von Freunden, die beim Rabbanut (Oberrabbinat) konvertiert waren, doch im Endeffekt bei eben jenem Rabbanut auf Schwierigkeiten stiessen, eine Heirat bewilligt zu bekommen. Ploetzlich begannen die Rabbiner mit Nachforschungen ueber den religioesen Background. Vor allem, wenn ein Konvertit einen geborenen Juden heiraten will.
Heiratet ein Konvertit einen anderen Konvertiten, so gibt es gewoehnlich keine Probleme.
Ein Bekannter von mir (in der Yeshiva Machon Meir konvertiert und religioes) wollte die Tochter eines Cohen (halachisch einwandfrei) heiraten und hatte die groessten Probleme, eine Bewilligung zu bekommen.

Laut kabbalistischen Quellen findet waehrend der Mikwe ein Seelenaustausch statt und der Konvertit bekommt, wenn er ernsthaft bei der Sache ist, eine neue juedische Seele (Neshama).

Vor dem Eintritt in einen Giurkurs sollte sich jeder auf alle Faelle informieren; werden der Kurs bzw. das Beit Din hinterher anerkannt und von wem und wo ?

Etwas mehr zum Thema Giur gibt es am Donnerstag in meiner woechentlichen Thoraparsha. In YITRO diese Woche konvertieren Yitro (Moshes Schwiegervater) und die Israeliten. Die Mefarshim (Kommentatoren) haben eine Menge zu dem Thema zu sagen; vor allem der Vilna Gaon.

Handys und Schule

B"H

Ankuendigung in der gestrigen Ausgabe der haredischen Tageszeitung "HaModia":

Schuelerinnen und Schueler, welche nicht ueber ein sogenanntes koscheres Handy verfuegen, koennen ab sofort von haredischen Schulen verwiesen bzw. nicht mehr aufgenommen werden.

Es gibt in Israel ein spezielles koscheres Telefonnetz fuer Haredim, indem eine Firewall gegen pornographisch Inhalte besteht.

Talmud Traktat Gerim (Konvertiten)

B"H

Es gibt, laut Kommentaren zufolge, zu meinem vorherigen Beitrag "Neues vom Giur in Israel" viele offene halachische Fragen zum Giur (Konversion zum Judentum).
Wer ist nach dem Beit Din wirklich Jude und wer nicht ? Was, wenn ich keine Mitzwot halte und kein relig. jued. Leben fuehre ?

Vielen ist unbekannt, dass es diesbezueglich im Talmud dazu einen kurzen Traktat gibt, aus dem ich heute abend einen Beitrag verfassen werde. Was sagt die Halacha und wie schaut die Praxis der Rabbiner und die Realitaet aus ?

Miriam

Sonntag, Februar 04, 2007

Chassidut Breslov - Teil 1

B"H

Wer schon einmal in Israel war, der kennt sie bestimmt; die Breslover Chassidim. Oft sieht man sie tanzend an oeffentlichen Plaetzen wie in Tel Aviv in Rehov Sheinkin oder in HaYarkon am Strand. In Jerusalem vor allem am Zion Square und am Mahane Yehuda Markt. Weisse Kipa auf dem Kopf, ein wenig Hippie - Style, zu lauter Musik huepfend und Buecher verkaufend.
Dieses aber ist nur eine Gruppe der Breslover Chassidim, denn diese unterteilen sich in mindestens drei Gruppen, wenn nicht mehr.

1. Die o.g. Tanzenden, genannt die Na Nach Nachman MeUman. Fast immer juengere Leute, die im spaeteren Verlauf ihres Lebens religioes wurden. Sie werden von allen anderen Breslovern wenig ernst genommen und belaechelt.

2. Die alteingesessenen Breslover in Mea Shearim. Sie distanzieren sich von den spaeter dazu Gestossenen und sehen sich als die wahren Erben des Rabbi Nachman von Breslov. Sie beherrschen die grosse Breslov - Synagoge in Rehov Mea Shearim.

3. Die spaeter religioes gewordenen Breslover Chassidim um Rabbi Eliezer Berland und Rabbi Arush (ein ehemaliger Schueler Berlands). Erst belaechelt, wird Rabbi Berland nun sogar von den Alteingesessenen als grosser Zaddik (Gerechter) anerkannt.
Rabbi Eliezer Berland wohnt nur wenige Meter von Rehov Mea Shearim entfernt und ist Leiter einer Yeshiva in der Jerusalemer Altstadt. Seine Eltern sind Holocaust - Ueberlebende aus Ungarn.

Die Chassidut Breslov zu beschreiben ist sehr aufwendig und daher habe ich mich entschlossen, den Beitrag in zwei Teile zu spalten. In die Person Rabbi Nachmans und Allgemeines und die eigentliche Chassidut Breslov.

Rabbi Nachman ist vor allem bekannt durch seine Parabeln, welche er seinen Chassidim erzaehlte. Hier ein kleines Beispiel:

http://hamantaschen.blogspot.com/2006/10/der-schatz-unter-der-bruecke.html

Doch Chassidut Breslov ist mehr als nur Parabeln. Rabbi Nachman wird in der Chassidut als der erste angesehen, der Thoralehren in Parabel - Form erzaehlte. In Wahrheit aber lehrte schon Koenig Salomon 3000 Parabeln zu jedem Thema der Thora (Talmud Traktat Eruvin 21b).

Persoenlich habe ich heute mehr Kontakte zu Breslov als zu Chabad. Ich habe Breslov Freunde, Arbeitskollegen (Dank an Chaya, die mir einige Insights gab) und lerne sehr viel Likutei Moharan, DAS Breslov - Buch.
Was den Chabadnikkim das Tanya, so ist der Likutei Moharan die Breslov Philosophie.
Genauso wie das Buch Tanya ist der Likutei Moharan sehr kabbalistisch und enthaelt die Lehren des Rabbi Nachman.
Fuer Interessierte: Im Stadtteil Nachlaot gibt es Likutei Moharan - Unterricht im Hause von Rabbi Shalom Brod. Lehrer: Rabbi Gedalyah Fleer.
Ein weiterer beliebter Breslov - Rabbi mit guten Vortraegen ist Rabbi Peretz Auerbach.

Die Person des Rabbi Nachman ist nicht unumstritten. Er war der Gruender und der einzige Rebbe, welchen die Breslover Chassidim jemals hatten. Nach seinem fruehen Tod, im Alter von nur 38 Jahren, fanden die Chassidim keinen Nachfolger. Zwar uebernahm sein Schueler Rabbi Nathan Sternhartz etwas die Fuehrung, doch als Rebbe sah er sich nie.
Heute wird die Chassidut Breslov von anderen chassidischen Gruppen als "Toite Chassidut" (tote Chassidut) tituliert. Eine Gruppe ohne Rebben. Ein fehlender Rebbe aber war in dem Falle kein Nachteil, denn die Gruppe existiert bis heute. Dennoch beeinflusste das Fehlen eines Rebben die Richtung der Breslover.

Die Breslover sehen sich als die wahren Nachfolger des Baal Shem Tov, war doch Rabbi Nachman dessen Urgrossenkel. Geboren im Jahre 1772, heiratete Rabbi Nachman schon im fruehen Alter von nur 13 Jahren. Von klein auf lernte Rabbi Nachman Thora, Talmud und die Lehren des Baal Shem Tov. Ab einem gewissen Alter fastete er von Shabbat zu Shabbat.
1798 reiste Rabbi Nachman nach Israel und kaum wieder daheim in der Ukraine, zog er im Jahre 1802 nach Breslov. Kurz vor seinem Tod im Jahre 1810 zog er nach Uman, wo er auch begraben ist.

Zuerst ein grosser Bewunderer von Rabbi Nachman wurde Rabbi Aryeh Leib von Shpola spaeter sein groesster Kritiker. Er betrachtete die Lehren des Rabbi Nachman, genauso wie andere Kritiker der chassidischen Bewegung, als eine Art Shabtai - Zvi - Bewegung, was falsch war. Der Popularitaet des Rabbi Nachman tat das aber bis heute keinen Abbruch. Eher im Gegenteil. Heute gibt es geradezu eine Welle neuer Breslover und jeder kann zu der Gruppe stossen. In Israel erfreuen sie sich mehr Zulauf als Chabad.
Es existiert kein einziges Photo von Rabbi Nachman, nur sein Stuhl ist in der grossen Breslover Synagoge in Mea Shearim zu bewundern.

Die Breslover Gemeinden in der Ukraine wurden 1941 von den Nazis vernichtet. Rabbi Nachman war sehr zionistisch und hatte schon zu seiner Zeit vielen Breslover gesagt, nach Israel zu ziehen.

Der naechste Beitrag wird sich mit den populaeren Lehren des Rabbi Nachman beschaeftigen.

Donnerstag, Februar 01, 2007

Neues vom Giur (Konversion) in Israel

B"H

In der Wochenausgabe der Haredi - Zeitung "HaShavua Be'Yerushalaim" (Die Woche in Jerusalem) steht heute ein interessanter Artikel ueber den Haredi - Giur in Israel.

Es gab vor ein paar Tagen ein Treffen zwischen Haredi - Rabbinern, die darueber diskutierten, wie man orthodoxe Konvertiten besser in die lokalen Gemeinden eingliedern koennte. Vor allem bei Haredi - Gemeinde gibt es diesbezueglich grosse Probleme.
Wie ich schon haeufiger schrieb, werden Konvertiten in deren Gesellschaft oft etwas ablehnend oder von oben herab betrachtet. Ob sich das nach der Rabbinerdiskussion, aendern wird, mag ich bezweifeln. Es steht auch nichts darueber geschrieben, was bei dem Treffen herauskam.
Allerdings wurden wieder einmal erneut die Konvertiten kritisiert, die nach dem Giur keine Mitzwot mehr einhalten. Es wurden keine Namen genannt, doch wird damit wohl auf die nationalreligioesen orthodoxen Konversionen angespielt.
Die Prozentzahl bei deren Konvertiten, die nach dem Uebertritt kein relig. Leben fuehren, liegt sehr hoch.

In Jerusalem gibt es einen Rabbiner (der an der Konferenz beteiligt war), welcher Haredi - Konversionen durchfuehrt. Er ist in dieser Angelegenheit sehr streng und ernsthaft bei der Sache. Ich habe ihn zweimal persoenlich, wenn auch in einer ganz anderen Angelegenheit, getroffen.

Es kommt immer wieder die Diskussion auf, inwieweit selbst ein orthodoxer Giur in Israel von Haredim anerkannt wird. Nationalreligioese Konversionen sprich Rabbanut (Oberrabbinat) sind nicht immer anerkannt. Aber es ist total chaotisch wenn verlangt wird, dass wer Belz sein will, bei Belz nochmals konvertiert, oder nochmals bei Gur oder den Satmarer Chassidim.
Wer allerdings bei jenem Haredi - Rabbi gleich von Beginn an konvertiert, duerfte in dieser Angelegenheit gar keine Probleme mehr haben. Er wird ueberall anerkannt.

Wer einen weiteren koscheren Haredi - Konversionsrabbi sucht, kann sich an den Oberrabbiner von Bnei Brak, Rabbi Nissim Karelitz, wenden. Doch bei beiden Rabbis sind nur sehr ernsthafte Kandidaten erwuenscht. Trotz allem muss ich eines zugeben: Deren Kandidaten fuehren auch nach dem Giur ein sehr relig. Leben. Die Erfolgsquote liegt hoch.

Parashat Beshalach

B"H

Die Thoralesung fuer diesen Shabbat

Dies dieswoechige Parasha beginnt mit den Worten "Vayechi" (und es geschah). Immer wenn dieses Wort am Anfang einer Parasha auftaucht, leitet es nichts Gutes ein.

"Und es geschah nachdem Pharao das Volk fortgeschickt hatte..."
An dieser Stelle wird im Hebraeischen das Volk "AM" genannt und nicht wie in den nachfolgenden Saetzen "BNEI ISRAEL". Aus diesem Zusammenhang heraus sehen viele Kommentatoren, dass es sich hier um zwei verschiedene Voelker handelt.
Naemlich um die Israeliten und eine weitere Gruppe, von der schon in der vorherigen Parashat Bo (Exodus 12:38) die Rede war: die Erev Rav (Mixed Multitude).
Wer oder was genau sind die Erev Rav, auf welche Yalkut Reuveni, der Zohar, der Arizal, der Kli Yakar, der Ohr HaChaim und viele andere soviel Wert legen ?
Das genaue Konzept, auf welchem die Erev Rav basieren, finden wir in der Gemara des Talmud Traktates Chagigah 13b - 14a. Diese Gemara wiederum stuetzt sich auf Psalm 105:8. Die Thora haette erst nach 1000 Generationen gegeben werden sollen, doch gab G-tt sie den Juden nach nur 26 Generationen. Wo sind also die fehlenden 974 Generationen ?
In der Kabbalah nehmen diese 974 Generationen ein weites und wichtiges Spektrum ein, und ich fasse mich hier nur sehr kurz. Ohne Thora kann die Welt nicht existieren und daher wurde die Thora uns schon eher gegeben. Die Zeit bis zur Generation 1000 waere zulange gewesen. Seither werden die Seelen der 974 Generationen in jeder Generation reinkarniert, damit sie ihren Tikkun ("Seelenreparatur") erhalten. Bis zur Ankunft des Meschiach.
Diese Erev Rav wurden aufgrund des Vergehens von Adam in der Generation der Flut, des Turmes zu Bavel und der Einwohner Sodoms reinkarniert. Spaeter war die Generation in Aegypten und in der Wueste die naechste Reinkarnation.

Die Erev Rav, welche zusammen mit den Israeliten aus Aegypten auszogen, waren aegyptische Konvertiten zum Judentum. Sie waren nur aus Materialismus konvertiert, da sie wussten, dass die Israeliten einmal Aegypten verlassen werden. Auf Englisch gibt es den Ausdruck "They jumped on the bandwagon" - "Sie sprangen mit auf den Zug", um so aus Aegypten wegzukommen.

Rabbi Yitzchak Luria (der Arizal) sieht die Erev Rav daher als unehrliche Konvertiten, die nur ihrer eigenen Vorteile wegen zum Judentum konvertierten.
Ueberall in der Thora, wo die Erev Rav auftauchen und es Probleme fuer das Volk Israel gibt, sind die Erev Rav involviert (Ohr HaChaim).
In dieser Parasha sehen wir es an den Beschwerden, dass es entweder kein Wasser oder kein Essen gibt. Pharao baute auf die Erev Rav, denn diese sollten Moshe in Frage stellen und die Israeliten dazu verleiten, wieder nach Aegypten zurueckzukehren. In ca. fuenf Wochen, in der Parasha Ki Tisa, werden wir die Erev Rav noch ausfuehrlicher kennenlernen. Dann naemlich erweist sich ihre Mitnahme als fataler Fehler, dessen Folgen uns noch heute begleiten.

Die Thora lehrt uns, dass Moshe des Sarg Yosefs mitnahm. Woher wusste Moshe, wo genau sich der Sarg befand ? Die Gemara im Talmud Traktat Sotah 13a gibt uns Aufschluss. Moshe befragte Serach, die noch lebende Tochter Ashers. Als einzige wusste sie noch, wo genau der Sarg im Nil begraben war.
Mit Hilfe einer der Namen G-ttes hob Moshe den Sarg aus dem Nil. Der Name stand auf einem Zettel, welchen Moshe unvorsichtigerweise liegen liess. Micha, ein Israelit, fand ihn und in der Parasha Ki Tisa werden wir sehen, wozu genau jener Zettel verwendet wurde.

Schliesslich erreichten die Israeliten das Rote Meer. Die aegyptische Armee verfolgte sie und die Israeliten reagierten auf vier verschiedene Art und Weisen:
eine Gruppe wollte kaempfen, eine Gruppe wollte nach Aegypten zurueckkehren, einige wollten ins Meer gehen und wieder andere wollten beten.
Hierzu kommentiert der Lubawitscher Rebbe, dass ein Jude sich nie der Umgebung anpassen und assimilieren soll. Jeder kann beginnen Thora zu lernen und sein Leben zu aendern. Manchmal ist die Tatsache, dass jemand sein Leben aendert genauso schwierig wie der Gang durch das Rote Meer.

Oft fragen wir uns, warum die Israeliten soviele Stationen in der Wueste passieren mussten. Allein in dieser Parasha gehen sie in die Wueste Shur, dann nach Marah, nach Elim, in die Wueste Sin und nach Rephidim.
Viele Kommentatoren sehen diese Stationen symbolisch als Stationen im Leben jedes einzelnen von uns. Auch wir durchlaufen in unserem Leben viele Stationen und Phasen, die uns weiterbringen oder zurueckwerfen. Jeder von uns macht im Leben seine eigenen Erfahrungen, welche ihn hoffentlich zu einem hoehren Level fuehren werden. Ziel ist es, sich weiterzuentwickeln und nicht an einer Station stehenzubleiben.

Shabbat Shalom

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Ohr HaChaim: Rabbi Chaim ben Atar, geboren 1696 in Marokko und verstorben 1743 in Israel, Thorakommentator, Kabbalist und Talmudist

Arizal: Rabbi Yitzchak ben Shlomo Ashkenazi Luria, geboren 1537 in Jerusalem und verstorben 1572 in Safed (Nordisrael). Er war einer der groessten Kabbalisten und ist bekannt fuer seine Lurianische Kabbalah und sein Buch ETZ CHAIM. Sein beruehmtester Schueler ist Rabbi Chaim Vital.